Er kam sah und siegte. Timo Benitz hat am Sonntag beim 24. Internationalen Läufermeeting in Pliezhausen alle Favoriten über 1.000 Meter düpiert und in 2:16,90 Minuten für einen Paukenschlag gesorgt. Der Läufer der LG farbtex Nordschwarzwald krönte mit seiner Leistung ein hochklassiges Meeting, das vier Meetingrekorde und eine U20-WM-Norm für Eugene (USA; 22. bis 27. Juli) sah.
Der WM-Fünfte Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt), der U20-Europameister Patrick Zwicker (LC Rehlingen) oder der Deutsche Hallenmeister Andreas Lange (LG Reinbeck-Ohe)? Wer gewinnt die 1.000 Meter in Pliezhausen? Das war die Frage, die sich kurz vor dem Start stellte. Die Antwort lautet: Timo Benitz.
Der junge Mann aus dem Nordschwarzwald zündete 300 Meter vor dem Ziel den Turbo und flog auf den letzten 80 Metern an dem bis dato enteilten Homiyu Tesfaye vorbei. Dieser hatte nach 500 Metern attackiert und das Feld weit auseinander gerissen.
Bundestrainer überrascht
2:16,90 Minuten zeigte die Uhr. Den Meetingrekord unterbot der 22-Jährige damit um mehr als zwei Sekunden. „Das ist ein Quantensprung für Timo“, war auch Bundestrainer Jens Boyde überrascht und beindruckt. „Ich muss aber auch Homiyu ein Lob aussprechen. Er ist volles Risiko gelaufen und hat damit maßgeblichen Anteil an den schnellen Zeiten.“
Der Sieger selbst konnte es ebenfalls kaum fassen: „Wir haben im Training noch nicht mal so spezifisch trainiert und dann diese Zeit! Aber wenn du die Jungs vor dir siehst und sie kommen immer näher, dann vergisst du einfach das ganze Laktat in deinen Beinen“. Hinter Timo Benitz liefen auch Homiyu Tesfaye (2:17,56 min), Patrick Zwicker (2:20,11 min) und Abdi Uya Hundessa (LG Mengerskirchen; 2:20,62 min) schnelle Zeiten.
Andreas Vojta schlägt deutsches Duo
Auf der längsten Distanz wollte der Tübinger Arne Gabius den 20 Jahre alten Meetingrekord (7:49,50 min) unterbieten, doch dieses Vorhaben misslang. Auf den ersten 1.800 Metern sorgte Simon Stützel (ART Düsseldorf) für das Tempo. Als der seine Tempoarbeit erledigt hatte, lag ein Trio mit Gabius, dem Österreicher Andreas Vojta und Marcel Fehr (LG Limes Rems) an der Spitze. Die Entscheidung fiel auf den letzten 150 Metern, mit dem besseren Ende für den Österreicher. Der 24-Jährige spielte seine Grundschnelligkeit aus und gewann in 7:53,81 Minuten. Arne Gabius (7:54,25 min) und Marcel Fehr (7:54,63 min) folgten auf den Rängen zwei und drei.
Besser machte es Elina Sujew. Die Hamburgerin lief in 9:04,30 Minuten einen neuen Meeting-Rekord. Ihre Zwillingsschwester Diana hatte wenige Stunden zuvor die 1.000 Meter gewonnen, in 2:40,07 Minuten allerdings die angepeilte Zeit von unter 2:40 Minuten hauchdünn verpasst.„Das Ziel habe ich nicht ganz erreicht, aber primär war mir heute der Rennverlauf wichtig. Und ich habe hinten raus ziemlich gut durchgezogen“, war die 23-Jährige mit ihrem sechsten Auftritt im Schönbuchstadion dennoch zufrieden.
Fabienne Kohlmann trumpft über 600 Meter auf
Über 300 Meter Hürden musste sie sich noch mit Platz zwei und einer Zeit von 41,3 Sekunden zufrieden geben. Über 600 Meter lief es für Fabienne Kohlmann dann deutlich besser. Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen mit Christina Hering (LG Stadtwerke München; 3. Platz; 1:27,12 min) löste sich die 24-Jährige erst auf den letzten 50 Metern und verbesserte in 1:26,10 Minuten ihren eigenen Meeting-Rekord um zwei Zehntel.
„Ich will in diesem Jahr über 800 Meter wieder an die zwei Minuten heran laufen und bei der EM ins Halbfinale. Das heute hat mir gezeigt, dass das möglich ist und ich auf dem richtigen Weg bin", erklärte Kohlmann.
Meetingrekord Nummer vier gab es über die 300 Meter flach. Der Pole Rafal Omelko sprintete 32,31 Sekunden. Dahinter machten auch Thomas Schneider (SC Magdeburg; 32,81 sec) und Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München; 33,12 sec) einen guten Eindruck.
Christiane Klopsch mit vielversprechendem Einstieg
Flott unterwegs war Christiane Klopsch (LG ovag Friedberg-Fauerbach) über die 300 Meter Hürden. In 39,3 Sekunden sprintete die 23-Jährige auf Position zwei in der ewigen Meeting-Bestenliste und war sehr zufrieden mit ihrem Auftritt.
„Es hat sich sehr stabil angefühlt. Ich hätte ohne Probleme noch 100 Meter weiterlaufen können. Ich war hier noch nie so schnell. Mein Ziel war, unter 40 Sekunden zu bleiben“, sagte die Deutsche Meisterin über die 400 Meter Hürden nach Lauf eins und legte in 39,7 Sekunden im zweiten Lauf gleich nochmal eine Zeit unter 40 Sekunden nach.
Nicht weniger überlegen war Silvio Schirrmeister. Der Chemnitzer gewann seinerseits beide Durchgänge und ließ der Konkurrenz in 35,4 und 35,2 Sekunden keine Chance. „Ich komme jetzt seit fünf Jahren hierher und es macht mir jedes Mal verdammt viel Spaß“, sagte der 25-Jährige, der seine bisherige Meeting-Bestzeit von 35,3 Sekunden unterbot.
Sprinterinnen haken U20-WM-Norm ab
Sie machten es spannend, aber am Ende schafften sie es doch. Während im ersten Lauf die Uhr erst nach 47,07 Sekunden stoppte, drehte das Quartett Nina Braun (CLV Siegerland), Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF), Gina Lückenkemper (LAZ Soest) und Jessie Maduka (ART Düsseldorf) im zweiten Durchgang auf. 44,72 Sekunden und damit die Norm (45,70 sec) für die U20-WM.
„Das war mega-hammer-obergenial. Unser Wechsel war der Hammer. Zweimal innerhalb so kurzer Zeit die Staffel laufen zu können ist top“, sagte Gina Lückenkemper sichtlich begeistert, und lag damit auf einer Wellenlänge mit Lisa-Marie Kwayie: „Ich bin überglücklich, weil wir gar nicht damit gerechnet haben. Dass es Stadionrekord und Quali ist, das ist einfach so obergenial.“
Weniger gut lief es am Vormittag für Alina Reh. Die 16-Jährige ging das Rennen über die 3.000 Meter wie gewohnt offensiv an und lag auf einem Kurs von etwa 9:15 Minuten. Die Norm (9:30,00 min) für die U20-WM schien nur reine Formsache. Doch 800 Meter vor dem Ziel musste die Erbacherin das Rennen aufgeben.
Gregor Traber kann es auch ohne Hürden
Gregor Traber ließ dieses Mal ausnahmsweise die Hürden beiseite, was dem Ergebnis jedoch nicht schadete: 8,86 Sekunden und Platz 1 über die 80 Meter stand am Ende für den 21 Jahre alten Tübinger zu Buche. „Die Zeit sagt mir wenig, weil ich zum ersten Mal über 80 Meter am Start war. Ein Sieg fühlt sich aber immer gut an. Am Start lief es noch etwas holprig, aber danach bin ich gut reingekommen. Das große Ziel diese Saison ist natürlich Zürich“, sagte der Fünfte der Hallen-WM.
Auf den geplanten Start über 150 Meter verzichtete der Tübinger allerdings aufgrund leichter Probleme mit dem Rücken und aus Rücksicht auf sein großes Ziel
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