| Domspringen Aachen

Tobias Scherbarth siegt bei Björn-Otto-Abschied

Tobias Scherbarth hat am Mittwochabend das 12. NetAachen-Domspringen gewonnen. Bei einmal mehr erstklassiger Atmosphäre geriet das Sportliche aber beinahe zur Nebensache: Im Mittelpunkt stand der Deutsche Stabhochsprung-Rekordler Björn Otto, der seinen Ausstand als Leistungssportler gab. Rund 5.000 Zuschauer waren vor der bekannt außergewöhnlichen Kulisse absolut aus dem Häuschen.
Harald Koken

Schon bei der Athleten-Präsentation wurde Björn Otto mit Sprechchören und tosendem Applaus gefeiert. Zahlreiche der rund 5.000 Zuschauer nutzten später die Gelegenheit, um sich ein Selfie mit dem 38-Jährigen vom ASV Köln zu sichern – dort, wo er am höchsten gesprungen ist. Am 5. September 2012 – kurz nach seinem Olympia-Silber – verbesserte Björn Otto auf dem Aachener Katschhof den deutschen Rekord auf 6,01 Meter.

Insgesamt gewann Björn Otto viermal in Aachen. Beim überaus emotionalen Abschied hievte sich der Publikumsliebling nach tadellosen Sprüngen über 4,80 Meter und 5,00 Meter auch auf Anhieb über 5,10 Meter. 5,20 Meter waren dann zu hoch. „Es war seit drei Jahren mein schnellster Anlauf. Das merkt man, nicht nur in der Achillessehne. Ich bin schließlich ein alter Mann“,  schmunzelte der ausgebildete Pilot, der nun die Karriere nach der Karriere vorantreiben möchte.

Langjährige Wegbegleiter standen Spalier

„Ich hatte mir gewünscht, dass eine Fünf vorne steht. Das habe ich geschafft“, strahlte Björn Otto, während ihm langjährige Weggefährten anerkennend die Hand schüttelten. Darunter Rens Blom, Jeff Hartwig, Danny Ecker, Karsten Dilla, Hendrik Gruber und Michael Stolle. Extra-Umarmungen gab es durch die Trainer Michael Kühnke und Jörn Elberding sowie Manager Marc Osenberg.

„Danke, Aachen“, rief Björn Otto dem Publikum zu. Zum Klub der Sechs-Meter-Springer zu gehören, habe für ihn eine ganz besondere Bedeutung. „Egal wie mein künftiges Leben aussieht, für das Aachener Domspringen nehme ich mir auf jeden Fall Urlaub“, versprach der Kölner.

Tobias Scherbarth fit für Berlin

Der Deutsche Meister Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen), der am Sonntag (11. September) bei „Berlin fliegt!“ in der „Berlin 2018-Arena“ vor dem Brandenburger Tor antritt, lieferte einen Klasse-Wettkampf ab. Nach im dritten Durchgang bewältigten 5,60 Metern ließ er couragiert 5,80 Meter auflegen. Doch da lag die Latte (diesmal) noch zu hoch. 

„Ich war während der ganzen Saison gut drauf und habe eine Bestleistung aufgestellt. Dass es beim Saisonhöhepunkt in Rio nicht so lief, ist traurig, aber ich freue mich jetzt auf den Wettkampf am Sonntag am Brandenburger Tor. Bei dem steht aber zunächst die Teamwertung im Vordergrund“, sagte der 31-Jährige, der in Aachen den Stab fest im Griff hatte – und das am 50 Meter langen Anlaufsteg dicht gedrängt stehende Publikum ebenfalls.

Beim blitzsauberen Siegessprung brachten die begeisterten Beobachter den Katschhof im Schatten des sagenumwobenen Aachener Doms regelrecht zum Brodeln.

Menno Vloon Überraschungs-Zweiter

Der niederländische Meister Menno Vloon flog als Überraschungs-Zweiter mit 5,50 Metern nur knapp am Hausrekord vorbei. Piotr Lisek (Polen), der Olympia-Vierte und WM-Dritte, wirkte am Ende einer strapaziösen Saison ein wenig müde. Der 24-Jährige schob sich zwar im zweiten Durchgang souverän über 5,50 Meter, war aber anschließend bei 5,60 Metern chancenlos und musste mit imaginärem Bronze Vorlieb nehmen.

„Berlin fliegt!“- und Olympia-Teilnehmer Stanley Joseph aus dem französischen Orleans, der sich als Dritter seiner Landesmeisterschaften auf 5,75 Meter gesteigert hatte, kam vier Tage nach seinem Sieg in Geislingen diesmal mit im dritten Versuch bewältigten 5,50 Metern auf den vierten Platz. 

Die lange verletzte frühere U20-Vize-Weltmeisterin Victoria von Eynatten (TSV Bayer 04 Leverkusen) gewann den im Vorprogramm ausgetragenen Wettbewerb der Frauen mit der Saisonbestleistung von 4,20 Metern vor der U23-DM-Dritten Carolin Dihr (LG Brillux Münster; 3,80 m).

Ergebnisse:

  1. Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,60 m)
  2. Menno Vloom (NED; 5,50 m)
  3. Piotr Lisek (POL; 5,50 m)
  4. Stanley Joseph (FRA; 5,50 m)
  5. Ben Broeders (BEL; 5,40 m)
  6. Tom Konrad  (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,30 m)
  7. Marvin Caspari (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,20 m)
  8. Björn Otto (ASV Köln; 5,10 m)
  9. Michel Frauen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,10 m)
  10. Robin Pieper (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,10 m)
  11. Lamin Krubally (ASV Landau; o.g.V.)

Mehr zu Björn Otto:

Interview zum Karriere-Ende (mit Bildergalerie):
<link news:49920>Björn Otto: "Ich erinnere mich an jede Sekunde"
Soziales Engagement für Plan International:
<link news:44289>Zwei Tage mit... Den Plan-Paten in Brasilien (I)
<link news:44292>Zwei Tage mit... den Plan-Paten in Brasilien (II)

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