| Bundestrainer-Konferenz

Trainer-Situation und Leistungssport-Reform in Stuttgart heiß diskutiert

Die geplante Reform des deutschen Leistungssports wird heftig diskutiert – auch im Rahmen der Bundestrainer-Konferenz, die am Mittwoch in Stuttgart mit einer Podiumsdiskussion zu Ende gegangen ist. DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen stellte die Finanzierung der Sportfachverbände sowie die Planungssicherheit für Trainer und Athleten in den Fokus. DOSB-Präsident Alfons Hörmann zeigte sich unzufrieden über die oberflächliche Debatte über die Strukturreform.
Silke Bernhart / dpa

Der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) Thomas Kurschilgen stellte in seinem Rede-Beitrag am Abschlusstag der dreitätigen Bundestrainer-Konferenz unter anderem die Rolle des Trainers in den Fokus. Es sei besonders wichtig, dass in der Zusammenarbeit hochkompetenter Trainer mit ihren Athleten Planungssicherheit bestehe und dass die Honorierung der Trainer nach einem angemessenen und transparenten Vergütungssystem erfolge.

Dabei stellte er auch die bisher gängigen Vier-Jahres-Verträge zur Diskussion, deren Befristungen  rechtlich nicht wirksam sind und die Trainer in den Spitzenfachverbänden am Ende eines olympischen Zyklus  immer wieder verunsichern. „Wenn Befristung der Verträge nicht haltbar sind, warum schaffen wir sie dann nicht ab?“ fragte er.

Finanzierung für langfristige Nachwuchs-Arbeit

Für bislang nicht erfolgte Vertragsverlängerungen hatte auch der Vertreter des Bundesinnenministeriums kein Verständnis. „Es ist mir wirklich völlig schleierhaft, warum man von den Trainern, von denen man überzeugt ist, die Verträge nicht schon längst verlängert hat“, sagte Gerhard Böhm, der Leiter der Abteilung Sport im Ministerium. 93 Prozent der Finanzierung seien gesichert. Da müsse man nicht überall auf eine Entscheidung warten.

Ein weiteres Diskussionsthema: die Finanzierung der Sportfachverbände. In Strukturgesprächen mit dem DOSB hätten die Verbände bereits 2015/2016 ihre strukturellen und strategischen Überlegungen zur Weiterentwicklung des Leistungssports in ihrer Sportart dokumentiert, berichtete Thomas Kurschilgen. Dabei sei bei fast allen Verbänden ein Finanzierungs-Mehrbedarf ermittelt worden.

Der DLV-Sportdirektor hält daher bei allen Effizienzüberlegungen sowie der Fokussierung auf potenzialorientierte Sportarten im neuen Förderkonzept eine Erweiterung der finanziellen Mittel noch in diesem Zyklus für notwendig und betonte: „Wenn wir Potenziale und Chancen in Zukunft erhöhen wollen, müssen wir mit verstärkter Trainerkompetenz in den Nachwuchs investieren.“

Hörmann: Diskussion zu oberflächlich

DOSB-Präsident Alfons Hörmann kritisierte in seiner Rede die Bundestrainer der olympischen Sportarten, die sich seiner Meinung nach nicht ausreichend mit der Leistungssport-Reform befassen. „Was mich beunruhigt ist, dass viele in einer relativen Oberflächlichkeit über die Reform diskutieren und nur wenige das Papier wirklich gelesen haben“, sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DSOB). Er vermisse bei vielen „die Präzision, die Bereitschaft neu zu handeln und zu denken“ um ein neues Konzept zu einem Erfolg werden zu lassen.

Hörmann betonte, dass sich die Förderung nicht nur und ausschließlich auf Disziplinen mit Medaillenaussichten beschränken werde. „Die deutsche Sportkultur war, ist und muss eine breite bleiben. Eine Reduzierung auf wenige Sportarten war, ist und kann nicht das Ziel sein“, sagte der 56-Jährige. Beispielsweise die Gewichtheber fürchten um die Unterstützung, weil sie in einem von Doping verseuchten Umfeld international fast keine Chance auf Podestplätze haben.

Die Leistungssport-Reform soll die Konkurrenzfähigkeit im Weltsport erhöhen und für mehr Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften sorgen. Im Mittelpunkt der Reform steht der neue Schlüssel zur Verteilung der Fördermittel nach einer Potenzialanalyse. Streitpunkte sind auch die geplante Reduzierung der Bundesstützpunkte von rund 200 auf etwa 160 sowie der Zahl der Olympiastützpunkte.

Mit Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa)

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