| Ein Wiedersehen mit...

Willi Maier: Ein schwäbischer Olympionike als WM-Helfer in St. Moritz

Als aktiver Leichtathlet hat Willi Maier aus Genkingen auf der Schwäbischen Alb an zwei Olympischen Spielen teilgenommen. Auch als Trainer der 400-Meter-Hürdenläuferin Gudrun Abt erlebte er die Sommerspiele. Jetzt ist Willi Maier (68) auf der Skipiste unterwegs: als ehrenamtlicher „Voluntari“ bei der Ski-WM in St. Moritz (Schweiz).
Ewald Walker

„Ich hatte gehofft, bei Winterspielen 2022 in St. Moritz meine vierten Olympischen Spiele erleben zu können“, sagt der Mann – ein Sportler durch und durch. Willi Maier hat als Hindernisläufer 1972 in München und 1976 in Montreal (Kanada) als Athlet des TSV Genkingen zweimal an Sommerspielen teilgenommen. 1988 war er in Seoul (Südkorea) als Trainer der Olympia-Sechsten über 400 Meter Hürden Gudrun Abt (Bestleistung 54,04 sec) beim größten Sportereignis der Welt dabei.

Der Volksentscheid gegen die Olympischen Spiele im Engadin vor zwei Jahren machte Maiers Hoffnung auf Olympia Nummer vier zunichte. Dafür ist er zurzeit als Voluntari der alpinen Ski-WM in St. Moritz im Einsatz. 13 Tage (bis 19. Februar) steht Maier sieben Stunden täglich auf der Piste. Nach der Einkleidung begannen die Vorbereitungen am Hang. Da wurden in den Schnee Löcher gebohrt, Stangen und Netze aufgestellt.

„Diese Ski-WM ist natürlich ein absoluter Höhepunkt für mich“, erklärt Maier, der auf der Schwäbischen Alb mit seinen Söhnen ein Schotterwerk betreibt. Während der Rennen am 2.740 Meter hohen Corviglia steht Maier im Rennabschnitt fünf und ist für die Sicherheit der Rennläufer da.

Verantwortungsvolle Aufgabe

Insgesamt knapp 1.500 Voluntari bevölkern mit ihren hellblauen Jacken wie die Ameisen den Berg. „Sie sind das Herzstück dieser Ski-WM“, sagt der belgische Rennleiter Wim Rossel. Ganz nah dabei zu sein, wenn die Stars wie Lindsey Vonn (USA), Viktoria Rebensburg oder Felix Neureuther den Berg herunterdonnern, dies elektrisiert den einstigen Leistungssportler von der Schwäbischen Alb immer noch.

Der Einsatz klingt abends bei der Siegehrung auf der Kulm ("Da herrscht eine Super-Atmosphäre“) aus. Es ist Knochenarbeit, die Spaß macht. „Es ist ein Wahnsinnserlebnis, morgens die erste Fahrt über den unberührten Schnee hinab zur Strecke zu machen“, schildert Maier seine Freude. Er hofft, dass es in seinem Sektor keine Stürze gibt. „Wenn ein Rennläufer im Sicherheitsnetz landet, ist bei uns Voluntari schwer was los und eine angespannte Situation."

Ehrenamtliche Arbeit "unbezahlbar"

Von seinem Standpunkt, dem Lerchenweg, kann er den Schlussteil der Rennen einsehen und den Jubel der rund 20.000 Zuschauer auf den Zieltribünen wahrnehmen. Die Arbeit in der Gruppe hat einen besonderen sozialen Charakter, sie hat eine eigene Helferkultur. Hier entstehen Freundschaften unter Gleichgesinnten aus der Schweiz, Deutschland, Italien oder Österreich.

„Der Wert dieser ehrenamtlicher Helfer ist für diese Ski-WM unbezahlbar“, stellt Franco Giovanoli, Sportdirektor von St. Moritz, fest. Der Lohn ist ein Vesper, ein Kaffee und droben an der Strecke heißer Tee. Wenn die Skirennläufer ihre Spuren in den Schnee gezeichnet haben, die Sieger bei ihren Interviews stehen, wenn sich Tausende Zuschauer am WM-Spektakel vergnügt haben, machen sich die „Ameisen“ noch einmal am Berg breit, um die Spuren hinter dem Vorhang der Großveranstaltung zu beseitigen. Die Botschaft dieser „stillen Stars“ lautet: Helfen kann Spaß machen. Auch davon lebt der Profisport.

Willi Maier nimmt nach den Wettbewerben in St. Moritz viele neue Einblicke mit. So wie schon 1972 in München. 1973 in Oslo (Norwegen), wo er in 8:23,0 Minuten seinen zweiten deutschen Hindernisrekord aufstellte. 1976 in Stockholm (Schweden) auf dem Weg zu seiner Hindernis-Bestzeit von 8:22,47 Minuten und Platz 17 in der ewigen deutschen Bestenliste. Oder 1976 in Montreal. Er kennt nun beide Seiten: Die vor und die hinter dem Vorhang.

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