Wettkampfverhalten
Der Reiz des Sports ist und bleibt das Überraschungsmoment: Favoriten können stürzen und Unbekannte über sich hinauswachsen. Erfolgreiches Wettkampfverhalten ist dabei meist durch Wettkampfstärke geprägt, die mit einer hohen Ausprägung der beschriebenen Erfolgsfaktoren für einhergeht. In der Praxis können diese Erfolgsfaktoren jedoch immer wieder beeinträchtigt werden.
Hier einige Beispiele:
- Im Vorfeld des Wettkampfs ist nicht ganz klar, was eigentlich erreicht werden soll ("Ich habe irgendwie keine richtige Lust."). In solchen Fällen gewinnen dann häufig subjektive Eindrücke (z.B. "Die Bahn liegt mir nicht.") ein solches Gewicht, dass der Wettkampf schon verloren ist, noch bevor er begonnen hat. Hier fehlt die nötige Motivation und Entschlossenheit.
- Der unmittelbare Kontakt mit den Gegnern im Callroom führt zum Zweifel, ob man wirklich so gut drauf ist: "Die anderen wirken irgendwie so stark". In diesen Fällen ist das Selbstvertrauen in Gefahr geraten.
- Die Nervosität vor dem Wettkampf ist so groß, dass ein erholsamer Schlaf nicht möglich ist. Oder ein Herunterfahren des Stressniveaus in Wettkampfpausen ist nicht möglich, so dass es in der entscheidenden Phase zur Ermüdung kommt. Hier fehlt es an Techniken zur Regulierung der Aktivierung, d.h. von Spannung, Nervosität und Emotionen.
- Verkrampfungen durch Übermotivation: "Wenn ich mit zuviel vornehme, verkrampfe ich immer", "Das war ein Versuch mit der Brechstange" oder vor dem entscheidenden Versuch lassen sich störenden Gedanken nicht abschütteln und stören die Ausführung: "Dies ist meine letzte Chance, dann bin ich draußen." In diesen Fällen gelingt es nicht, die Konzentration auf eine ungestörte Ausführung der sportlichen Handlung zu richten.
Solche Beeinträchtigungen stören einzelne oder mehrere der Erfolgsfaktoren für Wettkampfstärke und damit die Voraussetzungen für optimale Leistungen.
Entsprechend dem Ziel der sportpsychologischen Beratung und Betreuung, individuelle Potentiale zu erkennen und zu fördern, geht es ganz einfach gesprochen darum, dem Athleten Verhaltensweisen und mentale Techniken nahe zu bringen, die die Voraussetzungen für optimale Leistungen verbessern und ihn zu bestärken, Dinge zu unterlassen, die diese Voraussetzungen gefährden. Auf diese Weise soll es gelingen, die Kontrolle zu behalten und den eigenen Wettkampfzustand so zu beeinflussen, dass es zu optimalen Leistungen kommen kann.