| Zurück im Training

Lisa Mayer will Verletzungssorgen vergessen machen

Lisa Mayer arbeitet an ihrem Comeback. Nach langer Verletzungspause von gut zwei Jahren will die Athletin des Sprintteam Wetzlar in diesem Winter wieder das machen, was sie am liebsten tut: bei Wettkämpfen an den Start gehen. Denn der Glaube an sich und ihre Schnelligkeit ist ungebrochen.
Alexandra Dersch

Ihr letztes Einzelrennen ist 20 Monate her. Damals, als sie Anfang Februar beim Indoor Meeting in Karlsruhe eine Bestzeit über 60 Meter aufstellt, konnte Lisa Mayer noch nicht im Ansatz erahnen, welch lange Durststrecke vor ihr liegen sollte.

Eine Oberschenkelverletzung machte den Traum von der Heim-Europameisterschaft 2018 in Berlin zunichte. Die stimmungsvolle EM verfolgte die Olympia-Halbfinalistin über 200 Meter von der Tribüne. Ein Jahr später, im Sommer 2019, waren es muskuläre Probleme gepaart mit grippalen Infekten, die die Athletin des Sprintteam Wetzlar zum Saison-Abbruch zwangen. „Danach bin ich erstmal in ein kleines Loch gefallen“, erinnert sich Lisa Mayer.

Allzu menschlich, vor allem mit dem Hintergrundwissen, dass ihr Saisonaufbau zuvor gut wie selten verlaufen war und sie auch im Vorlauf der Staffel-WM in Yokohama (Japan) eine enorme Bereicherung für die deutsche 4x100-Meter-Staffel gewesen war. Doch dieser Wettkampf in Yokohama sollte ihr einziger Auftritt im Wettkampfdress in diesem Sommer bleiben.

Rückhalt privat und sportlich

„Es war wie verhext“, sagt Lisa Mayer heute. „Im ersten Moment habe ich mich natürlich gefragt: Warum ich? Warum wieder?“ Sie wollte traurig sein, wollte sich verkriechen. Aber nicht lange. „Das ist nicht mein Naturell.“ Und außerdem war ihr Partner, der Mittelstreckler Marc Reuther (LG Eintracht Frankfurt), zu der Zeit in einer für ihn wichtigen Saison-Phase – auf der Jagd nach der Norm für die Weltmeisterschaften in Doha (Katar). „Da wollte ich für ihn da sein und ihm mit Kraft geben, so wie er es andersherum auch für mich tut und in der Vergangenheit immer wieder getan hat.“

Die langjährige Partnerschaft mit einem anderen Vollblut-Leichtathleten gab ihr in dieser Situation Halt. Aber auch der Rückhalt ihres Trainerteams und ihrer Trainingsgruppe um Headcoach Rüdiger Harksen in Mannheim, bei dem sie seit 2016 trainiert. „Rüdiger und ich haben gemeinsam ein gutes Konzept entwickelt, an das ich fest glaube“, sagt Lisa Mayer. „Ich habe einen sensiblen Körper. Das musste ich mir erst selber eingestehen, aber so bin ich nun mal gestrickt und entsprechend gebe ich ihm nun auch die nötige Entlastung.“

Mentale Basis legen

Mit diesem Konzept sei eben auch dieses Jahr kein verlorenes für sie als Leistungssportlerin gewesen. „Ich bin mir sicher, dass mich diese Phase weiter hat wachsen lassen und dass ich davon in der Zukunft noch profitieren werde.“ Dann aber auch gerne wieder im Wettkampf, denn dafür arbeitet Lisa Mayer nun seit sechs Wochen wieder hart im täglichen Training.

„Es läuft gut“, sagt sie, wohlwissend, dass sie neben den körperlichen Voraussetzungen jetzt auch mental eine Basis für die kommende Saison legt. „Ich versuche, mit Bedacht zu trainieren, aber meinen Kopf weitestgehend auszuschalten, nicht zu sehr in mich hineinzuhören.“ Frei, unvoreingenommen und voller Vertrauen in ihren Körper will sie in die Hallensaison gehen.

Hallensaison geplant

Diese soll den Grundstein für eine erfolgreiche Olympiasaison legen. „Ich brauche jetzt Wettkämpfe“, sagt Lisa Mayer. „Ich bin mir sicher, ich kann im Sommer auch wieder an die elf Sekunden über 100 Meter laufen, aber dafür muss ich im Winter wieder in einen Wettkampfrhythmus kommen.“

Während in der Halle der Fokus auf den 60 Metern liegt, will die 23-Jährige, die bereits im Alter von 20 Jahren im Halbfinale der Olympischen Spiele über 200 Meter stand und 11,04 Sekunden (+3,4 m/s) über 100 Meter lief, wieder über ihre so geliebten 200 Meter angreifen. „Ich habe das Vermögen, richtig schnell zu laufen, und das will ich endlich wieder zeigen“, sagt Lisa Mayer. Im kommenden Frühjahr wird ihr letzter Einzelstart dann gut zwei Jahre zurückliegen. Ein guter Zeitpunkt, um wieder ganz neu durchzustarten.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets