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Der große Disziplin-Check 2019 – Mittelstrecke Frauen

Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: die Mittelstrecke der Frauen.
Pamela Lechner

Fazit des Bundestrainers

Sebastian Weiß, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2019 aus?

Sebastian Weiß:
Positiv ist, dass wir mit Christina Hering, die die Olympia-Norm für Tokio bereits erfüllt hat, Katharina Trost und Caterina Granz drei Athletinnen über 800 und 1.500 Meter bei der WM in Doha am Start hatten. Katharina Trost ist mit einer tollen Leistung ins Halbfinale eingezogen und Caterina Granz wäre dies mit etwas mehr Glück in einem anderen Vorlauf vielleicht auch gelungen. Leider war Christina Hering gesundheitlich im Vorlauf etwas angeschlagen, so dass ein Einzug ins Halbfinale nicht realisiert werden konnte. Die Bilanz im Mittelstreckenbereich fällt daher eher durchwachsen aus, wir hätten uns mehr gewünscht.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Sebastian Weiß:
Mein persönliches Highlight für den Mittelstreckenbereich war die Team-EM in Bydgoszcz. Bei dieser hat sich herauskristallisiert, dass Caterina Granz klar das Vermögen hat, die WM-Norm zu laufen. Und Christina Hering hat ebenfalls in einem taktisch geprägten Rennen toll bestanden. Die Stimmung und der Team-Spirit im gesamten DLV-Team waren super und wurden in einem spannenden Finale mit dem zweiten Platz belohnt.

Wo sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen 2020 in Tokio?

Sebastian Weiß:
Die Aufgabe wird es sein, die Athletinnen optimal vorzubereiten und mit dem Vermögen auszustatten, auch im Turnier über mehrere Runden bestehen zu können. Das neue Ranking-Verfahren kann uns die Chance geben, neben den bereits qualifizierten, weitere Athletinnen bei den Olympischen-Spielen an den Start zu bringen. Wir brauchen aber auch neue Athletentypen mit „400 Meter-Qualitäten“ und Durchsetzungsvermögen, die wir an ein international konkurrenzfähiges Niveau heranführen können.

Internationale Erfolge

  Medaillen Weitere Final-Platzierungen
WM  –   – 
Hallen-EM  –   – 
U23-EM  –   – 
U20-EM  –   – 
EYOF Gold: Sophia Volkmer (800 m)
Gold: Antje Pfüller (1.500 m)
 – 

Die deutschen Top Ten 2019

800 Meter

Zeit Name Jahrgang Verein
1:59,41 min Christina Hering 1994 LG Stadtwerke München
2:00,36 min Katharina Trost 1995 LG Stadtwerke München
2:03,46 min Caterina Granz 1994 LG Nord Berlin
2:04,18 min Konstanze Klosterhalfen 1997 TSV Bayer 04 Leverkusen
2:04,26 min Sophia Volkmer 2002 TV Wetzlar
2:04,32 min Gesa Felicitas Krause 1992 Silvesterlauf Trier
2:04,81 min Mareen Kalis 1997 LG Stadtwerke München
2:04,90 min Jana Reinert 1998 LG Region Karlsruhe
2:04,94 min Tanja Spill 1995 LAV Bayer Uerdingen/Dormagen
2:05,02 min Rebekka Ackers 1990 TSV Bayer 04 Leverkusen


1.500 Meter

Zeit Name Jahrgang Verein
3:59,02 min Konstanze Klosterhalfen 1997 TSV Bayer 04 Leverkusen
4:05,60 min Caterina Granz 1994 LG Nord Berlin
4:08,12 min Hanna Klein 1993 SG Schorndorf
4:13,07 min Katharina Trost 1995 LG Stadtwerke München
4:13,35 min Vera Coutellier 1995 ASV Köln
4:13,47 min Johanna Christine Schulz 1994 SC Rönnau 74
4:16,59 min Miriam Dattke 1998 LG Telis Finanz Regensburg
4:17,57 min Jana Reinert 1998 LG Region Karlsruhe
4:18,13 min Agnes Thurid Gers 1997 SCC Berlin
4:18,23 min Svenja Pingpank 1996 Hannover Athletics

*4:17,57 min / Sara Benfares (LC Rehlingen; Frankreich). International 2019 nicht für Deutschland startberechtigt.
 

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 800 Meter

Jahr < 2:01,00
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005 1 2:01,88 2:02,55 2:03,71
2006 1 2:02,29 2:02,95 2:04,12
2007 2:02,24 2:03,11 2:04,33
2008 1 2:02,30 2:03,09 2:04,15
2009 1 2:01,98 2:02,56 2:03,72
2010 1 2:01,56 2:02,35 2:03,44
2011 1 2:01,64 2:01,98 2:02,86
2012 1 2:01,58 2:01,94 2:02,56
2013 2:02,72 2:02,86 2:03,40
2014 2:01,82 2:02,34 2:03,00
2015 2 1:59,77 2:00,88 2:02,99
2016 2 2:00,80 2:01,47 2:02,76
2017 1 2:01,17 2:02,35 2:03,66
2018 1 2:01,60 2:01,96 2:03,06
2019 2 2:01,08 2:02,33 2:03,57

Das deutsche Top-Niveau: 1.500 Meter

Jahr < 4:07,50
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005 4:10,87 4:12,95 4:18,09
2006 4:15,14 4:16,91 4:20,16
2007 4:14,40 4:15,99 4:18,84
2008 4:14,40 4:16,26 4:18,79
2009 4:14,51 4:15,21 4:17,33
2010 4:13,85 4:15,15 4:17,26
2011 4:08,49 4:09,97 4:13,77
2012 4 4:05,34 4:06,95 4:10,95
2013 2 4:07,01 4:08,66 4:11,40
2014 1 4:07,23 4:08,41 4:10,53
2015 4:08,81 4:09,27 4:11,50
2016 3 4:07,10 4:07,60 4:10,17
2017 2 4:03,75 4:06,49 4:09,50
2018 4 4:06,25 4:06,68 4:10,15
2019 2 4:04,25 4:07,83 4:12,32

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich: 800 Meter

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 2:01,00 (Gradzki) 1:56,07 (Adrianova/RUS) 4,93 1:56,07 (Adrianova/RUS) 4,93
2006 2:00,16 (Gradzki) 1:57,07 (Fomenko/RUS) 3,09 1:56,66 (Jepkosgei/KEN) 3,50
2007 2:01,15 (Gradzki) 1:57,62 (Martinez/ESP) 2,53 1:56,04 (Jepkosgei/KEN) 5,11
2008 2:00,51 (Gradzki) 1:56,00 (Adrianova/RUS) 4,51 1:54,01 (Jelimo/KEN) 6,60
2009 2:00,71 (Hartmann) 1:57,86 (Alminova/RUS) 2,85 1:55,45 (Semenya/RSA) 5,26
2010 2:00,72 (Kohlmann) 1:57,56 (Savinova/RUS) 3,16 1:57,34 (Johnson/USA) 3,38
2011 2:00,93 (Hartmann) 1:55,87 (Savinova/RUS) 5,06 1:55,87 (Savinova/RUS) 5,06
2012 2:00,34 (Harrer) 1:56,91 (Savinova/RUS) 3,43 1:56,91 (Savinova/RUS) 3,43
2013 2:02,12 (Kesselring) 1:57,80 (Savinova/RUS) 4,32 1:56,72 (Niyonsaba/BDI) 5,40
2014 2:01,25 (Hering) 1:58,15 (Arzamasova/BLR) 3,10 1:57,67 (Wilson/USA) 3,58
2015 1:58,34 (Kohlmann) 1:57,54 (Arzamasova/BLR) 0,80 1:56,99 (Sum/KEN) 1,35
2016 2:00,37 (Hering) 1:57,37 (Joswik/POL) 3,00 1:55,28 (Semenya/RSA) 5,09
2017 1:59,65 (Klosterhalfen) 1:56,81 (Hassan/NED) 2,84 1:55,16 (Semenya/RSA) 4,49
2018 2:00,48 (Hering) 1:58,83 (Lamote/FRA) 1,65 1:54,25 (Semenya/RSA) 6,23
2019 1:59,41 (Hering) 1:58,42 (Muir/GBR) 0,99 1:54,98 (Semenya/RSA) 4,43

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich: 1.500 Meter

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 4:08,81 (Möldner) 3:57,73 (Evdokimova/RUS) 11,08 3:56,79 (Jamal/BRN) 12,02
2006 4:11,23 (Möldner) 3:55,68 (Fomenko/RUS) 15,55 3:55,68 (Fomenko/RUS) 15,55
2007 4:12,31 (Möldner) 4:00,69 (Lishchynska/UKR) 11,62 3:58,75 (Jamal/BRN) 13,56
2008 4:11,96 (Möldner) 4:00,35 (Popescu/ROU) 11,61 3:59,84 (Jamal/BRN) 12,12
2009 4:13,51 (Krebs) 3:58,38 (Alminova/RUS) 15,13 3:56,55 (Jamal/BRN) 16,96
2010 4:11,62 (Krebs) 3:57,65 (Alminova/RUS) 13,97 3:57,65 (Alminova/RUS) 13,97
2011 4:07,70 (Krebs) 4:01,02 (Gorbunova/RUS) 6,68 4:00,06 (Ucency(USA) 7,64
2012 4:04,30 (Harrer) 3:56,62 (Alptekin/TUR) 7,68 3:56,15 (Selsouli/MAR) 8,15
2013 4:05,62 (D. Sujew) 3:56,60 (Aregawi/SWE) 9,02 3:56,60 (Aregawi/SWE) 9,02
2014 4:05,72 (D. Sujew) 3:57,00 (Hassan/NED) 8,72 3:57,00 (Hassan/NED) 8,72
2015 4:07,56 (Kock) 3:56,05 (Hassan/NED) 11,51 3:50,07 (G. Dibaba/ETH) 17,49
2016 4:06,91 (Klosterhalfen) 3:55,22 (Muir/GBR) 11,69 3:55,22 (Muir/GBR) 11,69
2017 3:59,92 (Klosterhalfen) 3:56,17 (Hassan/NED) 3,75 3:56,17 (Hassan/NED) 3,75
2018 4:05,95 (D. Sujew) 3:57,41 (Hassan/NED) 8,54 3:56,68 (G. Dibaba/ETH) 9,27
2019 3:59,02 (Klosterhalfen) 3:51,95 (Hassan/NED) 7,07 3:51,95 (Hassan/NED) 7.07

 Das fällt auf

  • Erfreulich war, dass Christina Hering diese Saison über 800 Meter wieder unter der Zwei-Minuten-Marke bleiben konnte und sich mit Katharina Trost eine weitere deutsche Athletin dieser Marke bis auf wenige Zehntel angenähert hat. Christina Hering konnte den Abstand zur europäischen Spitze seit 2015 erstmals wieder auf unter eine Sekunde drücken.
  • Bei internationalen Meisterschaften konnten die DLV-Mittelstreckenläuferinnen 2019 nur bei der Team-EM in Bydgoszcz (Polen) mir vorderen Platzierungen punkten: Caterina Granz (1.500 m) und Christina Hering (800 m) wurden jeweils Zweite. Beide standen auch bei der Universiade in Neapel (Italien) auf dem Podest.
  • Für die hochklassigste deutsche Zeit sorgte Konstanze Klosterhalfen, die sich mit Rang zwei beim Diamond League-Finale in Zürich (Schweiz) über 1.500 Meter auf Position drei der europäischen Bestenliste schob. Als WM-Dritte über 5.000 Meter setzt sie aber auf die längeren Strecken. Durch ihre Leistung unter vier Minuten ist der Top Drei-Schnitt auf dem zweitstärksten Niveau seit Beginn der Disziplin-Analyse (2005).
  • Einige Hoffnungsträgerinnen gibt es im Jugendbereich: Beim Europäischen Olympischen Jugend-Festival in Baku (Aserbaidschan) gewannen Sophia Volkmer und Antje Pfüller Gold über die 800 und 1.500 Meter. Sophia Volkmer konnte sich zudem als U18-Athletin mit ihrer neuen Bestzeit auf Rang vier der deutschen Frauen-Bestenliste einsortieren.
  • Nicht ganz unumstritten rangiert die Südafrikanerin Caster Semenya zum vierten Mal in Folge an der Spitze der Weltbestenliste. Eine Teilnahme an der WM in Doha verwehrte ihr der Weltverband. Die neue IAAF-Regel für Transgender fordert für internationale Starts auf den Mittelstrecken die medikamentöse Senkung eines erhöhten Testosteronspiegels. Dagegen verwehrt sich die zweimalige Olympiasiegerin.

leichtathletik.TV-Clips zur Mittelstrecke

800 Meter | 1.500 Meter

Zu den weiteren Disziplin-Checks:

Sprint Männer
Sprint Frauen

Langsprint Männer
Langsprint Frauen
Mittelstrecke Männer

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