| Diamond League London

Femke Bol und Sifan Hassan stürmen zu neuen Europarekorden

Die drittschnellste Zeit der Geschichte über 400 Meter Hürden. Ein Europarekord der Olympiasiegerin, die sich trotzdem geschlagen geben muss. Freud und Leid der DLV-Staffeln und viele Leistungen, die Vorfreude wecken auf die WM im August in Budapest: Das Diamond-League-Meeting in London war am Sonntag vor ausverkauften Rängen ein Fest der Leichtathletik.
Silke Bernhart

Ausverkauft! Diese Botschaft konnten die Veranstalter des Diamond League Meetings von London (Großbritannien) schon vor dem ersten Startschuss vermelden. Die Athletinnen und Athleten bedankten sich beim ebenso lautstarken wie begeisterungsfähigen Publikum im Londoner Olympiastadion mit Weltklasse-Leistungen am laufenden Band.

Für das erste Highlight sorgte dabei schon in der ersten Diamond-League-Entscheidung auf der Bahn Femke Bol. Die Niederländerin, die in diesem Jahr die 400 Meter Hürden nach Belieben dominiert, rannte der Konkurrenz auf und davon. Und in 51,45 Sekunden zu einem neuen Europarekord, den sie bereits zuvor in 52,03 Sekunden in ihrem Besitz hatte. Nur Weltrekordlerin Sydney McLaughlin-Levrone (USA), die 2023 auf die Flachstrecke setzt, war in zwei ihrer Rennen schneller.

Sifan Hassan trotz Europarekord geschlagen

Auch die 5.000 Meter der Frauen hielten, was die Startliste versprochen hatte: Olympiasiegerin Sifan Hassan (Niederlande; 14:13,42 min) sorgte auf der zweiten Rennhälfte mächtig für Tempo und führte damit ein Quintett zu einer pfeilschnellen Zeit. Im Ziel hatte sie ihren eigenen Europarekord um neun Sekunden unterboten – und war doch geschlagen.

Denn in einem packenden Duell hatte Weltmeisterin Gudaf Tsegay (Äthiopien; 14:12,29 min) auf der Zielgeraden den besseren Kick, und schließlich schob sich auch noch Cross-Weltmeisterin Beatrice Chebet (Kenia; 14:12,92 min) an der Niederländerin vorbei. Dahinter rannte Medina Eisa (Äthiopien) in 14:16,54 Minuten zu einem neuen U20-Weltrekord, die fünftplatzierte Alicia Monson (USA) verbesserte den Nordamerika-Rekord auf 14:19,45 Minuten.

DLV-Sprinter hinterlassen guten Eindruck

Bereits zuvor hatten die Sprintstaffeln das Meeting eingeläutet, und das mit DLV-Beteiligung. In der Besetzung Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV), Joshua Hartmann (ASV Köln) und Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) sprinteten die deutschen Männer in guten 38,21 Sekunden zu Platz vier hinter Japan (37,80 sec) und zwei britischen Staffeln (38,00 sec | 38,14 sec).

Nach 38,34 Sekunden bei der Team-EM in Chorzów (Polen), allerdings in anderer Besetzung, zeigt der Trend weiter in Richtung der 38-Sekunden-Grenze und des deutschen Rekords, den die Staffel 2022 auf 37,97 Sekunden geschraubt hatte. „Wir haben es heute recht gut gemacht. Alle kommen mehr oder weniger aus dem Training. Wir können alle zufrieden sein, dafür dass wir nicht so gut gewechselt haben“, sagte Joshua Hartmann gegenüber dem TV-Sender Sky.

DLV-Frauenstaffel im Verletzungspech

Die deutsche Frauenstaffel dagegen kam wenig später nicht ins Ziel: Startläuferin Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen) zog sich bereits vor dem ersten Wechsel eine Oberschenkel-Verletzung zu, sodass Sina Mayer (LAZ Zweibrücken), Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) den Stab nicht mehr erhielten.

„Im Warm-up war noch alles in Ordnung, da gab es keinerlei Vorzeichen für eine Verletzung“, berichtete DLV-Bundesstützpunkttrainer David Corell, der die Staffeln nach London begleitet hatte. „Die anderen Mädels haben sich gleich um Jenny gekümmert, und ich kann sagen: Im Team ist die Motivation für die WM ungebrochen.“

Mit dem Rennen der Männer zeigte er sich grundsätzlich zufrieden: „Wir sind dieses Mal bewusst auf Risiko gegangen und haben die Wechsel hinten ausgereizt. Da ist sicherlich noch das eine oder andere Zehntel drin, die Wechsel eins und zwei waren noch etwas holprig.“

Tobias Potye Siebter

Holprig lief es dieses Mal im Hochsprung auch für Tobias Potye (LG Stadtwerke München), der in London nicht an den Höhenflug von Chorzów (Polen; 2,34 m) anknüpfen konnte. Er wurde mit 2,20 Metern Siebter, an der Spitze schnappte JuVaughn Harrison (USA) mit 2,35 Metern Olympiasieger Mutaz Essa Barshim (Katar; 2,33 m) den Sieg weg.

Kugelstoß-Weltrekordler Ryan Crouser schenkte dem Londoner Publikum als Sieger einen 23-Meter-Stoß, seine 7,26 Kilo schwere Kugel landete in Runde fünf bei 23,07 Metern – Meetingrekord. Über 3.000 Meter musste sich eine Weltrekordlerin dagegen einer zwölf Jahre jüngeren Landsfrau geschlagen geben: Jackline Chepkoech (8:57,35 min) rannte auf dem letzten Kilometer Beatrice Chepkoech (beide Kenia; 9:04,34 min) davon.

Noah Lyles und Letsile Tebogo phänomenal

Über 200 Meter war Weltmeister Noah Lyles (USA) bis aufs Äußerste gefordert, aber er hielt dem Druck stand: In 19,47 Sekunden rannte er zur drittbesten Zeit seiner Karriere – und das musste er auch, um U20-Weltmeister Letsile Tebogo (Botswana; 19,50 sec) hinter sich zu lassen. Dieser erzielte einen neuen Afrikarekord und ließ wiederum Lokalamatador Zharnel Hughes hinter sich, der in 19,73 Sekunden erstmals unter 20 Sekunden blieb.

Im Weitsprung schockte Quanesha Burkes (USA) gleich im ersten Versuch mit 6,98 Metern die Konkurrenz. Weiter kam am Sonntag niemand mehr. Über 800 Meter sprang Jemma Reekie nach der kurzfristigen Absage von Vize-Weltmeisterin Keely Hodgkinson in die Bresche: Frenetisch bejubelt, erkämpfte sich die Britin in 1:57,30 Minuten den Heimsieg vor der WM-Fünften Natoya Goule-Toppin (Jamaika; 1:57,61 min) und der Weltmeisterin von 2019 Halimah Nakaayi (Uganda; 1:57,62 min). Schnellster 1.500-Meter-Läufer in einem Feld, in dem gleich zwölf Läufer unter 3:32 Minuten blieben, war der US-Amerikaner Yared Nguse (3:30,44 min).

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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