Vom 13. bis 21. September finden in Japans Hauptstadt Tokio die Leichtathletik-Weltmeisterschaften statt. Insgesamt 49 Goldmedaillen werden im Nationalstadion vergeben. Wir blicken voraus auf alle Entscheidungen. Heute im Fokus: Die Sprint-, Lauf- und Geh-Wettbewerbe der Frauen.
100 Meter
Melissa Jefferson-Wooden erstmals die Gejagte
Die drei schnellsten Zeiten der Saison gehen allesamt auf das Konto von Melissa Jefferson-Wooden. Die 24-jährige US-Amerikanerin ist über 100 Meter in dieser Saison noch ungeschlagen und reist damit ein Jahr nach Olympia-Bronze als Top-Favoritin nach Tokio. Doch auch Olympiasiegerin Julien Alfred (St. Lucia) hat mit einer Saisonbestmarke von 10,75 Sekunden schon stark vorgelegt. Außer diesen beiden ist keine Athletin in diesem Jahr unter 10,80 Sekunden geblieben.
Dafür unterbot eine ganze Reihe Sprinterinnen die 10,90 Sekunden, neben der Jamaikanerin Tina Clayton auch Kayla White und Twanisha Terry, die sich bei den US-Trials die weiteren Startplätze sichern konnten. Die erfahrene Marie-Josée Ta Lou aus der Elfenbeinküste und Sprintlegende Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika), die in Tokio den letzten WM-Start ihrer Erfolgskarriere plant, werden sich im Kampf mit der nachrückenden Garde so teuer verkaufen wollen wie möglich, mit Saisonbestzeiten von 10,87 und 10,91 Sekunden haben sie in jedem Fall das Potenzial dazu.
Vor zwei Jahren in Budapest (Ungarn) gewann Sha'Carri Richardson 100-Meter-Gold. In 10,65 Sekunden zauberte sie damals eine Zeit auf die Bahn, die in diesem Jahr nur ihre Landsfrau Melissa Jefferson-Wooden erreicht hat. Doch in diesem Jahr ist die US-Amerikanerin noch nicht zur Höchstform aufgelaufen. Mit 11,05 Sekunden bringt sie die gleiche Saisonbestzeit mit wie die Deutsche Meisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin), die immer noch von einem globalen Einzelfinale träumt. Wenn sie in den Bereich ihrer Bestmarke von 10,93 Sekunden vorstoßen kann, ist die Erfüllung dieses Traums in Reichweite.
Titelverteidigerin: Sha'Carri Richardson (USA; 10,65 sec)
Weltjahresbeste: Melissa Jefferson-Wooden (USA; 10,65 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: Gina Lückenkemper (SCC Berlin), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Sina Mayer (LAZ Zweibrücken)
200 Meter
Alfred gegen Jefferson-Wooden zum Zweiten?
Die ersten beiden Namen auf der Meldeliste sind dieselben wie über 100 Meter – allerdings in umgekehrter Reihenfolge, denn diesmal ist Julien Alfred die Nummer eins. Die 100-Meter-Olympiasiegerin hat sich im Juli beim Diamond-League-Meeting in London (Großbritannien) auf 21,71 Sekunden gesteigert. Doch Melissa Jefferson-Wooden ist ihr mit einer Bestzeit von 21,84 Sekunden auf den Fersen. Das immer noch starke US-Aufgebot musste jedoch in der vergangenen Woche eine Schwächung hinnehmen: Olympiasiegerin Gabby Thomas ist nach einer Achillessehenverletzung nicht rechtzeitig fit geworden.
Wer sonst noch im Kampf um die Finalplätze und Medaillen ein Wörtchen mitreden kann? Vielleicht Titelverteidigerin Shericka Jackson. Die Jamaikanerin ist zwar nicht mehr in der Form von vor zwei Jahren, als sie in 21,41 Sekunden auf Platz zwei der ewigen Weltbestenliste sprintete. Doch mit 22,17 Sekunden hat sie in Chorzów (Polen) gezeigt, dass sie auch diesmal vorne mitmischen kann.
Die europäische Jahresbestenliste führen zwei Britinnen an: Dina Asher-Smith und Amy Hunt sind mit 22,14 Sekunden ebenfalls in den Kreis der Mitfavoritinnen gesprintet. Auch die Spanierin Jael Bestue hat bei der Team-EM in Madrid mit 22,19 Sekunden aufhorchen lassen. Dort stürmte auch Sophia Junk (LG Rhein-Wied) zu einer neuen Bestzeit: 22,53 Sekunden. Für sie ist damit das Halbfinale ein realistisches Ziel, darauf hofft sicher auch die Deutsche Hallenmeisterin Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen), die in dieser Freiluftsaison bislang 22,93 Sekunden angeboten hat.
Titelverteidigerin: Shericka Jackson (Jamaika; 21,41 sec)
Weltjahresbeste: Julien Alfred (St. Lucia; 21,71 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: Sophia Junk (LG Rhein-Wied), Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen)
400 Meter
Drei unter 49 Sekunden
Das Weltniveau auf der Stadionrunde ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. In Tokio gehen gleich drei Athletinnen mit Saisonbestleistungen unterhalb von 49 Sekunden an den Start. Alle drei wissen bereits, wie es sich anfühlt, ganz oben auf dem Podium zu stehen – eine von ihnen jedoch in einer anderen Disziplin: Sydney McLaughlin-Levrone (USA), Weltrekordlerin über 400 Meter Hürden, geht diesmal über die Flachdistanz an den Start. Und hat mit 48,90 Sekunden alle Chancen, das Podium zu erklimmen.
Will sie ganz oben stehen, muss sie jedoch an zwei enorm starken Kontrahentinnen vorbei: Titelverteidigerin Marileidy Paulino aus der Dominikanischen Republik ist mit einer Saison-Bestleistung von 48,81 Sekunden auch diesmal eine Sieg-Anwärterin. Vielleicht noch stärker einzuschätzen ist jedoch Salwa Eid Naser aus Bahrain. Mit 48,67 und 48,70 Sekunden war die Weltmeisterin von 2019 gleich zweimal schneller als all ihre Gegnerinnen.
Die beiden weiteren US-Amerikanerinnen Aaliyah Butler und Isabella Whittaker bringen ebenfalls tiefe 49er-Zeiten mit. Außerdem zählen die Jamaikanerin Nickisha Pryce und Europameisterin Natalia Buckowiecka (Polen), die vergangenes Jahr schon die 49-Sekunden-Schallmauer geknackt haben, sowie U23-Europameisterin Henriette Jäger (Norwegen; SB 49,49 sec) zu den Final-Kandidatinnen. Deutsche Langsprinterinnen sind im Einzel nicht am Start.
Titelverteidigerin: Marileidy Paulino (Dominikanische Republik; 48,76 sec)
Weltjahresbeste: Salwa Eid Naser (Bahrain; 48,67 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
800 Meter
Keely Hodgkinson greift nach der WM-Krone
Mehr als ein Jahr lang musste Keely Hodgkinson nach ihrem Olympia-Triumph in Paris (Frankreich) verletzungsbedingt auf Rennen verzichten. Mitte August meldete sich die Britin dann beim Diamond-League-Meeting in Chorzów beeindruckend zurück: Mit 1:54,74 Minuten setzte sie sich direkt an die Spitze der Weltjahresbestenliste. Nur vier Tage später legte sie in Lausanne (Schweiz) mit 1:55,69 Minuten die nächste Weltklasse-Zeit nach. Gut möglich also, dass die 23-Jährige nach zwei WM-Silbermedaillen in Tokio auf dem obersten Treppchen stehen wird.
Auch die Plätze zwei und drei der Welt sind zurzeit an Europäerinnen vergeben. U23-Europameisterin Audrey Werro aus der Schweiz verzückte beim Diamond-League-Finale in Zürich das Heimpublikum mit 1:55,91 Minuten. Nur fünf Hundertstel langsamer war die Britin Georgia Hunter-Bell, im Vorjahr noch Olympia-Dritte über 1.500 Meter. Sicher werden auch die Kenianerinnen um Lilian Odira (SB 1:56,52 min) und die Äthiopierinnen um Tsige Duguma (1:56,64 min) zu beachten sein. Titelverteidigerin Mary Moraa (Kenia) ist bislang bei 1:57,83 Minuten angekommen.
WM-Debütantin Smilla Kolbe ist in diesem Jahr national richtig durchgestartet. Die Frankfurterin steigerte sich auf 1:59,02 Minuten und wurde Deutsche Meisterin. Die zweite deutsche WM-Starterin Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) ist rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt in Form gekommen: Die Olympia-Halbfinalistin siegte vergangene Woche beim Flutlichtmeeting Trier in Saisonbestzeit von 1:59,52 Minuten.
Titelverteidigerin: Mary Moraa (Kenia; 1:56,03 min)
Weltjahresbeste: Keely Hodgkinson (Großbritannien; 1:54,74 min)
DLV-Teilnehmerinnen: Smilla Kolbe (Eintracht Frankfurt), Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler)
1.500 Meter
Faith Kipyegon die klare Favoritin
Faith Kipyegon hat sich in diesem Jahr bislang rar gemacht. Nur drei Wettkämpfe bestritt die Kenianerin, einen davon auf ihrer Paradestrecke 1.500 Meter. Doch dieses eine Rennen genügte der 31-Jährigen, um mit einem neuen Weltrekord von 3:48,68 Minuten Geschichte zu schreiben. In Tokio nimmt sie Kurs auf den vierten WM-Titel über 1.500 Meter nach 2017, 2022 und 2023. Damit würde Kipyegon, die seit Juni 2021 auf der längeren Mittelstrecke ungeschlagen ist, den Allzeit-Rekord von Mittelstrecken-Legende Hicham El Guerrouj einstellen, der als bislang einziger Läufer vier WM-Titel über diese Strecke errang.
Da die Nummer zwei der Welt Gudaf Tsegay (Äthiopien) in Tokio die 5.000 und 10.000 Meter angeht, sind die ersten Verfolgerinnen der Dominatorin Diribe Welteji (3:51,44 min), ebenfalls aus Äthiopien, und die Olympia-Zweite Jessica Hull (Australien; 3:52,67 min). Auf Platz neun der Meldeliste lauert Diamond-League-Siegerin Nelly Chepchirchir, die sich beim Finale in Zürich knapp gegen Jessica Hull behaupten konnte. Zu den schnellsten Europäerinnen zählen die Irin Sarah Healy (SB 3:57,15 min) und die Britin Laura Muir (3:57,63 min), Olympia-Zweite von 2021, die bei den letzten fünf WM-Entscheidungen stets in die Top Sechs lief.
Erfahrung sammeln will das deutsche Duo: Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden) hat in diesem Jahr mit einer Steigerung auf 4:03,61 Minuten den nächsten Schritt gemacht. Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg), in diesem Jahr erst der U20 entwachsen, reist mit einer Bestmarke von 4:04,64 Minuten an. Beide haben zuletzt beim Flutlichtmeeting in Trier mit neuen 800-Meter-Bestzeiten Selbstvertrauen auf dem Weg nach Tokio getankt.
Titelverteidigerin: Faith Kipyegon (Kenia; 3:54,87 min)
Weltjahresbeste: Faith Kipyegon (3:48,68 min)
DLV-Teilnehmerinnen: Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg), Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden)
5.000 Meter
Die ewige Top Vier in einem Rennen
Die vier schnellsten 5.000-Meter-Läuferinnen der Geschichte in einem Rennen: Das könnte im 5.000-Meter-Finale von Tokio Realität werden. Erstmals seit den Spielen in Paris treffen Olympiasiegerin Beatrice Chebet (Kenia) und die amtierende Weltmeisterin Faith Kipyegon – in diesem Jahr noch ohne 5.000-Meter-Rennen in den Beinen – im direkten Duell aufeinander. Beide haben in diesem Jahr beim "Prefontaine Classic" in Eugene für Furore gesorgt. Kipyegon mit ihrem Weltrekord über 1.500 Meter, Chebet mit einem Fabelweltrekord über 5.000 Meter: Als erste Läuferin der Geschichte blieb sie unter 14 Minuten.
Zweite im Weltrekordrennen wurde Agnes Jebet Ngetich (Kenia; 14:01,29 min), die sich damit hinter Gudaf Tsegay aus Äthiopien (PB aus 2023: 14:00,21 min, damals WR) auf Platz drei der ewigen Weltbestenliste schob. Die Äthiopierin ist im Jahr 2025 mit 14:04,41 Minuten weltweit die Nummer drei, dahinter klafft eine Lücke von 15 Sekunden auf ihre Landsfrau Freweyni Hailu (14:19,33 min). Auf Rang fünf der Welt sortiert sich die erste Europäerin ein: Europameisterin Nadia Battocletti (Italien; 14:23,15 min), die als Olympia-Vierte über 5.000 und -Zweite über 10.000 Meter bewiesen hat, dass sie mit der Weltelite mithalten kann.
Das deutsche Duo ist mit Saison-Bestzeiten knapp unter 15 Minuten im hinteren Bereich der Meldeliste zu finden. Nichtsdestotrotz hat die frühere Hindernis-Spezialistin Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) mit 14:56,87 Minuten auf der Langstrecke einen großen Schritt nach vorn gemacht und sich damit erstmals ein WM-Ticket gesichert. Auch die Deutsche Meisterin Lea Meyer (VfL Löningen) ist in 14:58,85 Minuten in den Kreis der Sub-15-Läuferinnen vorgestoßen. Der Fokus der Olympia-Finalistin über die Hindernisse dürfte jedoch in Tokio zunächst auf dem Hindernis-Start liegen.
Titelverteidigerin: Faith Kipyegon (Kenia; 14:53,88 min)
Weltjahresbeste: Beatrice Chebet (Kenia; 13:58,06 min)
DLV-Teilnehmerinnen: Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald), Lea Meyer (VfL Löningen)
10.000 Meter
Kenianerinnen im Fokus
Vor zwei Jahren in Budapest feierten die Äthiopierinnen, angeführt von Gudaf Tsegay, einen "Clean Sweep". Diesmal könnte die Konkurrenz aus Kenia zurückschlagen. Denn in der Meldeliste belegen drei Kenianerinnen die ersten drei Plätze: die Weltjahresbeste Janeth Chepngetich (30:27,02 min), die Inhaberin des Weltrekordes im 10-Kilometer-Straßenlauf Agnes Jebet Ngetich (30:27,38 min) und Weltrekordlerin Beatrice Chebet (30:27,52 min), die das Langstrecken-Double anpeilt.
Doch auch die vier Äthiopierinnen, in diesem Jahr noch ohne Meldeleistung, wollen sicher erneut in den Medaillenkampf eingreifen. Unter anderem kämpfen Gudaf Tsegay und die amtierende WM-Dritte Ejgayehu Taye um Edelmetall. Ebenfalls noch ohne 10.000 Meter-Rennen in dieser Saison, aber sicher ebenfalls zu beachten: die Olympia-Zweite Nadia Battocletti. Schnellste Europäerin war bislang die Britin Calli Hauger-Thackery, die mit ihrer Bestzeit von 30:50,64 Minuten eine Top-Acht-Platzierung anpeilen kann.
Über das Nachrückverfahren hat auch Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) einen Startplatz ergattert. Für die Vierte des 10.000-Meter-Europacups, die ihre Bestleistung in diesem Jahr auf 31:45,18 Minuten geschraubt hat, ist der erste WM-Einsatz ein großer Erfolg.
Titelverteidigerin: Gudaf Tsegay (Äthiopien; 31:27,18 min)
Weltjahresbeste: Janeth Chepngetich (Kenia; 30:27,02 min)
DLV-Teilnehmerinnen: Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen)
Marathon
Tigst Assefa will ersten Titel
Die Frau, die es in Tokio zu schlagen gilt, heißt Tigst Assefa. Die ehemalige Weltrekordlerin aus Äthiopien hat in diesem Jahr den prestigeträchtigen London-Marathon gewonnen und brennt nach Olympia-Silber auf den ersten großen Titel. Außer der 28-Jährigen sind lediglich ihre Landsfrau Sutume Asefa Kebede (2:16:31 h) und die Kenianerin Magdalyne Masai (2:19:28 h) unter 2:20 Stunden geblieben. Jedoch haben viele der gemeldeten Starterinnen in diesem Jahr noch keinen Marathon absolviert.
Dazu zählt auch Peres Jepchirchir (Kenia), die 2021 im Olympia-Marathon Gold gewann. Die Straßenrennen wurden damals jedoch in Sapporo ausgetragen, um die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit von Tokio zu umgehen. Am besten mit den Bedingungen zurechtkommen dürften die japanischen Starterinnen, allen voran Sayaka Sato, mit 2:20:59 Stunden die Nummer sechs der Meldeliste. Deutsche Marathonläuferinnen sind nicht vertreten.
Titelverteidigerin: Amane Beriso Shankule (2:24:23 h)
Weltjahresbeste: Tigst Assefa (Äthiopien; 2:15:50 h)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
100 Meter Hürden
Stark wie nie
Der Hürdensprint boomt: In den vergangenen Monaten hagelte es Weltklasse-Zeiten. Einzig der Weltrekord von Tobi Amusan (Nigeria; 12,12 sec) geriet (noch) nicht in Gefahr. Die Weltmeisterin von 2022 ist mit 12,24 Sekunden die Nummer drei der Meldeliste. Vor ihr liegen die US-Amerikanerinnen Masai Russell (12,17 sec) und Grace Stark (12,21 sec). Ein Jahr nach ihrem Olympia-Triumph in Paris scheint Russell damit prädestiniert für den nächsten Titel.
Ihrer Sache sicher sein kann sie sich jedoch keineswegs. Nicht nur, weil Fehler im Hürdensprint auch Favoritinnen teuer zu stehen kommen. Sondern auch, weil die Weltelite so dicht beisammen liegt. In der Diamond-League-Saison trugen sich sieben verschiedene Athletinnen in die Liste der Siegerinnen ein, das Finale gewann die Jamaikanerin Ackera Nugent (SB 12,30 sec). Deren Landsfrau Danielle Williams ist trotz Bestleistung von 12,31 Sekunden nur die Nummer sechs der Meldeliste. Und das, obwohl die Nummer zwei der Welt, Tia Jones (USA; 12,19 sec), mit einem Achillessehnenriss fehlt.
Ebenfalls in der Verlosung um die WM-Medaillen ist die Olympia-Vierte aus den Niederlanden Nadine Visser, die ihren Landesrekord bis auf 12,28 Sekunden geschraubt hat. Im Nacken sitzen den Favoritinnen unter anderem die Olympia-Dritte von 2021 Megan Tapper aus Jamaika, die dritte US-Amerikanerin Alaysha Johnson und vielleicht auch Hallen-Weltmeisterin Devynne Charlton (Bahamas). Fehlen werden hingegen die deutschen Hürdensprinterinnen, die sich zwar in diesem Jahr ebenfalls stark entwickelt, den Sprung nach Tokio aber knapp verpasst haben.
Titelverteidigerin: Danielle Williams (Jamaika; 12,43 sec)
Weltjahresbeste: Masai Russell (USA; 12,17 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
400 Meter Hürden
Weg frei für die Titelverteidigerin
Acht Rennen über 400 Meter Hürden hat Femke Bol in diesem Sommer bestritten. Jedes davon gewann sie. Und benötigte für die Stadionrunde mit Hürden dabei nie länger als 52,51 Sekunden. Eine Zeit, die außer der Titelverteidigerin, die in 51,91 Sekunden die Weltjahresbestzeit hält, von den Tokio-Starterinnen nur Kanadas Savannah Sunderland (52,46 sec) unterboten hat. 52,58 Sekunden beträgt die Saisonbestzeit von Dalilah Muhammad, Nummer drei der Meldeliste. Die US-Amerikanerin war damit genau eine Sekunde langsamer als bei ihrem Hausrekord, den sie 2021 als Olympia-Zweite von Tokio aufgestellt hatte.
Damals musste sie sich nur ihrer Landsfrau und Weltrekordlerin Sydney McLaughlin-Levrone geschlagen geben, die diesmal auf die 400 Meter flach setzt. Ohne die 26-Jährige, die in diesem Jahr schon 52,07 Sekunden angeboten hat, ist der Weg endgültig frei für den zweiten WM-Titel von Femke Bol, die zuletzt bei den Olympischen Spielen ein 400-Meter-Hürden-Rennen verloren hat. Damals gewann sie Bronze hinter McLaughlin-Levrone und deren Landsfrau Anna Cockrell, die mit einer Saisonbestmarke von 52,89 Sekunden auch diesmal zum Kreis der Favoritinnen zählt.
Mit dem Rückenwind der beiden schnellsten Zeiten ihrer bisherigen Karriere startet die Deutsche Meisterin Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) ihre WM-Mission. Vor zwei Jahren rannte sie im WM-Vorlauf mit 55,29 Sekunden Bestzeit. Mittlerweile ist sie auf die Hundertstel genau eine Sekunde schneller, damit sollte das Halbfinale auch diesmal drin sein. Auch die zweite DLV-Starterin Elena Kelety (Frankfurt Athletics; PB 54,68 sec) hofft darauf, bei ihrer WM-Premiere eine Runde weiterzukommen.
Titelverteidigerin: Femke Bol (Niederlande; 51,70 sec)
Weltjahresbeste: Femke Bol (51,91 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg), Elena Kelety (Frankfurt Athletics)
3.000 Meter Hindernis
Jede Menge Favoritinnen
Zeiten unter neun Minuten sind in der Weltelite über 3.000 Meter Hindernis mittlerweile keine Seltenheit mehr. Von den Starterinnen in Tokio haben sechs diese Schallmauer im Jahr 2025 bereits geknackt. Als Titelverteidigerin und Jahresbeste geht Winfred Yavi (Bahrain), die vergangenes Jahr in Paris Olympiasiegerin wurde, ins Rennen. Ihre ersten Verfolgerinnen: Diamond-League-Siegerin Faith Cherotich aus Kenia (8:48,71 min) und Tokio-Olympiasiegerin Peruth Chemutai aus Uganda (8:51,77 min). Auch die Weltmeisterin von 2022 Norah Jeruto (Kasachstan; 8:59,46 min) ist dieses Jahr schon unter neun Minuten geblieben.
Lea Meyer (VfL Löningen) hat zu Beginn der Freiluftsaison mit 9:09,21 Minuten schon gehörig aufgetrumpft, wenngleich die letzten Rennen nicht ganz nach Wunsch verliefen. Mit ihrem Hausrekord aus Oslo (Norwegen) ist sie auf dem Papier schnellste Europäerin, dicht gefolgt von Europameisterin Alice Finot (Frankreich), die ihre Teilnahme jedoch zurückgezogen hat.
Eine schwierige Saison hat auch Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) hinter sich. In Oslo brach sie sich eine Rippe und musste einige Rennen absagen. Zuletzt hinterließ sie bei ihren Auftritten als Tempomacherin im Rahmen des Diamond-League-Finals sowie über 1.500 Meter beim Flutlichtmeeting in Trier wieder einen guten Eindruck. Vereinskollegin Olivia Gürth (SB 9:26,63 min) ist noch nicht ganz auf dem Niveau des Vorjahres, hat aber für den Saisonhöhepunkt noch einmal alle Kräfte gebündelt. Der Finaleinzug mit mindestens zwei Athletinnen wäre für das deutsche Team ein Erfolg.
Titelverteidigerin: Winfred Yavi (Bahrain; 8:54,29 min)
Weltjahresbeste: Winfred Yavi (8:45,25 min)
DLV-Teilnehmerinnen: Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier), Gesa Krause (Silvesterlauf Trier), Lea Meyer (VfL Löningen)
20 Kilometer Gehen
Medaillenchance für die Gastgeber
In Abwesenheit der nicht startberechtigten Weltjahresbesten aus Russland, Elvira Chepareva, ist es eine Japanerin, die mit der stärksten Saisonbestzeit anreist. Nanako Fujii hat ihre Bestzeit von 1:26:33 Stunden allerdings bereits im Februar erzielt und seither keinen Wettkampf über die vollen 20 Kilometer beendet.
Ihren WM-Titel verteidigen will die Spanierin María Pérez, die mit 1:27:22 Stunden an Position zwei der Meldeliste liegt. Stark einzuschätzen sind auch die Chinesinnen Li Ma (1:27:28 h) und Li Peng (1:27:45 h) sowie die Mexikanerin Alegna Gonzalez (1:27:32 h). Auch die Olympiasiegerin von 2021 Antonella Palmisano (Italien) und die Weltmeisterin von 2022 Kimberly Garcia Léon (Peru) sind mit von der Partie und haben sicher noch nicht alle Karten aufgedeckt.
Titelverteidigerin: María Pérez (Spanien; 1:26:51 h)
Weltjahresbeste: Elvira Chepareva (Russland; 1:24:20 h)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
35 Kilometer Gehen
Karten auf den Tisch!
Die Favoritinnen über 35 Kilometer sind überwiegend dieselben wie auf der kürzeren Distanz: María Pérez, Antonella Palmisano (2:39:35 h) und Li Ma (2:40:49 h) führen die Meldeliste an, die Top Fünf komplettieren die in diesem Jahr stark verbesserten Italienerinnen Nicole Colombi (2:41:47 h) und Eleonora Anna Giorgi (2:41:54 h).
Jedoch gilt auch auf dieser Strecke: Wie viel die Vorleistungen bei den voraussichtlich schwierigen Bedingungen – Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit – in Japan wert sind und welche Athletin sich im direkten Wettstreit mit der Konkurrenz am besten behauptet, wird sich erst in Tokio zeigen. Deutsche Geherinnen sind auf keiner der beiden Distanzen am Start.
Titelverteidigerin: María Pérez (Spanien; 2:38:40 h)
Weltjahresbeste: María Perez (2:38:59 h)
DLV-Teilnehmerinnen: keine