| Nachruf

Trauer um Klaus Richtzenhain: Olympia-Zweiter von 1956 verstorben

© Horstmüller
1956 überraschte Klaus Richtzenhain mit Olympia-Silber über 1.500 Meter. Ende Februar ist der Thüringer im Alter von 90 Jahren verstorben.
svs

Klaus Richtzenhain gehörte in den 1950er-Jahren zu den prägenden Figuren des Mittelstreckenlaufs in Deutschland. Den größte Erfolg feierte der 1934 in Berlin geborene Läufer bei den Olympischen Spielen in Melbourne (Australien) 1956. Hinter dem irischen Sieger Ron Delany und vor dem Australier John Landy gewann er überraschend Silber. Bei der Abschlussfeier der Spiele trug Richtzenhain die Fahne der gesamtdeutschen Mannschaft. Wie am Freitag verschiedene Medien, darunter die Thüringer Allgemeine, berichten, ist er nun im Alter von 90 Jahren verstorben. 

In den Jahren zwischen 1955 und 1957 stellte Klaus Richtzenhain neun DVfL-Rekorde zwischen 800 und 3.000 Metern auf und startete bei zehn Länderkämpfen. Seine im Finale von Melbourne erzielten 3:42,0 Minuten sollten bis zum Ende seiner Karriere seine Bestzeit bleiben. Um die Zeit einzuordnen: Damals stand der Weltrekord bei 3:40,6 Minuten. Ein Jahr später trug sich auch Klaus Richtzenhain in die Weltrekordlisten ein. Mit 8:16,4 Minuten stellte er in Dortmund eine Hallen-Bestmarke über die damals unterm Hallendach selten gelaufene Distanz auf. An seinen großen Erfolge konnte der Thüringer danach nicht mehr anschließen. Bei der EM 1958 schied er mit 3:49,0 Minuten im Vorlauf aus.

Beruf statt Leichtathletik-Karriere

Die sportliche Karriere von Klaus Richtzenhain währte nur kurz. Der elegant laufende Mittelstreckler, der in Dessau mit dem Lauftraining begonnen hatte und später für den SC Lokomotive Leipzig und ab Ende 1960 für den SC Turbine Erfurt startete, verpasste 1960 einen möglichen zweiten Olympia-Start aufgrund einer Verletzung. Ein Jahr später zog er sich vom Sport zurück. Stattdessen studierte er und wurde Konstrukteur für Werkzeugbau.

"[Ich] hatte dann eigentlich sehr schnell keinen Bezug mehr zum Laufen", erinnerte er sich 2021 bei German Road Races. Nicht einmal joggen ging er mehr. "Die Sache war doch vorbei. Ich hatte doch mit der Lauferei nichts mehr zu tun. ich hatte doch meinen Beruf." Klaus Richtzenhain, der einst als elegantester deutscher Läufer galt, lebte zuletzt zurückgezogen in Erfurt. 

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets