Langstreckler Maximilian Thorwirth hat am Sonntag beim 34. Internationalen Läufermeeting Pliezhausen den Meetingrekord über 3.000 Meter nur knapp verfehlt. Auf der letzten Runde gab der 30-Jährige noch einmal alles. Mit einem Doppelsieg über 80 und 150 Meter glänzte Sprinterin Sina Mayer.
Seit 31 Jahren hat der Meetingrekord über 3.000 Meter beim Läufermeeting Pliezhausen Bestand. Am Sonntag wäre die Bestmarke fast gefallen: Auf der Schlussrunde blies Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) zum Angriff. Von seinem einzigen verbliebenen Verfolger Sileshi Kifle Kefyalew (Kenia) konnte sich der in Tübingen trainierende Läufer lösen und rannte schließlich nur gegen die Uhr. Doch knapp reichte es am Ende doch nicht: In 7:50,88 Minuten verfehlte der 30-Jährige die Bestmarke (7:49,50 min) knapp.
"Dass es jetzt um eine Sekunde nicht gereicht hast, ist natürlich nervig", sagte Maximilian Thorwirth. "Da denkt man sich immer: Die wäre irgendwo noch zu finden gewesen. Aber alles in allem war das ein guter Saisoneinstieg und hat mega Spaß gemacht mit den Fans und der deutschen Leichtathletik-Community. Ich ärgere mich schon über den verpassten Rekord, aber über den Sieg und so einen schönen Tag hier kann man sich nicht beschweren."
Bereits ab der Hälfte des Rennens waren die beiden Führenden auf sich allein gestellt gewesen und mussten das Tempo selbst hochhalten. Alle Verfolger waren zu diesem Zeitpunkt längst abgeschüttelt und die Tempomacher nicht mehr im Rennen. "Die ersten 2.000 Meter habe ich mich nicht so gut gefühlt, hintenraus war's okay." Als Zweiter kam Sileshi Kifle Kefyalew nach 7:56,61 Minuten ins Ziel, als Dritter folgte Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 8:09,43 min). Der frühere Mittelstreckler probiert sich mittlerweile auch auf längeren Strecken aus, seit er im Training einen Ganz zurückgeschaltet hat.
U23 und U20 über 3.000 Meter im Fokus
Bei den Frauen waren die 3.000 Meter fest in der Hand der jungen Athletinnen. Im Finish hatte Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach) die Nase vorn, sie blieb in 8:58,42 Minuten erstmals unter der Neun-Minuten-Marke. Auch Lisa Merkel (LAV Stadtwerke Tübingen; 8:58,63 min) lief neue Bestzeit. Bemerkenswert war auch der Auftritt der beiden U20-Athletinnen Lera Miller (VfL Löningen; 9:02,99 min) und Julia Ehrle (LG farbtex Nordschwarzwald; 9:05,39 min) auf den Plätzen drei und vier. Die siebtplatzierte Emma Lindner (LG Bamberg; 9:25,90 min) hakte ebenfalls die U20-EM-Norm ab. Die Hallen-Europameisterin von 2023 Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen), kurzfristig für einen Tempo-Test nachgemeldet, beendete das Rennen vorzeitig.
Neben den 3.000 Metern, die international nur in der Halle und im Nachwuchsbereich gelaufen werden, standen mit den 1.000 Metern und den 2.000 Metern Hindernis noch die "krummen" Laufstrecken an, für die das Meeting in Pliezhausen bekannt ist. Bei den Männern setzte sich über die Hindernisse der Franzose Luc Le Baron (5:26,11 min) durch.
Über 1.000 Meter war der Türke Salih Teksöz (2:19,24 min) der Schnellste, bei den Frauen stürmte die Polin Julia Jaguscik in 2:40,35 Minuten vorneweg. Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald; 2:42,41 min) und die Deutsche 1.500-Meter-Meisterin Vera Coutellier (Cologne Athletics; 2:42,66 min) hatten das Nachsehen.
Doppelsieg für Sina Mayer
Gleich über zwei Siege durfte sich Sina Mayer (LAZ Zweibrücken) freuen. Die Sprinterin, die vergangenes Wochenende noch bei den World Relays im Einsatz gewesen war,entschied erst die 80 (9,37 sec) und später die 150 Meter (17,21 sec) für sich. "Ich bin sehr zufrieden", bilanzierte sie. "Es war mir wichtig, heute zwei Läufe zu haben. Damit habe ich die Weichen für die Saison gestellt und darauf kann man erst mal aufbauen." Das Double über die beiden kürzesten Strecken gelang auch dem Nigerianer Folawiyo Olaoye (8,55 sec | 15,51 sec).
Einen Test über 150 und 300 Meter absolvierte Hürdensprinterin Rosina Schneider (TV Sulz). Für sie wurden 17,63 und 39,06 Sekunden gestoppt. "Ich muss schon sagen, die beiden Läufe waren echt anstrengend, vor allem der 300er", erklärte sie. "Aber es waren zwei richtig tolle Trainingsläufe. Ich spüre gerade überall Laktat." Die Schnellste auf der krummen Strecke war 400-Meter-Spezialistin Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg; 37,49 sec), bei den Männern war der Tscheche Tomáš Němejc in 33,58 Sekunden nicht zu schlagen.
Über 600 Meter siegte mit Eveline Saalberg ein Gast aus den Niederlanden. Die Weltmeisterin mit der 4x400-Meter-Staffel legte die Strecke in 1:26,46 Minuten zurück. Bei den Männern hatte der Schweizer Ramon Wipfli (1:16,45 min) deutlichen Vorsprung auf den einstigen Deutschen 800-Meter-Meister Tim Holzapfel (LV Pliezhausen; 1:17,56 min).
Hürden-Asse doppelt im Einsatz
Zu den Klassikern in Pliezhausen zählen auch die 300 Meter Hürden. In diesem Jahr mit einer Besonderheit: Es gab für Männer und Frauen je ein Rennen nach internationalen Regularien (mit zwei Geraden, einer Kurve und dem Finish im Ziel) und ein Rennen nach Pliezhausen-Tradition (mit zwei Kurven, einer Geraden und üblichem Startpunkt). Sieger bei den Männern war nach internationalem Reglement Matej Baluch (Slowakei; 35,04 sec), beim "Klassiker" setzte sich Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) in 35,88 Sekunden gegen den Deutschen Vizemeister Owe Fischer-Breiholz (36,11 sec) durch.
Bei den Frauen siegten die Schweizerinnen Debby Schenk (41,53 sec) und Annina Fahr (40,71 sec), im Einladungslauf über 400 Meter Hürden löschte die Britin Hayley McLean in 56,56 Sekunden den Meetingrekord der fünfmaligen Deutschen Meisterin Carolina Krafzik (57,96 sec) aus den Bestenlisten.
Nachwuchs-Staffeln überzeugen
Auf Normjagd gingen in Pliezhausen die 4x100-Meter-Nationalstaffeln der männlichen und weiblichen U20. Die Richtwerte für die U20-EM in Tampere (Finnland; 7. bis 10. August) waren jedoch nur Formsache. Die A-Staffel mit Ramon Reckwald (SCC Berlin), Ben Tröster (TSG Lennestadt), Felix Schulze (Hamburger SV) und U18-Europameister Jakob Kemminer (LAC Quelle Fürth) unterbot die Norm von 40,75 Sekunden mit 40,14 und 40,13 Sekunden in beiden Läufen deutlich.
In der weiblichen Jugend knackten die A- und B-Staffeln sogar je zweimal die Norm (45,70 sec). Am schnellsten waren Lena Anochili (Hamburger SV), Judith Bilepo Mokobe (USC Mainz), Philina Schwartz (SC Berlin) und Hannah Kaczmarek (SC Magdeburg) unterwegs: 44,16 Sekunden. "Mit der Qualität in der Breite bin ich nicht nur sehr zufrieden, sondern freue mich auch auf die weitere Saison", sagte Nachwuchsbundestrainer Alexander Seeger. "Die nächsten Steps kommen dann in Regensburg und bei der Junioren-Gala in Mannheim. Das Ziel muss heißen, Richtung Gold bei der U20-EM zu denken."
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