| Interview

Owe Fischer-Breiholz: „Ich habe eine Mission und die macht verdammt viel Spaß“

Freudenschrei mit angespannten Muskeln von Owe Fischer-Breiholz. © Theo Kiefner
In 48,76 Sekunden sorgte Owe Fischer-Breiholz (Königsteiner LV) am Sonntag über 400 Meter Hürden für eines der Highlights der U23-DM. Damit gelang ihm nicht nur die Titelverteidigung und Vormachtstellung als deutscher Jahresbester, sondern auch der Sprung auf Platz eins in Europas Rangliste dieser Altersklasse. Wir sprachen mit dem 21-Jährigen über die leistungsstärkenden Veränderungen im letzten Jahr sowie seine Ziele für die U23-EM in Bergen (Norwegen; 17. bis 20. Juli).
Silke Bernhart/Jane Sichting

Owe Fischer-Breiholz, herzlichen Glückwunsch zur Titelverteidigung und Ihrer ersten Zeit unter 49 Sekunden. Wie fühlt sich das für Sie an?

Owe Fischer-Breiholz:
Das fühlt sich sehr, sehr gut an. Das war dieses Wochenende mein Ziel. Vorher stand ich in der europäischen Bestenliste der U23 auf Platz zwei – und jetzt ist es Platz eins geworden. Ich denke, dass ich mit einem guten Gefühl zur U23-EM nach Bergen fahren kann, und freue mich schon darauf.

Sie gelten als ein sehr professionell agierender Athlet, der viel in seinen Sport investiert. Haben Sie in diesem Jahr noch einmal eine Schippe draufgelegt?

Owe Fischer-Breiholz:
Definitiv. Mein gesamter Alltag richtet sich jetzt deutlich mehr nach dem Sport als vorher. Nach meinem Schulabschluss bin ich nach Frankfurt gezogen und habe mich dort einer größeren Trainingsgruppe angeschlossen – die beste Trainingsgruppe, die man sich vorstellen kann. Es ist die alte Trainingsgruppe von Volker Beck, der jetzt als Bundestrainer viel im Bereich Staffel macht. Mein Trainer ist jetzt Christian Kupper.

Wie sieht Ihr Alltag sonst aus, was haben Sie noch verändert?

Owe Fischer-Breiholz:
Ich wohne in meiner eigenen Wohnung und achte auch mehr auf meine Ernährung, weil ich selbst kochen muss. Das mache ich auch extrem gerne. Auch sonst versuche ich, alles nach dem Sport auszurichten, und das hat bisher auch hervorragend funktioniert. Auch wenn ich noch einiges lernen kann, ist das jetzt von der Qualität her etwas anderes als noch im letzten Jahr.

Wann genau sind Sie nach Frankfurt gezogen?

Owe Fischer-Breiholz:
Das war im Oktober letztes Jahr, zum Start in die Saisonvorbereitung.

In der Trainingsgruppe von Christian Kupper haben Sie noch andere 400-Meter-Hürden-Läufer dabei, die ebenfalls schon unter 49 Sekunden geblieben sind. Unter anderem der Deutsche Meister Emil Agyekum und der WM-Achte Joshua Abuaku. Wie ist das Miteinander bei Ihnen?

Owe Fischer-Breiholz:
Das ist sehr gut. Wir pushen uns alle gegenseitig und das Training macht extrem viel Spaß in der Gruppe. Ich kann mir auch mal etwas bei den anderen Athleten abgucken, weil die schon einige Erfahrungen haben. Jeder von uns hat unterschiedliche Stärken und wir pushen uns dadurch auch gegenseitig in den jeweiligen Schwächen.

Was ist Ihre Stärke und wo müssen Sie noch ein bisschen draufpacken?

Owe Fischer-Breiholz:
Meine Stärken liegen definitiv in der Ausdauer und vielleicht auch in der Laktattoleranz, also bei Tempoläufen. Ich liebe Tempoläufe. Meine Schwäche ist hingegen eher der Sprint und auch die Hürdentechnik ist noch ausbaufähig. Aber ich denke, dass das alles so schlecht auch wieder nicht sein kann. (lacht) Trotzdem werde ich weiterhin daran arbeiten.

Können Sie konkret benennen, was Sie dieses Jahr besser gemacht haben, dass Sie sich so stark verbessert haben?

Owe Fischer-Breiholz:
Ich denke, der Schlüssel zum Erfolg war, dass ich dieses Jahr verletzungsfrei geblieben bin. Zumindest größtenteils verletzungsfrei – im Januar hatte ich einen Muskelfaserriss. Aber ansonsten war ich ohne Schmerzen und konnte verletzungsfrei durchtrainieren. Zudem setzt die Trainingsumstellung mehr auf Regeneration und das funktioniert für mich ganz gut.

Haben Sie denn in Frankfurt manchmal noch Heimweh – Sie kommen ja aus Schwerin?

Owe Fischer-Breiholz:
Definitiv. Ich bin das letzte Mal über Ostern zu Hause gewesen und möchte auch wirklich gern mal wieder in die Heimat. Aber ich habe hier eine Mission und die macht verdammt viel Spaß.

Was haben Sie dieses Jahr noch vor? Gibt es eine Kampfansage für Bergen?

Owe Fischer-Breiholz:
Ich mache ungern Kampfansagen. Ich zeige lieber einfach, was ich kann.

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