Am zweiten Tag der FISU University World Games im Wattenscheider Lohrheidestadion gab es das erste Edelmetall für das deutsche Team. Anders als noch bei der U23-EM war es dieses Mal Mika Sosna, der im Diskus Gold gewann. Für U23-Europameister Steven Richter wurde es Silber. Erneut stark präsentierte sich Jana Lakner im Halbfinale über 400 Meter.
Anders als etwa bei Welt- und Europameisterschaften beginnt die Reihenfolge der Finalteilnehmenden in technischen Disziplinen bei den FISU World University Games immer mit der Athletin bzw. dem Athleten, die oder der den besten Meldewert mitbringt. Entsprechend waren es im Diskusfinale Mika Sosna (IU Internationale HS / TSG Bergedorf) und Steven Richter (TU Chemnitz / LV 90 Erzgebirge), die direkt vom ersten Versuch an vorlegen konnten.
Besonders Olympiateilnehmer Mika Sosna schien entgegen der Qualifikation am Montag wieder hellwach zu sein und die Reisestrapazen sowie den Schlafmangel erfolgreich weggesteckt zu haben. Auf 63,65 Meter im ersten Versuch ließ er 64,22 Meter folgen, machte zwei Versuche ungültig und steigerte sich im fünften Durchgang noch einmal auf 64,26 Meter. Zwar schaffte er im letzten Versuch keine weitere Steigerung mehr, doch auch U23-Europameister Steven Richter hatte im vierten Wettkampf innerhalb von sechs Tagen nicht mehr genug Körner im Tank, um ihm noch einmal gefährlich zu werden.
Und so war es in Bochum-Wattenscheid Mika Sosna, der sich zum Sieger krönte – und damit seinen ersten internationalen Titel feierte. Noch in Bergen sah die Medaillenverteilung zwischen den beiden deutschen Zimmerkameraden andersherum aus, für Steven Richter gab es dieses Mal mit 61,77 Metern Silber, Bronze ging an den Ukrainer Mykhailo Brudin (60,71 m).
Happy Birthday Jana Lakner – und ab ins Finale
Mit dem Einzug ins Finale über 400 Meter am Mittwochabend (21:25 Uhr) machte sich Jana Lakner (OTH Regensburg / LG Telis Finanz Regensburg) am zweiten Tag der Leichtathletik-Wettbewerbe bei den World University Games Rhein-Ruhr selbst das schönste Geburtstagsgeschenk. Im dritten und letzten Halbfinale erwischte die 25-Jährige einen guten Start und fand mühelos in ihren raumgreifenden und rhythmischen Schritt. Bereits eingangs der Zielgeraden führte sie auf Bahn vier laufend das stark besetzte Feld an und gewann ihr Rennen in 52,37 Sekunden. Im Anschluss stimmte das gesamte Stadion noch zu einem kleinen Ständchen an und sang „Happy Birthday“ für die Deutsche.
Nachdem sie im Vorlauf mit 52,26 Sekunden die schnellste Zeit der Konkurrenz auf die Bahn gebracht hatte, war im Halbfinale einzig die mitfavorisierte Kroatin Veronika Drljacic (52,13 sec) schneller. Diese gewann das erste Halbfinale, in dem auch Annkathrin Hoven (DSHS Köln / TSV Bayer 04 Leverkusen) am Start war. Als Vierte reichte deren Zeit von 52,95 Sekunden in der Endabrechnung nicht, um als eine der zwei Zeitschnellsten den Sprung ins Finale zu schaffen. Jeweils die Top Zwei eines jeden Laufes waren mit einem großen Q qualifiziert.
Mit dem großen Q ins Halbfinale über 400 Meter Hürden
Direkt im ersten Rennen des Tages gefordert war 400-Meter-Hürden-Läuferin Sabrina Heil (Uni Frankfurt / Frankfurt Athletics). Auf Bahn drei gestartet, kam sie nach 300 Metern gut aus der Kurve und musste erst auf der Zielgeraden kämpfe. Nach der letzten Hürde verlor sie zwar etwas an Boden, lief aber noch als Vierte ins Ziel und sicherte sich damit das große Q für den Einzug ins Halbfinale. In der Endabrechnung aller Vorläufe sortierte sie sich mit 57,19 Sekunden auf Rang 13 ein.
Sogar in die Top Ten schaffte es Yasmin Amaadacho (Uni Zürich / Frankfurt Athletics). Die Siebte der U23-EM knüpfte an ihre gute Form aus Bergen (Norwegen) an und gewann ihren Vorlauf in einem spannenden Vierkampf auf den letzten Metern in 56,96 Sekunden. Nur wenige Tage zuvor hatte sie in ihrem Finale bei den Kontinentalmeisterschaften der U23 mit 56,22 Sekunden eine Bestzeit aufgestellt. Eine Zeit in diesem Bereich dürfte im Wattenscheider Lohrheidestadion auch für einen Platz auf dem Treppchen gefordert sein.
Merlin Hummel macht's im Dritten
Ein Versuch zum Reinkommen, ein Versuch zum Wachwerden und ein dritter Versuch, um Ambitionen auf Gold anzumelden. Mit 75,76 Metern ging Hammerwerfer Merlin Hummel (IU Internationale HS / LG Stadtwerke München) in der Qualifikation nicht nur als Sieger der Gruppe B hervor, sondern lieferte auch den weitesten Wurf aller Teilnehmer ab.
Stärkster Konkurrent im Finale dürfte der Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von Paris Mykhailo Kokhan (Kamyanets-Podilskyi University) aus der Ukraine sein. Als bester Werfer der Gruppe A reichten ihm am Dienstag 73,74 Meter für das große Q. Sowohl Hummel als auch Kokhan haben bereits mehrfach die 80-Meter-Marke geknackt – mit 81,66 Metern und 81,27 Metern liegen sie derzeit auf Rang vier und fünf der Weltjahresbestenliste. Das Finale am Mittwoch (19:40 Uhr) wird ein Gold-Duell auf Augenhöhe.
Smilla Kolbe zieht souverän eine Runde weiter
Mit einer langen US-College-Saison in den Beinen hatte Smilla Kolbe (University of North Florida (USA) / Eintracht Frankfurt) bereits bei der Team-EM in Madrid (Spanien) unter Beweis gestellt, dass sie trotzdem noch genügend Körner hat, um schnelle Zeiten über 800 Meter zu laufen. Im Vorlauf der FISU World University Games waren die absoluten Top-Zeiten noch nicht gefordert.
Nachdem sich Kolbe taktisch klug ins Feld einsortiert hatte, ging es in gemächlichem Tempo auf die nächsten 400 Meter. Erst auf der Gegengeraden, als ihr der Weg am Ende des Feldes versperrt war, ergriff die 23-Jährige die Initiative und zog außen an den Konkurrentinnen vorbei an die Spitze. Von dort ließ sie sich auch auf der Zielgeraden von der heranlaufenden Inderin Chanda Chanda nicht mehr verdrängen. 2:05,66 Minuten sicherten ihr als Vorlaufsiegerin das große Q – Rang 14 im Gesamtklassement.
Das Aus im Halbfinale für Maurice Grahl
Am Sonntag war Maurice Grahl (IST HS für Management / TSV Bayer 04 Leverkusen) bei der U23-EM noch zu Bronze mit der 4x100-Meter-Sprintstaffel gesprintet. Mit Reisestress und einer nur kurzen Verschnaufpause stand er bereits am Montag wieder in den Blöcken und zog ins Halbfinale der FISU World University Games ein. In diesem ging es für ihn am Dienstag direkt im ersten Lauf auf Bahn eins an den Start – zu einer Platzierung unter den ersten Zwei reichte es indes nicht.
Nach einem gelungenen Start und einer soliden Beschleunigungsphase zog sich das Feld ab der Hälfte der Sprintgeraden etwas auseinander und auch Maurice Grahl musste etwas abreißen lassen. In 10,68 Sekunden lief der Trainingspartner des Deutschen Rekordhalters über 200 Meter Joshua Hartmann (ASV Köln) als Siebter ein. Das 100-Meter-Finale am späten Abend gewann Bayanda Joy Walaza (Südafrika; 10,16 sec). Siegerin über 100 Meter bei den Frauen wurde die Australierein Georgia Harris (11,44 sec).
Samira Attermeyer sagt WUG-Finale ab
Vier Wettkämpfe innerhalb von vier Tagen waren dann doch zu viel. Obwohl sich U23-Vize-Europameisterin Samira Attermeyer (LG Olympia Dortmund) keine 24 Stunden nach ihrem Triumph mit Bestleistung (6,64 m) in Bergen am Montag in Bochum-Wattenscheid mit einem Satz auf 6,22 Meter für das Finale am Dienstag qualifiziert hatte, fand dieses ohne die 21-Jährige statt. "Ich wäre super gerne noch mal an den Start gegangen, aber der Körper braucht nach den letzten Tagen einfach eine Pause", erklärt das Sprungtalent auf Instagram.
Die Medaillen wurden schließlich in einem Zentimeterkrimi vergeben. Gold gewann die Portugiesin Agate Sousa (6,70 m) vor Xiong Shiqi (China; 6,68 m) und Natalia Carolina Linares Gonzalez (Kolumbien; 6,67 m).
Ebenfalls ohne deutsche Beteiligung fand am Dienstag das Finale im Kugelstoßen der Frauen statt. Mit dem einzigen Stoß über 18 Meter wurde dabei Axelina Elin Signe Johansson aus Schweden (18,45 m) ihrer Favoritenrolle gerecht