An bewährter Stätte beginnen am Donnerstag die U20-Europameisterschaften: Die finnische Stadt Tampere, erfahren in der Ausrichtung von internationalen Nachwuchsmeisterschaften, empfängt knapp 1.300 Talente aus ganz Europa. Für einige der 99 DLV-Talente sind Medaillen oder Finalplatzierungen in Reichweite.
1.295 Athletinnen und Athleten aus 48 Nationen: Es ist ein großes Leichtathletikfest, das Europas Leichtathletik-Talente in diesen Tagen feiern. Am Donnerstag fällt um 9:30 Uhr (deutsche Zeit: 8:30 Uhr) der erste Startschuss der U20-Europameisterschaften 2025. Austragungsort ist Tampere, die drittgrößte Stadt Finnlands, malerisch zwischen zwei Seen gelegen – und bewährter Ausrichter von internationalen Leichtathletik-Meisterschaften.
Schon 2003 war das Ratina-Stadion Gastgeber der U20-EM, damals feierten die späteren Deutschen Rekordlerinnen Ariane Friedrich (Hochsprung) und Silke Spiegelburg (Stabhochsprung) ihre ersten internationalen Erfolge. 2013 fanden in Tampere die U23-Europameisterschaften statt, 2018 wurden die U20-Weltmeisterschaften dort ausgetragen. Und 2025 gehen 99 deutsche U20-Talente – Geher Nick Joel Richardt (SV Halle) ist nicht mit dabei – in Tampere auf Medaillenjagd.
Am Montag ist das deutsche Team, zahlenmäßig das größte aller teilnehmenden Nationen, in Gruppen von Frankfurt (Main) oder Berlin aus in Finnlands Hauptstadt Helsinki geflogen. Dort folgten zwei Stunden Busfahrt bis zum Teamhotel in Tampere, von wo aus das Stadion fußläufig zu erreichen ist. Beste Bedingungen also für die DLV-Talente, die darauf brennen, ihr Potenzial im Wettstreit mit der internationalen Konkurrenz unter Beweis zu stellen. Außer im Weitsprung der weiblichen U20 und im Gehen sind die deutschen Farben in allen Disziplinen vertreten.
U18-Europameisterinnen und Titelverteidigerin
Elf von ihnen finden sich in der Meldeliste in den Top Drei wieder, 20 weitere lauern in den Top Acht auf ihre Chance. Vor allem in der weiblichen U20 hat das DLV-Team mehrere heiße Eisen im Feuer: Mit der Deutschen U20-Rekordlerin Nova Kienast (SCC Berlin; 68,54 m), der U20-WM-Siebten Johanna Marrwitz (66,12 m) und U18-Europameisterin Clara Hegemann (beide LG Stadtwerke München; 63,88 m) sind die deutschen Hammerwerferinnen als Erste, Fünfte und Siebte gemeldet. Konkurrenz bekommen könnten sie von der Schwedin Patricia Kamga (PB 68,01 m) und Lokalmatadorin Pinja Kärhä aus Finnland (66,95 m).
Im Diskuswurf hat die deutsche Mannschaft mit Curly Brown die Titelverteidigerin in ihren Reihen. Auch in diesem Jahr führt die Frankfurterin die Meldeliste an, musste sich jedoch zuletzt bei der U20-DM der Wattenscheiderin Frieda Echterhoff geschlagen geben. U18-Europameisterin Nadjela Wepiwé komplettiert das deutsche Trio, das geschlossen in den Top Ten der Meldeliste steht.
Zwei Deutsche Hallenmeisterinnen aussichtsreich
Auf der Laufbahn sind unter anderem zwei Deutsche Hallenmeisterinnen in Aktion: 400-Meter-Ass Johanna Martin (1. LAV Rostock), die mit ihrer Bestzeit von 51,55 Sekunden auch in der Erwachsenenklasse Deutschlands Nummer eins ist, geht als Europas Jahresbeste ins Rennen, außer der 19-Jährigen hat im Feld der Starterinnen nur die Britin Charlotte Henrich die 52 Sekunden unterboten. 800-Meter-Läuferin Jana Becker (Königsteiner LV) steigerte sich Ende Juli beim ISTAF in Berlin auf 2:00,76 Minuten und bringt damit nach der Spanierin Marta Mitjans (PB 1:59,88 min) die zweitbeste Meldezeit mit.
In den weiteren Laufdisziplinen sind die DLV-Talente ebenfalls aussichtsreich positioniert. Zum Beispiel U20-WM-Finalistin Lera Miller (VfL Löningen), die sich noch offenhält, ob sie über 1.500 oder über 3.000 Meter angreifen will. Über 3.000 Meter Hindernis stand Jule Lindner (LG Bamberg) ebenfalls bereits im U20-WM-Finale. Sie zählt in diesem Jahr zu Europas Besten – ebenso wie im Sprint Philina Schwartz (SC Berlin; 100 m), Anne Böcker (TSV Bayer 04 Leverkusen; 100 m) und Judith Bilepo Mokobe (USC Mainz; 200 m).
In Mannschaftsstärke treten die Siebenkämpferinnen und Zehnkämpfer an: Alle sechs nominierten DLV-Talente befinden sich in der Meldeliste in den Top Ten. Emma Kaul (USC Mainz) ist eine von drei Siebenkämpferinnen im Feld, die schon die 6.000-Punkte-Marke geknackt haben. Die beiden weiteren sind Ungarns Sarolta Kriszt, die in diesem Jahr mit 6.225 Punkten den großen Durchbruch geschafft hat, und U20-Weltmeisterin Jana Koscak (Kroatien; SB 6.190 pt).
Talente lauern auf ihre Chance
Aussichtsreichster deutscher Läufer ist Joshua Hoffmann (SC Berlin). Der Deutsche U20-Meister über 800 Meter lauert mit seiner Bestzeit von 1:46,67 Minuten in der Meldeliste auf Rang vier, nur wenige Hundertstel hinter dem Drittplatzierten. Eine vordere Platzierung wäre bei seiner ersten internationalen Meisterschaft sicher ein Erfolg. Ebenfalls an den Top Drei schnuppert Hammerwerfer Timo Port (SV Go! Saar 05), der bei der Jugend-DM in Wattenscheid mit 74,63 Metern neue Bestleistung geworfen hat. Unangefochten scheint auf dem Papier der Ungar Armin Szabados mit einem Hausrekord von 82,93 Metern.
Mit neuer Bestmarke von 75,47 Metern hat der Deutsche Jugendmeister im Speerwurf Oskar Jänicke (MSC Magdeburg) am vergangenen Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften in Dresden einen glänzenden Eindruck hinterlassen. Aus dem Starterfeld der U20-EM weist lediglich der Spanier Rafael Mahiques (PB 77,60 m) eine stärkere Saisonbestleistung auf. Im Bereich zwischen 71 und 74 Metern tummelt sich jedoch eine ganze Reihe Werfer, dazu zählt auch der zweite deutsche Teilnehmer und U18-EM-Vierte Moritz Schönherr (SC Potsdam).
An Erfolge anknüpfen
Unter den Sprintern hat bislang U18-Europameister Jakob Kemminer (LAC Quelle Fürth) die stärkste Vorleistung der deutschen Starter angeboten. 10,31 Sekunden katapultieren ihn in Tampere erneut in den Kreis der Final-Anwärter über 100 Meter. Mit der Staffel kann sich der 18-Jährige erst recht Chancen auf Edelmetall ausrechnen, denn die DLV-Quartette sind im Nachwuchsbereich über 4x100 und 4x400 Meter traditionell ganz vorne mit dabei. Vor zwei Jahren in Jerusalem (Israel) brachten drei der vier Staffeln eine Medaille mit nach Hause.
An das erfolgreiche Abschneiden der deutschen Teams bei den U20-Europameisterschaften 2021 und 2023 wollen die Talente von 2025 sicher anknüpfen. Von den Athletinnen und Athleten, die damals auf dem Treppchen standen, haben einige wie etwa Hindernisläuferin Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier), Hammerwerfer Merlin Hummel (LG Stadtwerke München) oder Kugelstoßerin Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846) mittlerweile schon den Anschluss an die europäische oder gar Weltspitze hergestellt – sicher eine große Motivation für die nachrückende Generation.
Die U20-EM 2025 sehen Sie in Livestreams auf Eurovision Sports. Live-Ergebnisse finden Sie bei European Athletics.