Die Krönung ihrer bisherigen Karriere: Jana Marie Becker hat am Sonntag bei der U20-EM in Tampere Gold über 800 Meter gewonnen. Die 19-Jährige teilte sich das Rennen optimal ein und spurtete auf der Zielgeraden an der Konkurrenz vorbei.
Ihren ersten großen Erfolg auf internationaler Ebene hatte Jana Marie Becker (Königsteiner LV) vor drei Jahren gefeiert. Damals gewann sie als 16-Jährige Silber bei der U18-EM. Drei Jahre sollte es dauern, bis zu dieser Medaille eine zweite hinzukam. Im Finale bei der U20-EM in Tampere (Finnland) zählte sie am Sonntagabend zu den Favoritinnen und hatte sich auch im Vorlauf absolut souverän präsentiert. Die Britin Shaikira King war es, die das Feld zunächst anführte, Jana Becker blieb innen und lauerte auf Rang drei, als die Glocke schrillte.
Dann ging es richtig zur Sache: Die erst 15-jährige Slowenin Ziva Remic zog das Tempo an, die Spanierin Marta Mitjans mit der blauen Startnummer der Jahresbesten ging mit, ebenso wie die Italienerin Lorenza de Noni. Und auch Jana Becker folgte den Kontrahentinnen. Auf den letzten 200 Metern fighteten noch vier Athletinnen um die drei Medaillen. Jana Becker schob sich außen nach vorn und setzte mit ihrem unwiderstehlichen Kick zum Schlussspurt an. Ziva Remic kämpfte bis zum letzten Meter, hatte aber nichts entgegenzusetzen: In 2;01,67 Minuten rannte die DLV-Athletin als Erste über die Ziellinie!
Auf dem Silberrang durfte sich die Slowenin über eine neue Bestzeit von 2:01,76 Minuten freuen, Bronze holte nur eine Zehntelsekunde dahinter Lorenza de Noni, Marta Mitjans (2:01,90 min) ging trotz einer starken Zeit ganz knapp leer aus. Und so war es Jana Becker, die sich in eine Deutschlandfahne hüllte und jubelnd auf das deutsche Team, ihre Familie und Trainer Benjamin Stalf zustürmte, die auf der Tribüne den Erfolg feierten.
Krönung der Karriere
Wer Jana Beckers Entwicklung in den vergangenen drei Jahren mitverfolgt hat, weiß, welch riesiges Potenzial in der jungen Läuferin steckt. Ihre Bestzeiten verbesserte sie seit 2022 stetig. Doch nicht immer lief für sie auf der großen Bühne alles zusammen. Bei der U20-EM 2023 schied die damalige U18-Athletin knapp im Halbfinale aus, 2024 verpasste sie krankheitsbedingt den Einzelstart bei der U20-WM und kam in Lima (Peru) stattdessen mit der 4x400-Meter-Staffel zum Einsatz. Umso schöner also, dass sie sich in Tampere mit dem Titel belohnen konnte.
Bereits vor der U20-EM ließ sich feststellen: 2025 ist das Jahr der Jana Becker. In der Hallensaison holte sie neben dem deutschen Jugendtitel auch den nationalen Meistertitel bei den Erwachsenen. In der Sommersaison folgten starke Rennen am Fließband, zuletzt Ende Juli beim ISTAF in Berlin, wo sie sich auf 2:00,76 Minuten steigern konnte. Nun folgte in Tampere die Krönung ihrer bisherigen Karriere: Die erste internationale Goldmedaille ist der verdiente Lohn für die harte Arbeit von vielen Jahren.
Stimme zum Wettbewerb
Jana Becker (Königsteiner LV):
Über 800 Meter muss man bereit sein, darauf zu reagieren, was die Gegnerinnen machen. Ich habe mich vorher mit meinem Coach auf alles eingestellt. Ich war auf ein schnelles Rennen vorbereitet, auf ein taktisches, und dann muss man die Felder lesen. Das habe ich heute perfekt hinbekommen. Ich bin ziemlich lange Ideallinie gelaufen, habe mich bedeckt gehalten und wusste: Es kommt nur auf die letzten 100 bis 120 Meter an. Natürlich habe ich davon geträumt, mir heute den Titel zu holen. Dass es dann so aufgegangen ist, ist einfach ein Traum, unfassbar, das kann man gar nicht in Worte fassen. Auf den letzten 200 Metern dachte ich einfach: Jana, nimm deine Beine in die Hand und renn! Es ist egal, wenn welche vorbeigehen, du weißt, die Zielgerade kommt noch. Ich wusste, es ist alles möglich. Ich habe meine ganze Power, die ganze harte Arbeit in diese letzten 100 Meter gepackt.