Am Samstag beginnen die 20. Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Tokio. Das deutsche Team hat sich zuletzt im Precamp in Miyazaki auf die Wettkämpfe vorbereitet und blickt dem WM-Start voller Vorfreude entgegen.
Zu den ersten deutschen Athleten, die bei der WM in Tokio (Japan; 13. bis 21. September) in Aktion treten, gehört Christopher Linke (SC Potsdam). Der Geher startet am Samstagmorgen um 7:30 Uhr Ortszeit (0:30 Uhr MESZ) über 35 Kilometer. „Der Wetter klingelt gegen 3:30 oder 4:00 Uhr, gegen 5:00 Uhr fahren wir raus zur Wettkampfstätte“, blickte der 36-Jährige am Freitag beim DLV-Pressegespräch auf den Wettkampftag voraus. Der Deutsche Rekordler, der bereits zum achten Mal bei einer WM dabei ist, hat das DLV-Precamp in Miyazaki genutzt, um sich an die klimatischen Bedingungen anzupassen.
„In Miyazaki war die Luftfeuchtigkeit genauso hoch, aber es war noch etwas wärmer“, erzählte er. „Ich bin supergut vorbereitet, habe in diesem Jahr so viel trainiert wie noch nie. Ich bin dem DLV sehr dankbar, dass wir Geher zwei Tage früher als das restliche Team ins Precamp anreisen durften, die Vergangenheit hat gezeigt, dass es im Gehen sinnvoll ist, so früh wie möglich vor Ort zu sein.“
Christopher Linke: Kämpfen bis zum Ende
Christopher Linke, der am zweiten WM-Wochenende auch über 20 Kilometer antritt, reist als Zweiter der Meldeliste an. „Realistisch ist eine Top-Acht-Platzierung“, meinte er. Aufgrund der Hitze wurde der Start über 35 Kilometer um eine halbe Stunde nach vorn verlegt, auch mit der hohen Luftfeuchtigkeit müssen die Geher zurechtkommen. „Ich komme mit solchen Bedingungen ganz gut klar“, so der Potsdamer, „meine härtesten Konkurrenten aber auch.“
Schon seit 2019 arbeiten die DLV-Geher bei Hitze-Wettkämpfen mit Kühlschals, bei Christopher Linke ist der Schal zugleich Glücksbringer: Seine Schwester Isabel näht seine Schals und die von Teamkollege Johannes Frenzl (Eintracht Frankfurt) um, damit auch Eiswürfel darin Platz finden.
Fest steht für den Potsdamer: „Ich werde kämpfen bis zum Ende und freue mich schon sehr auf die Wettkämpfe.“ Zwar kann seine Familie nicht vor Ort sein, doch am Freitag, vor dem 20-Kilometer-Wettkampf, werden Freunde und Familie sich bei seinem Zwillingsbruder zum Grillen versammeln. Um 0:30 Uhr deutscher Zeit wird dann das Gehen im Livestream geschaut.
Kristin Pudenz: In dem Stadion ist einiges möglich
Auch Diskuswerferin Kristin Pudenz (OSC Potsdam) kann aus der Ferne auf Unterstützung von ihrer Familie zählen. „Ich habe eine Videobotschaft bekommen, in der mir alle viel Glück gewünscht haben“, berichtete sie. „Einige haben auch geschrieben, dass sie sich für meine Qualifikation den Wecker gestellt haben.“ Um 9:00 Uhr Ortszeit – 2:00 Uhr deutscher Zeit – eröffnet die Olympia-Zweite von 2021 als erste Werferin der Gruppe A die Diskuswurf-Qualifikation.
„Es ist schön, wieder hier zu sein“, sagte die Potsdamerin. Den Silber-Wettkampf von Tokio 2021 hat sie sich kürzlich noch einmal im Video angesehen. Die positive Energie der Erinnerungen an die Spiele 2021 möchte sie in Weite ummünzen, am besten gemeinsam mit den Teamkolleginnen Shanice Craft (SV Halle) und Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen).
In den vergangenen Jahren standen die deutschen Diskuswerferinnen stets zu dritt in internationalen Finals. „Ich gehe davon aus, dass wir das dieses Mal wieder schaffen werden, das ist unser gemeinsames Ziel“, so Kristin Pudenz. „Seit ich dabei war, haben wir es nie geschlossen in die Top Acht geschafft, das wäre ein schöner Schritt. Und wenn wir schon zu dritt im Finale sind, dann ist alles offen. Wenn wir einen guten Tag und vielleicht ein bisschen Glück haben, könnte es eine von uns schaffen, um die Medaillen mitzuwerfen. In dem Stadion ist einiges möglich.“
Dr. Jörg Bügner: Auf hervorragenden Vorleistungen aufbauen
Auf starke Resultate hofft auch DLV-Vorstand Leistungssport Dr. Jörg Bügner. „Es gibt zwei Benchmarks: In einigen Disziplinen sind das die persönlichen Bestleistungen. In anderen, in denen – wie etwa beim Gehen – die Bedingungen die Ergebnisse beeinflussen, geht es darum, sich im direkten Vergleich mit der Weltelite möglichst gut zu behaupten“, blickte er voraus.
Die Stimmung im deutschen Team sei gelöst und gut. „Das hat man schon im Precamp in Miyazaki gemerkt. Dort konnten wir uns hervorragend auf die WM vorbereiten. Die Stadt und die Präfektur Miyazaki haben viel investiert, damit wir optimale Bedingungen haben.“ So stehen dort etwa gleich vier Wurfplätze für das Training zur Verfügung.
Ganz besonders lobte Dr. Jörg Bügner auch die Arbeit der medizinischen Kompetenzteams in Miyazaki sowie in Tokio und an den Trainingsstandorten in Deutschland. „Nach dem gelungenen Precamp und einer Saison, in der es in einigen Disziplinen hervorragende Vorergebnisse gegeben hat, freuen wir uns jetzt alle auf die WM.“