Der Kanadier Evan Dunfee ist der erste Weltmeister von Tokio 2025! Der Geher teilte sich seine 35 Kilometer am besten ein und zog auf den Schlusskilometern an der Konkurrenz vorbei. Mit den schwülwarmen Bedingungen mächtig zu kämpfen hatte Christopher Linke. Der DLV-Geher musste auf der zweiten Hälfte abreißen lassen und wurde 14. Nur knapp dahinter folgten seine zwei Teamkollegen.
WM 2025 Tokio Zeitplan Live-Ergebnisse
Es waren die erwartet harten Bedingungen, welche die 50 Geher – und die gleichzeitig startenden Geherinnen – am Samstagmorgen bei der WM in Tokio (Japan) für ihre 35 Kilometer vorfanden. Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit und anfangs Nieselregen stellten für die Starter eine Herausforderung dar. Christopher Linke (SC Potsdam) hatte sich als Zweiter der Meldeliste im Vorfeld Chancen ausgerechnet. Entsprechend hielt er sich von Beginn an in der Führungsgruppe auf und folgte nach zehn Kilometern dem Vorstoß der beiden Japaner Hayato Katsuki und Masatora Kawano, die vor Heimpublikum die Initiative ergriffen.
Einige Kilometer konnte er dem Tempo folgen. Bei Kilometer 16 schloss zunächst David Hurtado (Ecuador) zur Führungsgruppe auf. Auch der Kanadier Evan Dunfee saugte sich heran. Und während die Konkurrenz davonzog, machte Christopher Linke die Hitze stetig immer mehr zu schaffen. Und so musste er immer mehr abreißen lassen. Das deutsche Team mit Mannschaftsarzt Enrico Zessin unterstützte an der Strecke mit Eis und Kühlpads, denn für den Potsdamer stand fest: Aufgeben ist keine Option, auch wenn die angepeilte Top-Acht-Platzierung außer Reichweite rückte.
Auf den letzten zwei Kilometern konnte der zwischenzeitlich bis auf Platz 17 zurückgefallene Deutsche Rekordler einige Kontrahenten noch einsammeln. In 2:36:10 Stunden wurde es schlussendlich Rang 14. Nicht weit hinter Christopher Linke folgten schon seine zwei Teamkollegen Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) und Johannes Frenzl (Eintracht Frankfurt). Beide waren konservativer angegangen und konnten auf den letzten Kilometern noch viele Plätze gutmachen. In jeweils 2:36:47 Stunden belegten sie die Ränge 16 (Hilbert) und 17 (Frenzl) – ein Resultat, mit dem beide zufrieden sein konnten.
Evan Dunfee taktisch clever zu Gold
Am besten eingeteilt hatte sich seine 35 Kilometer Evan Dunfee. Der 34 Jahre alte Kanadier, der bei der WM 2019 und den Olympischen Spielen 2021, ebenfalls in Hitze-Wettkämpfen und damals noch über 50 Kilometer, jeweils Bronze gewonnen hatte, lauerte die meiste Zeit in den Top Fünf. Nach 25 Kilometern hatte er noch mehr als eine halbe Minute Rückstand zur Führungsgruppe aufzuholen. Doch dann arbeitete er sich stetig weiter nach vorn und attackierte nach der 30-Kilometer-Marke den führenden Masatora Kawano. In 2:28:22 Stunden machte er Gold perfekt.
Auch dahinter wurde das Klassement am Ende noch einmal durcheinandergewirbelt: Der Olympia-Zweite über 20 Kilometer Caio Bonfim (Brasilien; 2:28:55 h) holte noch Silber, Hayato Katsuki (2:29:16 h) sicherte den japanischen Gastgebern die erste Medaille. Masatora Kawano hingegen, der zwischenzeitlich Führende, wurde noch bis auf Platz 18 durchgereicht. Viele Geher hatten mit den Bedingungen große Probleme, von den 50 gestarteten Athleten beendeten nur 34 den Wettkampf, alle weiteren brachen ab oder wurden disqualifiziert.
Stimmen zum Wettbewerb
Christopher Linke (SC Potsdam)
Ich bin mutig angegangen. Im Nachhinein natürlich zu mutig. Ich habe wahrscheinlich zu viel riskiert. Ich habe zwischendurch gemerkt, dass ich überhitze. Anfangs habe ich mich gut gefühlt, bin aber relativ zeitig komplett "geplatzt". Das ist natürlich jetzt eine Riesen-Enttäuschung. Ich wollte einfach mehr, hatte mir die Top Acht vorgenommen. Diejenigen, die vorne waren, schlage ich unter normalen Bedingungen ohne Probleme. Aber die waren heute cleverer als ich. Ich habe Fehler gemacht, die ich sehr hart bezahlen musste. Ich wollte am Ende nur noch ins Ziel, das hat mich noch motiviert. Ich habe einmal den Fehler gemacht aufzugeben, in Eugene 2022, da wollte ich Kraft sparen für die 20. Damals habe ich dann Corona bekommen und konnte die 20 nicht machen. Ich hoffe, der Wettkampf hat heute nicht allzu viel gekostet. Ich werde am Samstag ein bisschen verhaltener angehen, ein bisschen abwarten und gucken, ob ich mich gut erholt habe und ob dann eine Top-Acht-Platzierung möglich ist.
Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie)
Das sind Tränen der Erleichterung! Hier heute zu stehen, ist keine Selbstverständlichkeit für mich. Die letzten Jahre waren sehr dunkel und alles andere als leicht. Ich bin unglaublich froh, stolz und dankbar und kann jedem, der mit Depressionen zu kämpfen hat, nur sagen: Es lohnt sich, dranzubleiben, die tiefen Täler zu durchschreiten. Wenn ich das schaffe, dann schaffen das auch andere. Und ich bin stolz, hier so einen Wettkampf gemacht zu haben. Mein Ziel war es, in die Top 20 zu kommen, jetzt bin ich 16. geworden. Ich bin sehr, sehr glücklich: Das ist mein erstes Rennen auf Weltniveau seit vier Jahren. Das macht Mut für die Zukunft, ich habe jetzt international wieder einen Fuß in der Tür. Es ist noch ein weiter Weg, ich habe mich letztes Jahr in Leipzig komplett neu aufgestellt, neu angefangen mit ganz niedrigen Umfängen und bin jetzt vielleicht bei 80 Prozent meiner Leistungsfähigkeit. Ich bin unglaublich dankbar für alle Unterstützer und Sponsoren, sportlich, beruflich, aber auf familiär. Für meine Eltern, meinen Verein, die Thüringer Polizei, meine Freundin, die in drei Wochen meine Ehefrau wird. Und meinen Trainer Daniel Fleckenstein, der mich in einer sehr schwierigen Zeit übernommen hat und den Weg mit mir gegangen ist. Ich bin auch Christopher Linke dankbar, der sich dafür eingesetzt hat, dass ich ohne Norm bei der Team-EM starten darf, und dem DLV, der mich für die Team-EM nominiert hat, wo ich dann WM-Norm gegangen bin. Sonst wäre ich nicht hier. Als Einzelsportler gewinnst du nie allein.
Johannes Frenzl (Eintracht Frankfurt)
Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Die Bedingungen waren super, super hart. Mit der Teamleistung können wir sehr zufrieden sein, drei Deutsche unter den Top 20 ist ganz gut. Die Saison war sehr lang und die Vorbereitung sehr intensiv, weil die WM so spät ist. Ich bin seit fast einem Jahr im Training und freue mich jetzt, dass das Ganze gut überstanden ist und wieder Ruhe reinkommt.