Am Sonntag, dem zweiten WM-Tag von Tokio (Japan), stehen weitere Vorrunden mit deutscher Beteiligung an. Wie sich die DLV-Athletinnen und -Athleten in diesen Wettbewerben präsentiert haben und wie sie selbst ihre Auftritte einordnen, das lesen Sie hier von Disziplin zu Disziplin.
WM 2025 Tokio TV-Zeiten & Livestreams Live-Ergebnisse
Frauen
100 Meter | Halbfinals
Gina Lückenkemper bestätigt Vorlaufzeit
11,12 Sekunden im Vorlauf, 11,11 Sekunden im Halbfinale. Gina Lückenkemper (SCC Berlin) hat sich auch in der zweiten Runde der WM in Tokio solide präsentiert. Am Start (Reaktionszeit 0,187 sec) ließ sie erneut ein wenig Zeit liegen, fand danach aber gut ins Rennen und zog einen sauberen Lauf durch. Trotz Platz vier im Rennen war danach schon klar, dass es nicht fürs Finale gereicht hatte, denn die Deutsche Abonnement-Meisterin war im letzten Halbfinale am Start.
Aus ihrem Lauf kam auch die mit Abstand Halbfinal-Schnellste: Melissa Jefferson-Wooden (USA) trommelte 10,73 Sekunden auf die Bahn. Die zwei weiteren Halbfinals gewannen Marie-Josee Ta Lou (Elfenbeinküste; 10,94 sec) und Olympiasiegerin Julien Alfred (10,93 sec). Bei ihrem letzten großen Wettkampf schaffte es auch Sprint-Ikone Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika), mittlerweile 38 Jahre alt, mit 11,00 Sekunden noch einmal in ein internationales Finale. Das letzte kleine q ging in 11,02 Sekunden an Europameisterin Dina Asher-Smith (Großbritannien).
Stimme zum Wettbewerb
Gina Lückenkemper (SCC Berlin)
Es war ein sauberes Rennen. Ich bin gespannt, wie die Auswertung von meinem Coach ausfallen wird. Ich habe einen Stolperer gehabt auf dem dritten Schritt, aber das ist nichts gewesen, was mir zum Verhängnis geworden wäre, eigentlich hat mir das erst recht einen Adrenalin-Boost gegeben. Ich habe heute hinten die Schultern nicht hochgezogen, bin viel besser ins Fliegen gekommen. Vom Laufgefühl hat sich das viel besser angefühlt als gestern, aber trotzdem war es eine ähnliche Zeit. Ich bin mit einer saustarken Einstellung auf die Bahn gegangen. Ich habe alles gegeben, bin bestmöglich vorbereitet gegeben, aber es hat heute nicht sein sollen – mal wieder. Das ist ärgerlich und frustrierend, aber was das Rennen angeht, habe ich mir nichts vorzuwerfen.
1.500 Meter | Halbfinale
Nele Weßel zieht nach Sturz-Drama ins Finale ein
Nach ihrer Bestzeit vom Vortag kam Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden) auch am Sonntag im Halbfinale gut ins Rennen. Direkt zu Beginn führte die 25-Jährige das Feld an und war auch im weiteren Verlauf vorne mit dabei. Nach rund 700 Metern wurde es eng im Feld, ehe es schließlich zu einer unglücklichen Situation für die Deutsche kommen sollte: Die Italienerin Marta Zenoni überholte Weßel auf der Innenbahn und berührte die Deutsche dabei mehrfach mit dem Oberarm. Die Athletin vom TV Waldstraße Wiesbaden kam ins Straucheln, konnte sich nur mit allergrößter Mühe auf den Beinen halten und fand sich am Ende des Feldes wieder.
In der Folge war der Rhythmus dahin, in 4:18,21 Minuten erreichte sie als Letzte das Ziel. Doch die Erleichterung folgte einige Minuten später. Der Weltverband disqualifizierte Marta Zenoni, Nele Weßel rückte ins Finale nach.
Stimme zum Wettbewerb (vor Entscheidung von World Athletics)
Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden)
Ich habe mich schnell in eine super Position gebracht. Dann habe ich mich nach 150 Metern etwas gewundert, dass zwar einige Athletinnen neben mir erschienen sind, aber niemand vorbeigegangen ist. Ich wollte dann nicht draufdrücken und bin relativ langsam gelaufen. Mir war dann klar, dass irgendwann was passieren muss. Wir sind schließlich bei einem WM-Halbfinale. Dann ist Nikki Hiltz an mir vorbeigezogen und etwas später die Italienerin, sie ist ziemlich eng an mir vorbeigelaufen und hat mir einen recht starken Armrempler gegeben. Der kam aus dem nichts, sodass ich nicht mehr richtig reagieren konnte. Ich will es nicht nur auf sie schieben, aber Fakt ist, dass der Arm rausgefahren wurde.
Grundsätzlich bin ich super happy, das WM-Halbfinale erreicht zu haben. Ich habe mich bis zur Remplerei super präsentiert. In den vergangenen Jahren hätte ich niemals den Mut gehabt, mich so zu zeigen. Wenn ich ins Finale gesetzt werde, wäre das der Wahnsinn.
Hammerwurf | Qualifikation
Aileen Kuhn steht mit 70-Meter-Wurf im Finale
Hammerwerferin Aileen Kuhn (Eintracht Frankfurt) steht mit 21 Jahren in ihrem ersten WM-Finale! Die U23-Europameisterin startete in der Qualifikation mit einer 69-Meter-Weite, auf der sie im zweiten Durchgang aufbauen konnte: 70,85 Meter brachten Aileen Kuhn auf einen Qualifikationsrang. Als zwischenzeitlich Zehnte konnte sie sich ihrer Sache jedoch noch nicht sicher sein, insbesondere da eine ganze Reihe Athletinnen mit Weiten zwischen 68 und 72 Metern auf einen Finalplatz lauerten. Der dritte Wurf der Frankfurterin war dann ungültig, doch als Elfte reichte es dennoch fürs Finale. Ein großer Erfolg für eine der jüngsten Werferinnen im Feld.
In Gruppe A war zuvor Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) im Einsatz gewesen. Mit 68,96 Metern erzielte auch sie eine solide Weite – ihre beste bei einer großen internationalen Meisterschaft. In einem Feld, das dicht beisammen lag, bedeutete das Rang 20.
Vier Athletinnen, angeführt von Olympiasiegerin Camryn Rogers (Kanada; 77,52 m) holten sich mit Weiten jenseits der 74 Meter das große Q. Das vierköpfige Team der USA wurde stark dezimiert: Mit DeAnna Price (74,99 m) und Janee Kassanavoid (71,95 m) schafften es zwei Athletinnen ins Finale. Doch 78-Meter-Werferin Rachel Richeson (66,95 m) gelang kein guter Wurf, der Weltjahresbesten Brooke Andersen unterliefen gar drei ungültige Versuche.
Stimmen zum Wettbewerb
Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt)
Ich weiß, dass natürlich mehr gegangen wäre. Im Training hat man gesehen, dass deutlich mehr als 70 Meter möglich sind. Mit Platz neun in Gruppe A bin ich aber super zufrieden. Wir haben einiges an der Technik umgestellt. Es war klar: Wenn mir einer gelingt, könnte es gut reichen für das Finale. Wenn nicht, müssen wir weiterarbeiten – und das werden wir jetzt tun. Ich bin locker in den Wettkampf reingegangen und habe mir keinen Druck gemacht, was früher schon anders war. So hat der Wettkampf Spaß gemacht. Ich bin froh, hier dabei gewesen zu sein. Ich fand es ein bisschen schade: Ich war im Ranking punktgleich mit einer Finnin und habe mich gewundert, warum sie vor mir liegt, obwohl ich weiter geworfen habe. Es hat sich gezeigt, dass sie den höheren Meetingscore hatte. So war ich zuerst nicht für die WM qualifiziert. Aber eigentlich war es schon klar, dass eine der qualifizierten Athletinnen nicht startet, weil sie schwanger ist. So war ich mir schon recht sicher, dass ich dabei sein werde. Ich bin locker in den Wettkampf reingegangen und habe mir keinen Druck gemacht, was früher schon anders war.
Aileen Kuhn (Eintracht Frankfurt)
Es ist ein bisschen verrückt, ich habe es noch nicht ganz realisiert. Ich hatte Spaß und das werde ich morgen auf jeden Fall auch haben! Ich dachte immer: WM, Weltmeisterschaften, ich bin 21 Jahre alt, noch so klein und jung. Aber das bin ich gar nicht! Ich habe dieses Jahr gezeigt, was ich draufhabe, bei allen wichtigen Wettkämpfen. Und ich bin einfach froh, dass ich mein Niveau so konstant abrufen kann. Die Würfe waren eigentlich überhaupt nicht gut, da ist viel mehr drin, auch im Precamp konnte ich schon meine Bestleistung angreifen. Das würde ich gern morgen zeigen.
Männer
400 Meter | Vorläufe
Jean Paul Bredau muss sich verabschieden
46,05 Sekunden standen am Ende für Jean Paul Bredau (VfL Wolfsburg) im Vorlauf über 400 Meter zu Buche – zu wenig für den Halbfinal-Einzug. Auf der innersten Bahn gestartet kam der 26-Jährige nur langsam in Fahrt. Den neben ihm laufenden Umar Osman aus Malaysia überlief er eingangs der Zielgerade, auch den Niederländer Jonas Phijffers konnte er in der Folge noch hinter sich lassen. Doch für mehr sollte es in einer Konkurrenz, die schon in der Vorrunde absolute Weltklasse-Zeiten auspackte, nicht mehr reichen: Die schnellsten Zeiten über alle Vorläufe hinweg legten die beiden US-Amerikaner Jacory Patterson (43,90 sec) und Khaleb McRae (44,25 sec) hin.
Der Deutsche Meister hätte Bestzeit laufen müssen, um die nächste Runde klarzumachen: 44,91 Sekunden waren für den Einzug ins Halbfinale gefordert, bei 44,96 Sekundens steht der zwei Jahre alte Hausrekord des Wolfsburgers. Auch Europas beste Langsprinter taten sich schwer: Europameister Alexander Doom (Belgien) schied mit 45,10 Sekunden aus, Europarekordler Matthew Hudson-Smith qualifizierte sich trotz starker 44,68 Sekunden nur über die Zeit fürs Halbfinale.
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Jean Paul Bredau (VfL Wolfsburg)
Es waren harte Bedingungen, gerade die enge Kurve. Dann war es heute Abend nochmal heißer im Vergleich zu heute morgen oder gestern. Es gibt viele Athleten, die aus dieser klimatischen Zone kommen, denen fällt es dann leichter. Aber dementsprechend wird es uns nächstes Jahr in Birmingham leichter fallen, wenn es kälter ist.
1.500 Meter | Vorläufe
Robert Farken souverän im Halbfinale
Robert Farken (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig) präsentierte sich am Sonntagvormittag in seinem Vorlauf hellwach: Von Beginn an sortierte er sich im vorderen Bereich des Feldes ein, das lange zusammenblieb. Noch bis zur letzten Kurve liefen nahezu alle der 15 Starter im Pulk und verschleppten das Tempo. Doch der Deutsche Meister ließ sich nicht beirren und verharrte auf einem der sechs direkten Qualifikationsränge. Auch im Schlussspurt konnte er mitgehen und knapp hinter Olympiasieger Cole Hocker (USA; 3:41,88 min) den zweiten Platz halten. Im taktischen Rennen wurden für den Leipziger 3:42,06 Minuten gestoppt.
Im vierten und letzten Vorlauf gab es eine Überraschung. Denn Europarekordler Jakob Ingebrigtsen (3:37,84 min) musste als Achter bereits nach der Vorrunde die Segel streichen. Der Norweger hatte verletzungsbedingt in dieser Saison kein Freiluftrennen bestritten, aber alles gegeben, um sich für Tokio wieder in Form zu bringen. U20-Weltrekordler Phanuel Kipkosgei Koech (Kenia) schied nach einem Sturz ebenfalls aus.
Als schnellstes Rennen der ersten Runde entpuppte sich der erste Vorlauf, in 3:35,90 beziehungsweise 3:35,98 Minuten führten der amtierende WM-Dritte Narve Gilje Nordås (Norwegen) und Titelverteidiger Josh Kerr (Großbritannien) das Feld der Halbfinal-Qualifikanten an.
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Robert Farken (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig):
Tatsächlich hat es sich auch für mich souverän angefühlt, ja. Ich muss zugeben, dass ich nach dem Diamond-League-Finale in Zürich ein bisschen Probleme hatte, die Spannung hochzubekommen. Es ist meine längste Saison bislang, so lange bin ich bisher nie am Stück gesund geblieben, und damit ist das doch schon eine Herausforderung. Aber offensichtlich ist der Körper rechtzeitig fit geworden. Wir haben natürlich alle ein bisschen Hitzevorbereitung gemacht, es ist aber auch okay. Klar, die Luft ist feucht, aber ein 1.500-Meter-Rennen dauert dreieinhalb Minuten, das ist schon noch was anderes als Marathon. Morgen Abend wird es sicher schwerer als heute früh, also gilt es jetzt, alle Kräfte zu mobilisieren und morgen ein noch besseres Rennen zu bestreiten als heute. Es ist eine stressige WM: Lange Wege, schwierig, die Erwärmung zu gestalten mit einem Warm-up-Stadion, das 15 Minuten vom Stadion weg ist. Das ist eine Herausforderung für uns alle, aber die Bedingungen sind für alle gleich.
Hochsprung | Qualifikation
Tobias Potye ereilt das Aus
Die bisherige Saison von Tobias Potye (Cologne Athletics) war geprägt von Höhen und Tiefen. Gute Wettkämpfe mit Höhen von 2,26 Metern bei den Deutschen Meisterschaften oder 2,27 Metern beim Meeting in Heilbronn wechselten sich ab mit Resultaten unterhalb von 2,20 Metern.
Und leider war der Deutsche Meister kurz vor dem Abflug nach Japan noch von einer leichten Verletzung ausgebremst worden, entsprechend fehlte Training und der Kopf war nicht frei. Die Einstiegshöhe von 2,16 Metern meisterte er noch problemlos. Bei 2,21 Metern war dann jedoch schon Endstation, ganz knapp fiel die Latte beim dritten Sprung. So war der Finaleinzug für den WM-Fünften von 2023 diesmal außer Reichweite.
Die Finaltickets wurden an die 13 Athleten vergeben, die 2,25 Meter meisterten. Fehlerfrei blieben dabei Hallen-Europameister Oleh Doroshchuk (Ukraine) und – zur großen Freude der Gastgeber – der Japaner Ryoichi Akamatsu.
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Tobias Potye (Cologne Athletics)
Es ist natürlich nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht habe. Ich hatte große Sorge, ob ich überhaupt springen kann. Ich habe mich da bisher bedeckt gehalten, aber ich habe mich leider zwei Tage vor dem Abflug ein bisschen verletzt. Mit jedem Tag ist es besser geworden, auch durch die Unterstützung im Precamp und vor Ort, aber ich konnte trotzdem nicht frei springen. Wir haben den Anlauf so sehr modifiziert, dass ich eine weite Kurve laufen konnte, damit mein Fuß das aushält. Aber wenn man das im Hinterkopf hat, ist es echt schwer, trotzdem Vollgas zu geben. 2,16 Meter im Ersten – das war eigentlich die richtige Tendenz, so hätte ich weitermachen können. Es sollte dann aber nicht sein. Es ist schade, denn ich fahre nicht zu einer WM, um in der Quali rauszufliegen.