Mehr als 390 Starterinnen und Starter aus 45 Nationen sind am Samstag im französischen Albi bei der WM im 24-Stunden-Straßenlauf angetreten. Die deutsche Mannschaft, bestehend aus vier Männern und sechs Frauen, erreichte einige starke Platzierungen. Highlight: ein Altersklassenweltrekord in der W60.
Der Startschuss für die 24-Stunden-WM in Albi (Frankreich) erfolgte am Samstag pünktlich um 10:00 Uhr. Die Favoritinnen und Favoriten schlugen sofort ein hohes Tempo an. Stärkste deutsche Frau war mit 238,054 Kilometern die amtierende Deutsche Meisterin Katrin Ochs (LG Filder). Sie belegte bei ihrem Debüt in der Nationalmannschaft den elften Platz und verbesserte auch den deutschen Altersklassenrekord in der W45 aus dem Jahr 2017 um 177 Meter.
Sigrid Hoffmann (LG Westerwald) folgte mit 218,664 Kilometern, was persönliche Bestleistung, Altersklassenweltrekord der W60 und Platz 34 bedeutete. Als dritte Läuferin des Teams kam Simone Durry (TG Neuss) mit 215,990 Kilometern auf Platz 39. Damit belegte das deutsche Frauenteam Rang sieben. Die Schwierigkeiten, die sich etwa durch die Hitze ergaben, hatten die drei Läuferinnen, die neben der Eigenverpflegung mit heißer Nudelsuppe, Kartoffelbrei, Ingwertee oder Kaffee versorgt wurden, weitgehend im Griff.
Für Katrin Ochs war das Rennen durch ihre geringere 24-Stunden-Erfahrung ein Lernerlebnis. Als es in das letzte Renndrittel ging, fragte sie Simone Durry: "Ist es normal, dass mein Tempo jetzt langsamer wird?" Darüber konnte diese nur schmunzeln und antworten: "Ja, das geht eigentlich allen so."
Jede Menge Arbeit für das Betreuerteam
Die weiteren deutschen Läuferinnen hatten Schwierigkeiten, sodass das eingespielte Betreuerteam alle Hände voll zu tun hatte. Bereits nach drei Stunden klagte Anne Stephan (Die Laufpartner) über eine feste, schmerzhafte Oberschenkelmuskulatur. Schuhwechsel und Massage brachten sie zurück, doch dann wollte auch ihr Magen die Kohlehydrate mehr so richtig zu sich nehmen. Nach 178,538 Kilometern war am Verpflegungsstand Schluss. Der Körper konnte nicht mehr weiter.
Gleichzeitig hatte auch Sarah Mangler und Katrin Gottschalk (beide LG Ultralauf) Magenprobleme und Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur. Während Sarah Mangler nach Wanderpassagen das Rennen nach 157,533 Kilometern beendete, blieb Katrin Gottschalk im Rennen und kam schlussendlich auf 170,44 Kilometer.
Moritz Ehm mit neuer Bestleistung
Bei den Männern gelang Moritz Ehm mit 257,243 Kilometern in seinem erst 24-Stunden-Rennen ein Achtungserfolg: Platz 16. Im Laufe des Rennens konnte er sich stetig nach vorne schieben und war nach 21 Stunden sogar kurz Neunter, als auch ihm, wie vielen anderen, die sehr heißen Bedingungen des Vortags zu schaffen machten, sodass er ab da deutlich langsamer wurde. Dennoch gelang ihm eine persönliche Bestleistung und er holte damit die Bronzemedaille in der AK 45 der WMA-Wertung.
"Ich habe mich sehr gefreut, bereits ein halbes Jahr nach meinem Debüt über diese Strecke Deutschland bei der WM in Albi vertreten zu dürfen", sagte Moritz Ehm. "Mit dem Lauf bin ich insgesamt sehr zufrieden. Ich konnte mich im prominent besetzten Teilnehmerfeld weit nach vorne arbeiten und meine PB um gut fünf Kilometer steigern. Toll, dann in der WMA-Wertung auch noch die Bronzemedaille zu erringen. Die WM in Albi bleibt trotz der nicht optimalen Renneinteilung auf jeden Fall positiv in Erinnerung."
Männer-Team von Magenschmerzen und Übelkeit geplagt
Das deutsche Männerteam lag lange gut im Rennen, doch nach acht Stunden kämpfte zuerst Norman Mascher-Aspensjö (SCC Berlin) und später auch Christoph Lux (Spiridon Frankfurt) mit Magenschmerzen und Übelkeit, was die Energieaufnahme verhinderte. Dies führte später bei Nacht unausweichlich zu einer körperlichen Schwäche, was zum Wandern zwang und durch ein weiteres Auskühlen zum Frieren führte. Als absehbar war, dass er selbst mit Pause nicht mehr ins Rennen zurückkehren konnte, stieg Norman Mascher-Aspensjö schweren Herzens nach 142,53 Kilometern aus.
Da auch Christoph Lux immer wieder mit Übelkeit zu kämpfen hatte, sah es für die Teamwertung plötzlich nicht mehr gut aus. Nach einer längeren Pause ging er am Morgen nochmals auf die Strecke. Er kam dann noch auf 191,330 Kilometer. So war Eike Kleiner (LG Ultralauf) als dritter Mann gefordert. Er lief sehr konstant bis in den Morgen. Als dann ein kalter Wind aufkam, sah auch er sich gezwungen sein Lauftempo stark zu verringern. Für die angestrebte und lange mögliche Bestleistung reichte es mit den erreichten 215,808 Kilometern leider nicht mehr. So reichte es für das deutsche Männerteam nur zu Rang 20.
Die starken Leistungen der Gesamtsiegerinnen und -sieger sind noch höher einzuschätzen, da sie unter doch unter Bedingungen zustande kamen, die vielen Athlet:innen erhebliche Schwierigkeiten bereiteten. Der Sieger Andrii Tkachuk aus der Ukraine erreichte mehr als 294,346 Kilometer. Die Siegerin Sarah Webster aus Großbritannien erzielte mit mehr als 278,622 Kilometern einen neuen Weltrekord.