In 313 Tagen fällt im Olympiastadion von Rio de Janeiro (Brasilien) der erste Startschuss für die Leichtathletik-Wettbewerbe. Sprinterin Tatjana Pinto und Stabhochspringer Björn Otto haben sich schon jetzt im Estádio Olímpico João Havelange umgesehen. Das einstimmige Fazit: Es gibt noch viel zu tun.
„Komisch, aber cool“ – so der erste Eindruck von Sprinterin Tatjana Pinto (LG Brillux Münster) beim Eintritt in das Stadion, in dem sie im kommenden Jahr zu Höchstform auflaufen will. „Es ist toll, dass wir die Möglichkeit haben, hier schon einmal reinzuschauen“, sagte sie.
Möglich machte das der Charity-Partner des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV), das Kinderhilfswerk Plan, das die Besichtigung mithilfe des ansässigen Fußball-Clubs Botafogo organisiert hatte.
Gemeinsam mit einer Reisegruppe, der auch Stabhochspringer Björn Otto (ASV Köln), der Vorstandsvorsitzende von Plan Deutschland Dr. Werner Bauch, DLV-Vizepräsidentin Dagmar Freitag und DLM-Geschäftsführer Frank Lebert angehören, wird Tatjana Pinto in den kommenden Tagen Plan-Patenschaftsprojekte in Brasiliens Norden besuchen. Beide Athleten engagieren sich als Paten für die Aktion „Kinder brauchen Fans“. Am Samstag aber stand zunächst der Sport im Mittelpunkt.
Erhöhung von Nord- und Südtribüne
Noch kann man sich kaum vorstellen, dass im Olympiastadion João Havelange – das in Erinnerung an Brasiliens zweimaligen Fußball-Weltmeister auch Estádio Nílton Santos genannt wird – in zehn Monaten die besten Leichtathleten der Welt an den Start gehen werden. Rund 45.000 Zuschauer fasst es derzeit, 60.000 sollen es für die Olympischen Spiele werden, dafür werden die Tribünen auf Nord- und Südseite erhöht.
An allen Ecken und Enden gibt es außerdem viel zu tun, um auch die Leichtathletik-Anlagen Olympia-fit zu machen. Noch liegt keine Bahn, verlegt werden soll eine blaue Mondo-Bahn. Hinter der Ziellinie klafft ein tiefer Graben, vermutlich vorgesehen als Kabelschacht. Rechts neben der Zielgeraden erinnern überdachte Sitzbänke daran, dass in diesem Stadion zuletzt vor allem Fußball gespielt wurde. Sie werden wohl einer Weitsprung-Anlage weichen.
„Das braucht einen großen Topf Farbe“
Björn Otto maß spaßeshalber schon einmal im Innenraum der Startkurve seinen Anlauf aus und kam zu dem Schluss, dass bei der derzeitigen Position der Einstichkästen die Athleten der äußeren Anlage von der Rundbahn ablaufen müssen. Nicht nur deswegen lautete sein Fazit: „Ich hoffe, da kommen neue rein!“, am besten deutlich versetzt. Die jetzigen seien jedenfalls noch nicht Olympia-tauglich.
Sein Eindruck vom Stadion: „Das braucht einen großen Topf Farbe.“ Nach den Spielen 2008 in Peking (China) und 2012 in London (Großbritannien), für die neue hochmoderne Stadien gebaut wurden, haben sich die Organisatoren in Rio dafür entschieden, ein bestehendes Stadion umzubauen. Es wurde 2007 anlässlich der Panamerikanischen Spiele errichtet. Selbst nach dem Umbau wird es deutlich kleiner als die Riesenbauten von London (80.000 Sitzplätze) und Peking (91.000).
Umbau als Mammut-Aufgabe
Dafür, dass trotzdem Riesen-Stimmung herrscht, werden sicher die begeisterungsfähigen Brasilianer sorgen. Zunächst haben diese mit dem Stadion-Umbau aber eine Mammut-Aufgabe zu bewältigen. Zwar herrschte am Samstag an der einen oder anderen Stelle schon fleißiges Treiben, von einer Großbaustelle mit einem Großeinsatz von Bauarbeitern war aber noch nichts zu sehen.
Björn Otto und Tatjana Pinto nahmen’s gelassen. „Das ist wie beim Umbau eines Hauses, da weiß man zwischendrin auch nicht, wie es fertig aussehen wird“, sagte Björn Otto. Das Vertrauen ist da, dass das Stadion pünktlich fertig sein wird.
Fragezeichen um Olympisches Feuer
Für sie blieb nur eine zentrale Frage noch ungeklärt: Wo wird das Olympische Feuer 2016 in Rio seinen Platz finden? Traditionell wird es während der Eröffnungsfeier entzündet. Diese findet am 5. August aber nicht wie sonst üblich im Leichtathletik-Stadion statt, sondern im Maracanã Stadion. Hier wurde Deutschland 2014 Fußball-Weltmeister und hier sind auch die olympischen Fußball-Spiele geplant.
Wie die <link http: www.reuters.com article olympics-brazil-flame-idusl1n0vz18f20150225 _blank link zum>Agentur Reuters schon zu Jahresbeginn berichtete, wird es in Rio daher möglicherweise erstmals zwei Olympische Feuer geben. Tatjana Pinto und Björn Otto sind sich jedenfalls einig: Sie wollen im Estádio Olímpico João Havelange mit Blick auf das Olympische Feuer ihre Olympia-Träume verwirklichen.