| Rezension

Holdorf-Buch - „Viele Zehnkämpfer sind berufen – wenige auserwählt“

Der Olympiasieg im Zehnkampf von Willi Holdorf hat in diesem Sommer 50. Geburtstag gefeiert. Dazu ist unter dem Titel „Da steht die Welt still“ ein Buch erschienen, das leichtathletik.de vorstellt.
Peter Schmitt

Wenn die „Könige der Athleten“ die Arenen der Welt betreten, springt der Funke der Begeisterung über und nach den 1.500 Metern verneigt sich das Publikum voller Bewunderung vor den Protagonisten. Zu den Legenden des Zehnkampfs zählt dabei Willi Holdorf, der auch 50 Jahre nach seinem Olympiasieg 1964 von Tokio (Japan) noch immer von Jung und Alt bewundert wird. Knut Teske, der journalistisch jahrzehntelang für den Axel-Springer-Verlag gearbeitet hat und von 2002 bis 2007 die Axel-Springer Journalistenschule geleitet hat, schrieb zum Holdorf-Jubiläum ein Buch im Arete Verlag mit dem Titel „Da steht die Welt still“ - Eine Hommage an eine Zehnkampf-Legende.

Teske gelingt es nicht nur, gut recherchiert die Geschichte des Zehnkampfs darzulegen, sondern auch Willi Holdorf so zu charakterisieren wie es nur wenigen gelungen ist. Gewidmet ist das Buch Holdorfs Trainern Bert Sumser und Friedel Schirmer. Während bei Schirmer in der Trainingsarbeit mehr die Athletik im Mittelpunkt stand, war es bei Sumser die Psychologie von der Holdorf profitierte

Bis heute hat Willi Holdorf ein Herz für die Leichtathletik

 „Viele Zehnkämpfer sind berufen, wenige nur auserwählt“, hat Teske ein Zitat aus dem Neuen Testament abgewandelt. Keine Frage: Willi Holdorf war auserwählt. Akribisch beschreibt Teske die außergewöhnlichen Fähigkeiten eines Willi Holdorf, der immer wieder durch seine Sprintqualitäten glänzte. Noch heute fehlt Willi Holdorf auf keiner Ehrengasteinladung im deutschen Sport und auch wenn Franz Beckenbauer und Uwe Seeler zu seinen Freunden zählen und er selbst einmal Fortuna Köln trainierte, schlägt Willis Herz sein Leben lang für die Leichtathletik. Beim Mehrkampfmeeting in Ratingen zählt er Jahr für Jahr zu den Stammgästen und wurde dort 50 Jahre nach seinem Olympiasieg im vergangenen Juni ausgezeichnet.

Inzwischen ist Willi 74 Jahre jung und wird nach wie vor sowohl von den jüngeren Athleten als auch von den älteren als die deutsche Zehnkampf-Legende verehrt. Als „rollendes Kraftpaket“ beschreibt Teske den coolen Mann aus dem Norden („er gehörte zu den aufgeregten Wettkämpfern“), der als Läufer/Werfer-Typ in den Stadien für Furore sorgte und dessen Bestleistung bei 8.237 Punkten liegt. Ob Zehnkämpfer wie Kurt Bentlin, Hans-Joachim Walde, Jürgen Hingsen, Daley Thompson, Paul Meier, Guido Kratschmer oder aus der aktuellen Ära Asthon Eaton, Michael Schrader und Kai Kazmirek: Der Leser erlebt auf 144 Seiten Zehnkampf-Leidenschaft pur und kann sich auf einen spannenden und detaillierten Streifzug durch die Geschichte des Zehnkampfs freuen. Über 100 Jahre gibt es die Königsdisziplin, die ihre internationale Geburtsstunde bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm (Schweden) feierte.

„Das trennt die Aschenbahn von der Savanne“

Was ist das Packende am Zehnkampf? Teske verwendet hier einen beeindruckenden Vergleich: „Zwei Tage bleiben die Athleten zusammen. Zwei Tage laufen Sieger und Verlierer, Sieger und Opfer so nah nebeneinander her wie in den afrikanischen Savannen Löwen und Gnus. Jeder belauert jeden, ob in der freien Wildbahn oder im engen Stadion, obwohl jeder behauptet, nur auf sich konzentriert zu sein. Am Anfang ist jeder jedermanns Rivale; am Ende fallen in den Stadien mehr oder weniger alle müde, ausgepumpt, gemeinsam fertig auf die Bahn. Das trennt die Aschenbahn von der Savanne; dort fällt nur das Gnu!“

Aufgelockert wird der Text durch eine Foto-Strecke von 16 Seiten in schwarz-weiß, die durchaus länger hätte sein können und eine visuelle Bereicherung gewesen wäre. Willi als Zehnkämpfer, Willi mit Grace Kelly, Willi als Bobfahrer, Willi als Fußballtrainer, Willi mit Radsportler Rudi Altig, Willi mit Steward Granger und Willi als Großvater mit seinem Enkel Torsten. Holdorf ist eben nicht nur in der Leichtathletik beliebt und gefragt, sondern auch auf dem gesellschaftlichen Parkett ein gern gesehener Gast.

Teskes Schreibstil ist elegant, nie langweilig, und macht einfach Lust auf mehr. Wer bisher im Zehnkampf nicht so fit ist, der ist es nach der Lektüre dieses Buches allemal. „Da steht die Welt still“ - ein Muss für alle Freunde des Zehnkampfes und ein wunderbares Weihnachtsgeschenk.

Das Buch ist im
<link http: www.arete-verlag.de _blank>Arete-Verlag erschienen und trägt den Titel "Da steht die Welt still - Willi Holdorfs historischer Olympiasieg von Tokio 1964" und kostet 16,95 Euro. Zu den 144 Seiten gehören 16 Seiten mit Abbildungen. Der Autor ist Knut Teske, langjähriger Leiter der Axel-Springer-Journalistenschule.

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