In Nürnberg haben elf DLV-Athleten zum ersten Mal bei Deutschen Meisterschaften der "Großen" ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Einige von ihnen haben schon große internationale Erfolge gefeiert - andere wollen den Sprung auf die große Bühne von Olympia, WM und Co. noch schaffen. leichtathletik.de stellt die „Neuen Meister“ vor. Heute: Hindernisläufer Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch).
<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail martin-grau _blank>Martin Grau
LSC Höchstadt/Aisch
*26. März 1992
Größe: 1,76 Meter
Gewicht: 72 Kilo
3.000 Meter Hindernis
Bestleistung: 8:24,29 min (2014)
Universiade-Gold 2015
Deutscher Meister 2015
Dritter U20-EM 2011
Dieses Rennen war für Martin Grau ein absoluter Höhepunkt: Schon ein Jahr zuvor, als es in Ulm noch nicht ganz zum Titel gereicht hatte, nahm sich der Hindernisläufer vor, dass es 2015 in Nürnberg klappt mit dem ersten DM-Gold bei den Männern. Und das quasi vor der Haustür - nur knapp 40 Kilometer entfernt von der Heimat Biengarten, aus dem viele Freunde und Bekannte anreisten. "Einige Leute unterstützen mich, ohne ganz genau zu wissen, was Hindernislauf überhaupt genau bedeutet", erzählt der 23-Jährige. Für diese Fans war es etwas ganz besonderes hautnah mitzuerleben wie Martin Grau in 8:41,50 Minuten zum Titel rannte und bekamen mit, welche Atmosphäre und Begeisterung ein volles Stadion entfachen kann.
Ein weiteres großes Highlight hatte der Hindernis-Spezialist schon zwei Wochen vor der DM im fernen Südkorea erlebt. Bei der Universiade in Gwangju ergriff er in der Endphase des Rennens die Initiative, schüttelte alle Gegner erfolgreich ab und gewann mit Saisonbestzeit (8:31,55 min) die Goldmedaille. "Das gibt mir für die nächsten internationalen Rennen eine gehörige Portion Mut auch einmal das Heft in die Hand zunehmen und etwas zu riskieren", berichtet Martin Grau, der auch den Team-Spirit der deutschen Athleten und die vielen internationalen Bekanntschaften in Gwangju als tolle Erfahrung in Erinnerung behält.
Im vergangenen Jahr war der Student des Fachs „Internationales Management“ in Dessau in 8:24,29 Minuten überraschend in die erweiterte Weltspitze geprescht. Ein Angriff auf diese Bestzeit und der Sprung zur WM gelang in diesem Sommer nicht. "Ich habe mich zu sehr auf das Abhaken der Norm konzentriert und bin nie wirklich ins Rollen gekommen", blickt Martin Grau auf den Beginn der Saison zurück, was neben der Freude über das gute Abschneiden bei den Meisterschaften zum Fazit führt: "Die Zeit über die Hindernisse muss deutlich schneller werden."
Teamgeist bei der Einzelsportart Leichtathletik
Das Laufen getestet haben Martin Grau und sein Zwillingsbruder Bastian, nachdem sie es vorher mit Fußball und Tischtennis probiert hatten. Die Begeisterung hielt sich zuerst in Grenzen. "Treibende Kraft war mein Vater, der uns immer wieder zu Volksläufen mitgenommen und angemeldet hat. Dort ist auch unser jetziger Trainer Markus Mönius auf uns aufmerksam geworden und hat uns direkt zum Training nach Höchstadt in seine Trainingsgruppe eingeladen."
Was Martin und Bastian Grau schließlich dazu brachte, dabeizubleiben, war etwas, dass viele Nachwuchsathleten an der Leichtathletik schätzen - der Teamgeist in der Gruppe. "Die Sportart Leichtathletik scheint von außen wie eine Einzelsportart, für mich ist und bleibt es aber im weiteren Sinne eine Teamsportart." Die Trainingskollegen wurden zu Freunden und sind es bis heute.
Durch den Sport ist Martin Grau mittlerweile viel unterwegs, seiner Heimat Biengarten ist er aber treu geblieben und schätzt die Ruhe. Viele im Dorf sind zu Fans geworden und hören gerne Neuigkeiten aus dem Leben eines Leistungssportlers. Vater Hartmut ist gleichzeitig der größte Fan. "Er war auf fast jeder internationalen Meisterschaft dabei", erzählt Martin Grau. "Ohne den Rückhalt aus der eigenen Familie, wäre ich nie so weit gekommen."
Erstes Ziel EM – Olympia im Hinterkopf
Auch die sportliche Infrastruktur in seiner Heimat stimmt - besonders was Laufstrecken angeht, hat Biengarten einiges zu bieten. Auf der anderen Seite bleiben auch Höhentrainingslager mit dem DLV-Team im Konzept Richtung Olympiasaison. Beim Feintuning soll sich der Aufbau wieder eher an dem für das Jahr 2014 orientieren. "Damals habe ich mich während der Saison frischer gefühlt und bin auch schneller gelaufen." Die Bestzeit (8:24,29 min) aus dem angesprochenen Jahr, liegt in der Nähe der Olympia-Norm (8:22,80 min).
Erstes Ziel ist allerdings die vorolympische EM in Amsterdam (Niederlande). Das Finale dort formuliert der Deutsche Meister als sein "Minimalziel". In Sachen Olympia hält er sich etwas zurück. "Um die Norm zu unterbieten, muss wahrscheinlich wie auch schon in Dessau 2014 ein perfektes Rennen am passenden Tag zustande kommen. Das lässt sich nicht voraussagen."
Das sagt Bundestrainer Werner Klein: |
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Der Sieg bei der Universiade war ein herausragender Erfolg. Auch der DM-Titel in der Heimat war ein Highlight. Leider fehlt die passende Zeit, um einen ganz grünen Haken an die Saison zu machen. Dass es nicht mit der WM gereicht hat, war ein Wehrmutstropfen, nachdem Martin im vergangenen Jahr schon nah an der Norm war. Das Potential ist da. Martin ist ein unbekümmerter und fröhlicher Typ, der den Sport mittlerweile als Priorität Nummer eins festgelegt hat. Er arbeitet sehr konzentriert und hart. Sein Zutrauen zur eigenen Leistungsfähigkeit ist gewachsen. Da kann es noch weitergehen, um die Leistung noch besser auf den Punkt zu bringen. Mit Höhenketten gibt es schon gute Erfahrungen. Im vergangenen Jahr hatte er im November und Dezember einen Bundeswehrlehrgang, auch um das vor dem Olympiajahr abzuhandeln. Dazu kam im Januar eine Verletzung. Wenn er in diesem Winter drei Monate mehr trainieren kann und den Rhythmus aufnimmt, traue ich ihm die Olympia-Norm zu. In absehbarer Zeit ist auch eine Zeit unter 8:20 Minuten möglich.