| Berglauf-DM

Titelverteidiger nicht am Start, Favoritenfrage offen

Am kommenden Samstag (10. Juni) findet im niederbayerischen Bayerisch Eisenstein an der tschechischen Grenze die Deutsche Berglaufmeisterschaft statt. Die Titelkämpfe werden im Rahmen des Arberland-Berglaufes ausgetragen. Gleichzeitig werden auch die Bayerischen Meister gekürt. Die Meisterschaft ist für Aktive, U20 und Senioren ausgeschrieben.
Winfried Stinn

Der Start für die 12,5 Kilometer lange Strecke, die einen Höhenunterschied von 887 Metern aufweist, ist im Ortskern von Bayerisch Eisenstein. Das Ziel ist auf dem Gipfel des Großen Arbers, dem mit 1.456 Metern höchsten Berg des Bayerischen Waldes. „0,7 Kilometer Teerstraße, Rest Forststraße, Bergpfade, konstant steigend bis Kilometer 9,8 danach Flachstück bis Kilometer 11,4. Dann ansteigend bis zum Ziel“, so die Streckenbeschreibung in der DLV-Ausschreibung.

Im Vorfeld gab es einige kritische Stimmen zum Streckenverlauf, wie zu viele flache Passagen, zuviel abwärts, zu trailig, stellenweise zu gefährlich, Überforderung für Masters und Nachwuchs, nicht abgeschlossene Forstarbeiten.

Dazu nimmt die 1.Vorsitzende des vom örtlichen Ausrichters Woidläufer e.V., Stefanie Felgenhauer, Stellung: „Die Strecke ist sehr vielseitig, enthält eigentlich alles, was eine schöne Berglaufstrecke im Bayerischen Wald ausmacht. Die Strecke enthält eine etwa 150 Meter lange Downhillpassage mit großen Steinen, dieser Streckenabschnitt fordert Konzentration. Wir finden, es ist eine anspruchsvolle, eine Deutsche Meisterschaftswürdige Strecke, die die Läufer fordern wird, mental wie körperlich. Aber schließlich ist es eine Meisterschaft. Auch die Forstarbeiten werden rechtzeitig abgeschlossen sein und dann wird dieses Streckenstück hergerichtet. Der zuständige Forstleiter hat uns versichert, dass die Läufer keine Bedenken deshalb haben müssen.“

Vorjahressieger nicht am Start

273 Meldungen für die Deutsche Meisterschaft liegen dem DLV vor. Die Favoritenfrage ist völlig offen. Die beiden Titelverteidiger Michelle Maier (PTSV Rosenheim) und Toni Lautenbacher (LC Tölzer Land) werden nicht am Start sein. Michelle Maier, die im Vorjahr überraschend Deutsche Berglaufmeisterin wurde und danach mit einigen internationalen Erfolgen für Schlagzeilen sorgte, plagt sich seit rund einem halben Jahr mit Verletzungsproblemen herum. Und Toni Lautenbacher, der wie Michelle Maier überraschend im Vorjahr den Titel gewann, begründet seinen Startverzicht mit mangelndem Training. „Ich bin nicht richtig vorbereitet, die DM ist dieses Jahr relativ früh.“

Zu den Favoriten muss man Jonas Lehmann (TuS Heltersberg) zählen, der nach zwei Bronzemedaillen (2014 und 2015) und der Vizemeisterschaft im Vorjahr nun gute Chancen hat erstmals aufs oberste Podest zu laufen. „Da die Strecke im Vergleich zu den Vorjahren mehr Flach- und auch Abwärtspassagen hat, fällt es mir schwer, eine Einschätzung zu geben. Ich nehme mir natürlich vor, möglichst weit vorne zu landen und möchte auch wieder wie in den Vorjahren eine Medaille gewinnen.“

Auch mit Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn), der in den vergangenen Jahren ebenfalls meist in die Medaillenränge lief, ist zu rechnen. Allerdings geht Hoffmann ohne berglaufspezifisches Training an den Start, da er zwei Wochen später auch bei der Deutschen Meisterschaft über 100 Kilometer laufen wird. „Mein Ziel ist, die Nominierung für die Europameisterschaft in Slowenien zu erreichen.“

Timo Zeiler zählt wieder zu den Favoriten

Weiter sind der fünffache Deutsche Berglaufmeister Timo Zeiler (LG Brandenkopf) und der Deutsche Berglaufmeister von 2015, Joseph Kapbit (LAC Quelle Fürth), vorne zu erwarten. Auch Bruno Schumi (LG Brandenkopf), der als Deutsch-Österreicher am vergangenen Wochenende bei der österreichischen Staatsmeisterschaft in Bludenz  Dritter wurde, und sich in den beiden vergangenen Jahren stark verbessert hat, sowie Julius Hild (SSC Hanau-Rodenbach), Thomas Kühlmann (LG Wettenberg) und Maximilian Zeus (DJK Weiden) können für Überraschungen sorgen.

Bei den Frauen gehört Melanie Noll (TuS Heltersberg) seit Jahren national und international zu den erfolgreichsten deutschen Bergläuferinnen. 2012 wurde sie Deutsche Meisterin, im Vorjahr kam sie hinter Michelle Maier auf Platz zwei. Auch in dieser Saison konnte sie durch den Sieg beim Gamperney-Berglauf in Grabs (Schweiz) überzeugen.

Dennoch will sie von einer Favoritenrolle nichts wissen „Ich bin realistisch und gehe ohne große Illusionen an den Start. Ich bin sicher noch nicht in der Form, um Chancen auf an den Titelgewinn zu haben“, äußerte sie sich bescheiden. „Ich möchte meine bestmögliche Leistung abrufen.“

Auch bei den Frauen DM-Ausgang offen

Zu den Favoritinnen müsste man eigentlich die Vorjahresdritte und U20 Weltmeisterin Sarah Kistner (MTV Kronberg) zählen. Doch auch sie ist nach einer Verletzung noch nicht fit. „Nach einem Sehnenanriss im Fuß konnte ich zwölf Wochen nicht laufen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich bei der DM überhaupt starte. Aber falls alles gut gehen sollte, würde ich mich natürlich freuen, aber ich werde dann ohne große Erwartungen an den Start gehen. Daher sehe ich mich dieses Jahr nicht im Favoritenkreis.“

Da auch die Vorjahresvierte Nadia Dietz (LG Brandenkopf) verletzungsbedingt nicht startet, sind gleich drei der vier Besten des Vorjahres verletzt. Chancen auf vordere Platzierungen haben die Deutsche Meisterin von 2015 Tina Fischl (WSV Otterskirchen), sowie Simone Raatz (ASC Darmstadt), die sich bei den Läufen zum Pfälzer Berglauf Cup gleich zweimal vor Melanie Noll, bis dahin als die absolute Nummer eins in der Pfalz galt, platzieren konnte. Auch Domeneka Mayer (LAC Quelle Fürth) und Katrin Köngeter (LT Unterkirnach) müssen genannt werden.

Zwei Wertungen bei der DM

Bei der Deutschen Berglaufmeisterschaft gibt es zwei Wertungen. Zum einem die Hauptwertung gemäß Durchlaufwertung Männer und Frauen und die Zusatzwertungen der U20 und der Senioren.

Bei den Senioren sind einige bekannte Läuferinnen und Läufer zu finden, die auch schon bei den Aktiven-Meisterschaften Titel oder Medaillen gewonnen haben. Einige Top-Favoriten auf die Senioren-Titel sind Timo Zeiler (M35), Ulrich Benz (LG Brandenkopf; M40) und Uli Steidl (SSC Hanau-Rodenbach; M45), der 1991 in Zermatt Juniorenweltmeister wurde. Die älteste Seniorenklasse (M75) dürfte wohl der M75-Weltmeister von 2014 gewinnen: Georg Groß (SVO Leichtathletik Germaringen).

Bei den Frauen hat die Deutsche Berglaufmeisterin von 2006, Anja Carlsohn (LG Brandenkopf), gute Titel-Chancen in der W35. Ein spannendes Duell verspricht die W40 zu werden. Hier stehen Simone Raatz (ASC Darmstadt) und die Deutsche Berglaufmeisterin von 2015 und Senioren-Weltmeisterin von 2012, Tina Fischl (WSV Otterskirchen), auf der Starterliste. In der W50 hat Elke Keller (LG Filstal) gute Titel-Chancen. Und in der W55 kann die Deutsche Meisterin von 2008 und vielfache Welt-und Europameisterin ihrer jeweiligen Altersklasse, Mary Heilig-Duventäster (LG Welfen), ihre Titelsammlung ausbauen.

Weitere Infos finden Sie <link http: www.ok-bayerischer-wald.de de deutsche-meisterschaft-berglauf-2017 _blank>hier.

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