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Von den Nazis aussortiert – Neuer Film über Gretel Bergmann

Ein neuer Film zeigt die bedrückende Geschichte der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann, deren Olympia-Traum von den Nazis zerstört wurde.
SID/sb

Ihr Schicksal berührt die Menschen seit Jahrzehnten in aller Welt. Gretel Bergmann, Mitte der 1930er Jahre die beste Hochspringerin Deutschlands, wurde 1936 von den Nazi-Spielen in Berlin ausgeschlossen, weil sie eine Jüdin war. Eine neue Dokumentation über das bewegte Leben der Unternehmer-Tochter ist ab Donnerstag auf dem <link https: www.olympicchannel.com de _blank link zum olympic channel des>Olympischen Kanal des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zu sehen.

Der Film wurde bereits auf 14 Filmfestivals präsentiert und räumte vier Preise ab. "Eine gelungene Dokumentation, die gut geschnitten ist", urteilte IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger nach der Vorführung in Berlin über das Porträt von Bergmann, die im Juli dieses Jahres im Alter von 103 Jahren in New York (USA) starb.

Ausgewandert und nie zurückgekehrt

Gretel Bergmann war 1937 in die USA ausgewandert und weigerte sich fortan 60 Jahre lang, deutschen Boden zu betreten. Walther Tröger hatte großen Anteil an einer Annäherung, lud als damaliger NOK-Präsident Bergmann und ihren Ehemann Bruno Lambert 1996 zu den Olympischen Spielen nach Atlanta (USA) ein.

"Die erste Begegnung in Atlanta war nicht einfach, wir haben gefremdelt", berichtete Tröger. Während der Spiele habe er versucht, viel Zeit mit Gretel Bergmann und ihrem Mann zu verbringen, beide waren ihm sehr sympathisch. "Zum Schluss sagte sie, wir kamen als Gegner und gingen als Freunde."

Nazis hatten Angst vor jüdischem Erfolg

Die große Enttäuschung erreichte Gretel Bergmann am 16. Juli 1936. Die Jüdin war in dem Jahr die beste deutsche Hochspringerin, hatte gerade den deutschen Rekord auf 1,60 Meter geschraubt, als ihr Reichssportführer Hans von Tschammer in einem Brief mitteilte, dass sie nicht an den Spielen in Berlin teilnehmen dürfe.

Als Grund gaben die Nazis die angeblich schlechten Leistungen von Bergmann an. Doch in Wahrheit fürchteten die Machthaber, dass die damals 22 Jahre alte Jüdin der deutschen Herrenrasse bei dem Großevent vor den Augen der Weltöffentlichkeit die Show stehlen würde.

Zurückgekehrt und doch aussortiert

Aus diesem Grund wollten die Nazis Gretel Bergmann schon früher aussortieren, doch der internationale Druck war zu groß. Die USA drohten mit Boykott der Spiele 1936, sollten Juden nicht antreten dürfen. Bergmann, die eigentlich schon in Großbritannien lebte, kehrte zunächst nach Deutschland zurück.

"Ich wollte den Deutschen und der Welt beweisen, dass Juden nicht diese schrecklichen Menschen waren, nicht so fett, hässlich, widerlich, wie sie uns darstellten", sagte sie später - doch daraus wurde nichts.

Der große Traum von Bergmann, die am 12. April 1914 in Laupheim bei Ulm geboren war, platzte. Gold bei den Nazispielen in die Berlin holte mit einer Höhe von 1,60 Meter die Ungarin Ibolya Csak. Auch eine Jüdin. Für Deutschland sprang Dora Ratjen, die in Wahrheit ein Mann war und Vierte wurde.

"Bewundernswerte Frau"

Ein Jahr später flüchtete Gretel Bergmann in die USA, nahm den Namen ihres Mannes an. In den nächsten Jahrzehnten verdrängt sie sogar ihre Muttersprache, ehe es zur Annäherung kam. Mittlerweile ist eine Straße auf dem Olympiapark in Berlin nach ihr benannt.

Heike Henkel, Hochsprung-Olympiasiegerin von 1992, zeigte sich von der Verfilmung und dem Leben der Gretel Bergmann ebenfalls beeindruckt. "Der Film beginnt sehr emotional und endet sehr emotional", sagte die ehemalige Europa- und Weltmeisterin am Mittwoch in Berlin. "Ich hätte ihr etwas zu sagen. Ich hätte ihr gesagt, dass sie eine bewundernswerte Frau ist und sich nicht hat unterkriegen lassen. Ich bin davon überzeugt, dass sie die Goldmedaille gewonnen hätte", sagte Henkel in Berlin.

Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)

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