| Sprung-Konferenz in Köln

31 Nationen bei (Stab-)Hochsprung-Fachtagung

Neueste biomechanische und trainingswissenschaftliche Erkenntnisse im Hoch- und Stabhochsprung standen im Mittelpunkt eines prominent besetzten Symposiums, das am Wochenende an der Deutschen Sporthochschule Köln stattfand. Fachvorträge zu Fragen des Coachings rundeten die nunmehr siebte Auflage der Veranstaltung ab, an der mehr als 220 Wissenschaftler, Trainer und Athleten aus 31 Nationen teilnahmen. Namhafteste Referenten waren Stefan Holm und Jeff Hartwig.
Harald Koken

2,40-Meter-Hochspringer Stefan Holm (Schweden) ließ seine erfolgreiche Karriere Revue passieren. Außerdem gewährte der 40-Jährige Einblicke in seine Arbeit als Trainer. Er lege großen Wert auf vielseitige koordinative Übungen, sagte der Olympiasieger von 2004. Als Athlet habe er seine vergleichsweise geringe Körpergröße von 1,81 Meter weniger als Handicap, sondern vielmehr als Herausforderung betrachtet.

Trainer-Koryphäe Cliff Rovelto (USA) zeigte Ausschnitte aus seiner Trainingsarbeit mit 2,37-Meter-Hochspringer Erik Kynard, der nach seinem Olympia-Silber in London (Großbritannien) in Rio (Brasilien) Platz sechs belegte. Eine wichtige Aufgabe eines Trainers sei es, immer wieder auf kleine Fehler und Optimierungsmöglichkeiten in der Bewegungsausführung aufmerksam zu machen. „Die Genauigkeit von Bewegungssehen und Korrektur stellen hohe Anforderungen an den Trainer“, erklärte Cliff Rovelto.

Hohe Anforderungen an „Stabis“

Einen technikorientierten Übungskatalog präsentierte 6,03-Meter-Stabhochspringer Jeff Hartwig (USA), der insgesamt sechs Mal höher als sechs Meter flog und heute unter anderem US-Meister Sam Kendricks und Mark Hollis coacht. Neben einem Bewegungs- und Koordinationsvermögen, das turnerische Meisterleistungen möglich macht, müsse eine spezifische Muskelstruktur und ein hohes Maß an Belastbarkeit vorhanden sein, um erfolgreich zu sein, meinte der 49-Jährige frühere Hallen-Vize-Weltmeister.

Auf die Komplexität seiner Disziplin ging auch Nachwuchs-Bundestrainer Stefan Ritter ein, der über die vielfältigen Anforderungen an Stabhochspringer sprach. Es verlange ein hohes Maß an Konzentration, Mut und körperlicher Anstrengung, so der „Motor“ der Potsdamer Springerschule. Er stellte Entwicklung, Potenzial und Perspektiven seines Top-Trios Annika Roloff (MTV 49 Holzminden), Anjuli Knäsche (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) und Friedelinde Petershofen (SC Potsdam) dar.

Messungen zur Verletzungsprophylaxe

Der Kölner Sportwissenschaftler Dr. Falk Schade erläuterte unter anderem neuartige Methoden zur Messung der Energie, die ein Stabhochspringer beim Anlauf auf den Stab überträgt und bei entsprechender Motorik in der Streckphase zurückerhalten sollte. Ziel biomechanischer Analysen sei nicht nur die Steigerung von Fitness und Leistung, sondern auch das frühzeitige Erkennen möglicher Verletzungsrisiken.

Kirsten Albracht und Gaspar Epro von der Deutschen Sporthochschule Köln referierten zum Thema Sehnensteifigkeit. Sie veranschaulichten, dass ein  regelmäßig  durchgeführtes  Training strukturelle Veränderungen an der Muskulatur und den Sehnen hervorruft. Nicht nur die Höhe der einzelnen Belastung, sondern auch die Vielzahl hoher Belastungen könnten zu einer Überforderung der Sehne führen. Sei die Belastung zu hoch, könne es zu Faserrissen in der Sehne, im ungünstigsten Fall zum Sehnenriss kommen.

Am Ende der dreitägigen Fachtagung zogen die Initiatoren ein positives Fazit. Gelobt wurden unter anderem Zuhördisziplin und Diskussionsbereitschaft der Teilnehmer. „Wir konnten einen lebhaften und hochinteressante Gedankenaustausch verfolgen, was auch an der hohen Qualität der Präsentationen lag“, sagte Dr. Wolfgang Ritzdorf vom Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft an der Sporthochschule. „Unsere Sorge, dass sich die Verschiebung des Termins vom März in den November negativ auswirken könnte, wurde nicht bestätigt. Insofern sind wir auch über die Resonanz hocherfreut.“

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