| Interview der Woche

Torben Blech: "Das letzte Jahr war mental echt krass"

Stabhochspringer Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat am Samstag das topbesetzte Neujahrsspringen in Merzig gewonnen und seine Hallenbestleistung zum Saisoneinstieg auf 5,61 Meter verbessert. Anschließend berichtete er über die Pläne für die anstehende Hallensaison, viel Spaß im Training und die Vorbereitungen auf die Olympiasaison 2020.
Manuel Keil

Torben Blech, 2019 sind Sie als Quereinsteiger Zweiter geworden, dieses Jahr haben Sie das Neujahrsspringen gewonnen. Die Veranstaltung in Merzig scheint Ihnen zu liegen, oder?

Torben Blech:

Definitiv! Letztes Jahr war ich als Neuling im Stabhochsprung schon zufrieden und habe mich diesmal schon im Vorfeld gefreut auf den Saisonbeginn hier. Merzig ist immer ein cooles Pflaster. Ich war zwar erst zweimal hier, freue mich aber jetzt schon auf die nächsten Jahre beim Neujahrsspringen.

Neben dem Sieg gab es zum Saison-Einstieg noch eine neue Hallenbestleistung. Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit dem Wettkampf?

Torben Blech:

Super zufrieden! Mit dem normalen Training haben wir zwar schon früher angefangen, aufgrund der Probleme mit meinem Rücken bei der WM in Doha in der Qualifikation bin ich aber erst im Dezember ins Techniktraining eingestiegen. Jetzt haben wir Anfang Januar, da habe ich natürlich noch nicht so viele Technikeinheiten. Dafür ist das echt schon top, und vor allem physisch bin ich super drauf.

Bundestrainer Andrei Tivontchik hat im Vorfeld berichtet, dass Sie im Trainingslager schon gut in Form waren. Mit welcher Höhe haben Sie denn selbst vor dem Wettkampf gerechnet?

Torben Blech:

Ich wollte schon ganz gerne Hallenbestleistung springen [bisher 5,55 m]. Man muss aber auch dazusagen, dass ich hier noch aus verkürztem Anlauf gesprungen bin. Deshalb weiß man vorher dann nie so genau, ob es klappt, vor allem beim ersten Wettkampf. Ich war auch ein bisschen nervös heute.

Wie viele Anlaufschritte waren es denn heute, und wie viele sind es normalerweise?

Torben Blech:

Das waren heute 14, ich habe  normalerweise 16, aber wir wollen dieses Jahr auf 18 Schritte verlängern. Zwei Schritte weniger hören sich zwar nicht nach viel an, verändern aber den kompletten Bewegungsablauf. Es fehlt natürlich etwas die Geschwindigkeit, und andere Stäbe müssen gesprungen werden.

Ihr Trainingskollege Bo Kanda Lita Baehre wurde heute Zweiter. War es das erste Mal, dass Sie ihn geschlagen haben?

Torben Blech:

Nein, zum Beispiel letztes Jahr bei den Bayer-Classics, als ich die Olympianorm gesprungen bin, habe ich ihn geschlagen. Das wechselt sich schon ab, wenn wir Wettkämpfe zusammen springen. Im Training ist das auch so.

Ist es eine besondere Motivation, wenn man sich im Wettkampf mit dem Trainingskollegen duellieren kann?

Torben Blech:

Im Wettkampf ist jeder Athlet Konkurrent, egal ob Trainingspartner oder nicht. Aber ich glaube, dass Bo und ich uns im Training und im Wettkampf durch unser freundschaftliches Verhältnis zu guten Leistungen pushen. Egal ob wir Tempoläufe oder Sprungkrafttraining machen, wir batteln uns immer. Das ist glaube ich der Schlüssel, um höher zu springen im nächsten Jahr.

Man hört, dass Sie im Training zusammen auch immer sehr viel Spaß haben. Wie muss man sich das als Außenstehender vorstellen?

Torben Blech:

[Lacht…] Ich glaube, bei 90 oder 95 Prozent der gemeinsamen Trainingseinheiten denken die Leute, die zur selben Zeit in der Halle sind, wir wären geistesgestört, weil wir so viel rumschreien. Das kann auch mal nach dem Motto ‚Ja, ich habe dich jetzt geschlagen’ sein. Christine [Heimtrainerin Christine Adams] verdreht da auch manchmal die Augen und denkt sich wahrscheinlich ‚Was habe ich da nur für Jungs’. Es wird auf jeden Fall nie langweilig. Das tut uns allen aber ganz gut.

Wie hoch kann es nach der Hallenbestleistung zum Saisoneinstieg in diesem Winter noch gehen?

Torben Blech:

Das primäre Ziel ist natürlich draußen abzuliefern. Wir machen auch nur sechs Wettkämpfe in der Halle. Als Nächstes springen wir in Karlsruhe. Danach sind Düsseldorf, Dortmund, das ISTAF Indoor und die Deutschen Hallenmeisterschaften geplant. Ich denke schon, dass ich bei meiner Outdoor-PB von 5,80 Metern ankommen kann. Die Hallen-WM werden wir aber auf jeden Fall auslassen, weil wir dann schon im Trainingslager sind.

Schauen wir kurz zurück. 2019 war ja ein sehr aufregendes Jahr. Hätten Sie selbst damit gerechnet, dass Sie nach dem Umstieg zum Stabhochsprung so schnell bei den Spezialisten ganz vorne mitmischen können?

Torben Blech:

Man muss natürlich positiv gestimmt sein und sich ambitionierte Ziele stecken. Als ich 2018 im Oktober mit Christine zusammen gesessen hatte, haben wir als Ziel formuliert, in den nächsten vier Jahre 5,70 Meter zu springen. Gefühlt ist dieses letzte Jahr natürlich wie im Flug vergangen, mit unfassbar vielen Highlights. Das war auch mental echt krass, weil alles Schlag auf Schlag ging. So schnell konnte man mit der Entwicklung natürlich nicht rechnen.

Auf was sind Sie denn mehr stolz, die Höhe oder die Erfolge wie zum Beispiel Rang zwei bei der Universiade?

Torben Blech:

Auf die Medaille bei der Universiade bin ich natürlich stolz, die darf man aber nicht so überbewerten. Mit der Höhe von 5,80 Metern bin ich auf Rang zwölf in der Weltbestenliste. Darauf bin ich eigentlich am meisten stolz.

Das ganz große Highlight in diesem Jahr sind die Olympischen Spiele, für die Sie schon 2019 die Norm überboten haben. Wie sieht denn die Vorbereitung auf den Sommer konkret aus?

Torben Blech:

Die sechs Hallenwettkämpfe sind zunächst dafür da, um den Spaß zu behalten und nicht nur durchgehend zu trainieren. Dann geht es im März und April jeweils in ein Trainingslager [Stellenbosch, Südafrika und Belek, Türkei], um die Grundlagen zu schaffen für eine lange Saison. Da heißt es schuften, schuften, schuften. Es wird wieder eine anstrengende Saison, weil wir relativ früh im Mai anfangen und die Wettkämpfe bis hinein in den September gehen. Aber wir haben eine super Trainerin, die uns schon die richtigen Pläne schreiben wird.

Mehr:

Torben Blech gewinnt in Merzig mit Hallenbestleistung

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