| Sevilla-Marathon

Hendrik Pfeiffer und Anja Scherl stürmen zur Olympianorm

Doppelte Olympianorm beim Sevilla-Marathon: Sowohl Hendrik Pfeiffer (2:10:18 h) als auch Anja Scherl (2:28:25 h) blieben am Sonntag unter der Vorgabe für die Olympischen Spiele in Tokio. Dabei entschied Hendrik Pfeiffer erst während des Rennens, überhaupt durchzulaufen.
Martin Neumann / Jörg Wenig

Es sollte ein Testlauf werden. Es wurde ein Sturmlauf zur Olympianorm. Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) hat am Sonntag beim Sevilla-Marathon mit 2:10:18 Stunden die Olympianorm für Tokio um 72 Sekunden unterboten und sich mit der Top-Zeit auf Rang acht der ewigen deutschen Bestenliste geschoben. Seine vier Jahre alte Bestzeit steigerte er in Sevilla um fast drei Minuten. In einem Weltklassefeld belegte Hendrik Pfeiffer Platz 27. Ebenfalls unter der Olympianorm blieb Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg). Als Achte war sie in 2:28:25 Stunden 65 Sekunden schneller als die Tokio-Vorgabe.

Hendrik Pfeiffer absolvierte in Sevilla ein sehr gleichmäßiges Rennen. Die Halbmarathonmarke passierte er nach 65:25 Minuten. Die zweite Hälfte lief er knapp eine halbe Minute schneller und erreichte damit einen negativen Split. Dabei war im Vorfeld gar nicht klar, ob der Wattenscheider das Rennen durchlaufen würde. Vielmehr war der Marathon als Test für ein späteres Rennen geplant. Da es aber bei Kilometer 30 noch gut lief, entschied er sich, durchzulaufen und belohnte sich mit der Olympianorm.

Hendrik Pfeiffer: „Das war heute mein Tag“

Hendrik Pfeiffer hatte jahrelang mit schweren Verletzungen im Bereich der rechten Ferse zu kämpfen. Zweimal musste er sich operieren lassen und sowohl auf die Olympischen Spiele 2016 als auch auf die Europameisterschaften in Berlin 2018 verzichten. Jetzt ist er topfit und konnte zum ersten Mal seit langem sein Marathon-Potenzial im Wettkampf umsetzen. „So gut habe ich mich noch nie bei einem Marathon gefühlt“, sagte ein überglücklicher Hendrik Pfeiffer. „Das war heute mein Tag, ich bin froh, hier in Sevilla gestartet zu sein. Mein großes Karriere-Ziel war immer eine Zeit von 2:10 Stunden und ein Start bei den Olympischen Spielen.“  

„Es war ein ideales Rennen für mich, viel besser als bei den Läufen zuvor. Ich lief in einer großen Gruppe, was sehr hilfreich war. Zwar habe ich dadurch meine ersten beiden Getränkeflaschen verpasst, aber andere haben mir etwas von ihren Getränken abgegeben. Wir haben uns gegenseitig unterstützt, schließlich hatten alle das Ziel Olympia-Norm“, erzählte Hendrik Pfeiffer.

Auch Magenprobleme können Hendrik Pfeiffer nicht stoppen

Nach 25 Kilometern bekam er kurzzeitig Magenprobleme. „Da habe ich mir Sorgen gemacht, aber dann ging es wieder. Und an Aussteigen war nach 30 Kilometern natürlich nicht zu denken. Denn so eine Chance mit einer solchen Gruppe kommt vielleicht nie wieder“, sagte Hendrik Pfeiffer. Vor dem Rennen hatte er sich die Option des Ausstiegs bei 30 Kilometern offen gehalten, falls es nicht laufen würde. Im Hinterkopf war aber schon in den letzten Wochen, die gute Form zu nutzen, um in Sevilla die Norm zu rennen.

Zeitweilig verlor Hendrik Pfeiffer zwar den Anschluss an die Gruppe, weil diese das Tempo erhöht hatte, „doch ich lief nie ganz alleine und kam dann zwischen Kilometer 37 und 38 wieder heran“. Nun könnte der Schützling von Tono Kirschbaum gemeinsam mit seinem Trainingspartner Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) die Reise zu den Olympischen Spielen antreten. Der 24-Jährige hatte im Dezember sein Marathon-Debüt nach starken 2:10:28 Stunden beendet.

Anja Scherl winkt zweiter Olympiastart nach 2016

Anja Scherl lief ebenfalls ein kontrolliertes Rennen. Die Olympia-Starterin von Rio passierte die Halbmarathonmarke nach 73:53 Minuten und war auf dem zweiten Streckenteil nur knapp eine halbe Minute langsamer. Mit 2:28:25 Stunden erzielte die 33-Jährige die zweitbeste Marathonzeit ihrer Karriere. Die Regensburgerin steht damit im Rennen um maximal drei Olympia-Tickets für deutsche Läuferinnen auf Rang drei hinter Melat Kejeta (Laufteam Kassel; 2:23:57 h) und Katharina Steinruck (LG Eintracht Frankfurt; 2:27:26 h). Eine Reihe von weiteren deutschen Topläuferinnen werden nun bei den April-Marathonrennen versuchen, diese Zeit zu unterbieten.

Die Breite an der Spitze war am Sonntag in Sevilla enorm. Das zeigt der 27. Platz von Hendrik Pfeiffer trotz guter 2:10:18 Stunden. Mit einer Jahresweltbestzeit und einem starken Streckenrekord von 2:04:46 Stunden gewann der Äthiopier Mekuant Ayenew das Rennen. Der 29-Jährige steigerte sich um 4:14 Minuten und blieb auch deutlich unter dem Kursrekord von 2:06:36 Stunden, den sein Landsmann Ayana Tsedat vor einem Jahr aufgestellt hatte.

Viele Bestzeiten an der Spitze

Ayenew siegte klar vor dem Kenianer Barnabas Kiptum, der nach 2:05:05 Stunden mit einem persönlichen Rekord im Ziel war. Auf den nächsten beiden Rängen folgten die Äthiopier Regasa Bejiga mit 2:06:24 Stunden und Workneh Tiruneh in 2:06:27 Stunden. Beide erzielten auf der sehr flachen Strecke ebenfalls persönliche Bestzeiten.

Eine Überraschung gab es im Rennen der Frauen: Hier setzte sich mit Juliet Chekwel eine Debütantin durch. Die 29 Jahre alte Läuferin aus Uganda gewann in 2:23:13 Stunden und stellte damit ebenfalls einen Streckenrekord auf. Die bisherige Bestzeit in Sevilla war die Äthiopierin Guteni Shone vor einem Jahr mit 2:24:29 Stunden gelaufen. Chekwel gewann am Sonntag vor den Äthiopierinnen Gada Bontu (2:23:39 h) und Sifan Melaku (2:23:49 h). Josephine Chepkoech wurde in 2:24:14 Stunden Vierte und erzielte ebenso wie die Äthiopierinnen vor ihr eine persönliche Bestzeit.

Zu den Ergebnissen (extern)

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