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Das sagen DLV-Athleten zur Verschiebung der Olympischen Spiele

Die Olympischen Spiele in Tokio sind verschoben: Diese Entscheidung ging am Dienstag wie ein Beben durch die Sportwelt. Wie haben DLV-Athleten darauf reagiert? Welche Gefühle hat diese Entscheidung in ihnen hervorgerufen? Und wie gehen sie nun damit um? leichtathletik.de hat sich unter den Sportlern umgehört.
Alexandra Dersch

Tatjana Pinto (LC Paderborn, Sprint):

„Diese Entscheidung ist für mich und für alle anderen Sportler sicherlich sehr schwierig gerade. Die Olympischen Spiele sind das größte Sportereignis für jeden Sportler, das alle 4 Jahre stattfindet und somit etwas ganz Besonderes ist. Dennoch ist die Absage eine nachvollziehbare Entscheidung, da durch die Situation weltweit aktuell keine absehbare Einschätzung im Allgemeinen zu erwarten ist. Die Trainingsmöglichkeiten sind derzeit sehr begrenzt und somit bleibt nur Raum für viel Improvisation und Kreativität, um sich so gut es geht, fit zu halten. Ich hoffe, ein offizieller Termin für die Verschiebung wird bald festgelegt. Diesbezüglich stehen wir noch in der Schwebe. Mit einer evtl. Fortsetzung der Saison? Finden dieses Jahr noch Wettkämpfe statt? Wie sieht der finanzielle Aspekt aus? Werden die Vereine, Sponsoren etc. unterstützend zur Seite stehen, soweit es möglich ist? Also es besteht noch eine Menge Abklärungsbedarf zwischen allen Instanzen, die involviert sind und das wird sich noch einige Wochen hinziehen. Danach wird sich das weitere Vorgehen gestalten lassen.“

Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar, Sprint):

„Da ist sie endlich die Entscheidung. Die Entscheidung, auf die alle schon so lang gewartet haben. Im Sinne ALLER meiner Meinung nach aber die definitiv Richtige. Die Gesundheit aller hat allerhöchste Priorität. Darüber hinaus war in den letzten Tagen und Wochen die Chancengleichheit und Fairness nicht mehr gegeben – national wie international. Einige Athleten konnten mit Ausnahmeregelung weiter trainieren, andere nicht. Kreativität hält uns Athleten für einige Tage über Wasser, für eine leistungsorientierte Olympiaqualifikation und -vorbereitung stößt man aber auch schnell an die Grenzen. Gerade die technischen Disziplinen. Und aufgeschoben heißt ja nicht aufgehoben. Für mich ganz persönlich ändert sich auch nicht allzu viel. Ich habe noch einige Jahre Leistungssport vor mir und bin ja derzeit auch erst wieder ‚auf dem Weg zu alter Stärke‘. Die Ziele für dieses Jahr werden nun neu definiert, Wettkämpfe sollten ja in irgendeiner Form dieses Jahr noch stattfinden. Die #roadtotokyo geht weiter! Wirtschaftlich stellen sich aber natürlich jetzt ein paar Fragen. Wie geht es beispielsweise mit Sponsorenverträge und Prämien weiter?“

Yasmin Kwadwo (LC Paderborn, Sprint):

„Die Verschiebung der Olympischen Spiele ist natürlich ein Paukenschlag, aber die einzig richtige Entscheidung zur Zeit. Als Sportler versucht man, immer alles unter Kontrolle zu haben, und in diesem Fall ist es schlicht nicht möglich. Die Vorbereitungen für die Spiele haben sich als sehr schwierig herausgestellt, da alle Sportanlagen geschlossen sind. Das Verletzungsrisiko ist demnach enorm hoch. Ich bin froh, dass sich das IOC dazu überwinden konnte, jetzt eine Entscheidung zu treffen. Es geht hier nicht mehr nur um den Sport, sondern um das Allgemeinwohl der Gesamtbevölkerung.“

Julian Reus (LAC Erfurt, Sprint):

„Das ist die einzige vernünftige Lösung, die getroffen werden konnte. In der jetzigen Situation gab es keine Möglichkeit für die Sportler Olympia so vorzubereiten wie es notwendig ist. Hinzu kommt die fragliche medizinische Entwicklung in den nächsten Wochen. Ich bin gespannt, wie die Saison jetzt weitergeht.“

Christina Hering (LG Stadtwerke München, 800 Meter):

„Unser olympischer Traum lebt weiterhin! Aus 4 Monaten werden nun 16 Monate Vorbereitung. Ich habe bereits zu viel in meine sportlichen Träume investiert, um jetzt einfach aufzugeben. Aber ehrlich gesagt, es wird schwer sein, im Training in den nächsten Wochen sein Bestes zu geben! Es ist die richtige Entscheidung, aber ich brauche noch etwas mehr Zeit, um das alles zu realisieren.“

Caterina Granz (LG Nord Berlin, Mittelstrecke):

„Unter den Umständen ist es die richtige und eine faire Entscheidung für alle Sportler, aber auch der Bevölkerung gegenüber. Ich habe bis zuletzt noch auf ein Wunder gehofft, dass sich die Situation bald verändert und wir im Sommer dieses Sportfest feiern können. Als Läuferin kann ich mich momentan noch sehr glücklich schätzen, weil ich in den letzten Wochen kaum Einschränkungen, was mein Training angeht, erfahren musste. Das ist bei anderen Sportarten natürlich anders. Die Zeit bis Tokio 2021 wirkt jetzt sehr lang und es wird wichtig sein auf dem Weg dorthin, neue kleine Ziele haben zu können, hoffentlich auch in diesem Jahr. Der große Traum muss aufgeschoben werden. Für mich persönlich sehe ich es als eine Chance, Zeit zu gewinnen, mich weiterzuentwickeln. Meine Motivation sinkt nicht, sie erwächst nicht nur aus der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020.“

Gesa Krause (Silverlauf Trier e.V., Hindernisse):

Während unsere Welt in einer Krise steckt ist die Verlegung von Olympia die einzig richtige Entscheidung. Die Gesundheit eines jeden einzelnen und der Schutz unserer Gesellschaft sollte immer im Vordergrund stehen.
Auch wenn man es vorhersehen konnte, so ist die endgültige Entscheidung dennoch schockierend und schmerzlich. Mein Leben war auf dieses Event ausgerichtet und die Veränderung zu verarbeiten benötigt sicher etwas Zeit.
Meine Ziele haben sich nicht geändert. Sie sind nur um ein Jahr verschoben. Die Arbeit geht also weiter. Zum aktuellen Saison Verkauf kann ich derzeit noch nichts sagen. Da gibt es viele Fragezeichen. Derzeit bin ich Ziellos für das Jahr 2020. wichtig ist, sich jetzt zu sammeln, positiv in die Zukunft zu blicken und neue Ziele zu definieren.

Karl Bebendorf (Dresdener SC, Mittelstrecke und Hindernisse):

„Es kamen in den letzten Wochen tagtäglich Neuerungen und Verschärfungen raus. Dies hat mich mental natürlich auch ein wenig mitgenommen. Durch die Einschränkungen meiner Trainingsstätte bis zu Absagen meiner geplanten Auslandstrainingslager wurde die Frage, ob ich in zwei Monaten mich auf den Höhepunkt bringen kann immer größer. Ich bin sehr froh über diese vernünftige Entscheidung. Diese ermöglicht mir, die Olympiade in meiner Höchstform bestreiten zu können.“

Alina Reh (SSV Ulm 1846, Langstrecke):

„Ich habe die letzten Tage schon mit einer Verschiebung gerechnet und bin eher froh, dass sie nicht komplett ausfallen. Das eine Jahr mehr sehe ich nun als Chance besser zu werden. Mir wurde Zeit geschenkt, mich an die neuen Trainingsreize meines neuen Trainers anzupassen und nächstes Jahr noch vorbereiteter an der Startlinie zu stehen.“

Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01, Hürdensprint):

„Ich bin hin und her gerissen... Auf der einen Seite war ich von Anfang an der Überzeugung, dass die Austragung der Olympischen Spiele in diesem Jahr einfach nicht richtig wäre. Aus medizinischer, gesundheitlicher Sicht. Aus sportlicher Sicht wäre das auch nicht zu vertreten. Wir Sportler können uns nicht olympiagerecht vorbereiten, unsere Sportanlagen sind gesperrt und wenn die Anti-Doping-Agentur deutlich macht, dass aktuell keine Kontrollen durchgeführt werden können, würden zudem auch noch ‚schmutzige Olympische Spiele‘ stattfinden. Und jetzt steht fest: Olympia findet erst im nächsten Jahr statt. Irgendwie ist alles unreal. Ich denke gerade an meine Hallensaison durch die ich mich wirklich mit fehlender Form gequält habe, um den Sommer optimal vorzubereiten, Erfahrung zu sammeln – für die Olympia-Saison. Aber, und da kommt ganz schnell meine allgemeine Einstellung durch, es war nicht umsonst. Jede Trainingseinheit ist aktuell wichtig, damit ich mich zu alter Stärke zurückkämpfe. Ich bin gespannt, wie sich 2020 noch entwickelt und bin auch bereit, 2021 als mein ‚neues Olympisches Jahr‘ in Angriff zu nehmen.“

Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen, 400 Meter Hürden):

„Zur Zeit trainiere ich täglich im Wald und mache Hürden-ABC in meiner Garage. Die Verschiebung der Olympischen Spielen war ein wichtiger Schritt. Endlich wurde eine Entscheidung getroffen und die Ungewissheit hat ein Ende. Die Gesundheit hat im Moment Vorrang und nun kann man schauen, wie man weiter plant, ohne den Druck fit für Olympia zu sein.“

Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen, 400 Meter Hürden):

„Ich finde die ganze Situation schon seit einer guten Woche extrem surreal. Training findet ausschließlich alleine statt, jeden Tag neue Nachrichten über Sportveranstaltungen, die abgesagt werden oder verschoben werde. Da war es für mich nur eine Frage der Zeit, bis es auch die Olympischen Spiele trifft. Ich finde persönlich, sie haben die richtige Entscheidung getroffen. Die Ungewissheit war nicht länger tragbar. Das gesundheitliche Risiko einer Sportveranstaltung Ende Juni viel zu hoch. Trotzdem ist es schwer zu begreifen, dass wir ein weiteres Jahr auf Olympische Spiele warten müssen. Es war dieses Jahr mein größtes Ziel. Aber es wird auch nächstes Jahr mein größtes Ziel werden. Deshalb heißt es jetzt Gedanken und Motivation zu sammeln und weiter zu trainieren, in der Hoffnung dieses Jahr noch andere Ziele verwirklichen zu könne.“

Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt, Marathon):

„Die Verschiebung ist die einzig mögliche Entscheidung, um die Fairness und Gesundheit für alle Athleten und Mitwirkenden zu bewahren. Dass die Entscheidung aber auch weh tut und viel Ungewissheit und Leere mit sich bringt, braucht man schon gar nicht mehr zu erwähnen. Für mich heißt es nun Neujustierung und Energietanken für einen erneuten Angriff für meinen Traum. Denn aufgeschoben ist NICHT aufgehoben!“

Hagen Pohle (SC Potsdam, Gehen):

„Am 21. März hätte ich die Olympianorm über 50 Kilometer gehen wollen. Mit der Absage aller meiner in diesem Jahr geplanten Wettkämpfe ist es mir extra schwergefallen, mich noch für das Training zu motivieren. Die letzten Einheiten im Trainingslager musste ich deshalb auch vorzeitig beenden. Es gibt in den jetzigen Tagen einfach Wichtigeres als Sport. Dementsprechend befürworte ich die Verschiebung der Olympischen Spiele. So können auch wir Sportler uns an die Ausgangsbeschränkungen und den sozialen Abstand halten. Ich werde jetzt meine Saisonpause einlegen, wenn möglich zeitnah ins Praktikum bei der Bundespolizei gehen, um dann mit neuen Kräften in die Saison 2021 zu starten.“

Malaika Mihambo (LG Kurpfalz, Weitsprung):

„Ich bin natürlich traurig, da ich mich nach der Weltmeisterschaft in Doha auf diesen Wettkampf besonders gefreut habe. Aber die Verschiebung der Olympischen Spiele auf das nächste Jahr war angesichts der dramatischen Lage in vielen Ländern die einzig richtige Entscheidung. Wir haben nun Klarheit und können unseren Trainingsplan entsprechend der Situation anpassen. Für die Olympischen Spiele will jeder Athlet in der Form seines Lebens sein, eine optimale Vorbereitung ist zur Zeit nicht möglich.  Ganz wichtig ist aber nach wie vor die Gesundheit aller und die steht natürlich an oberster Stelle.“

Alexandra Wester (ASV Köln, Weitsprung):

„Im ersten Moment war es eine komische Situation, weil ich mich lange auf dieses Jahr vorbereitet habe. Aber ich bin eine spontane Person und kann mich schnell auf die neue Lage einstellen. Ich habe jetzt ein Jahr länger, um mich vorzubereiten. Jetzt schalte ich erstmal etwas ab, atme durch und hau dann wieder richtig rein.“

Julia Gerter (LG Eintracht Frankfurt, Weitsprung):

„Meiner Meinung nach war es die einzig verantwortungsvolle Entscheidung. Gesundheit geht vor! Eine Prognose über den Verlauf der Pandemie ist momentan nicht möglich. Ich hoffe, dass wir alle die derzeitigen Umstände gut überstehen und dass so schnell wie möglich wieder Normalität einkehrt. Aus sportlicher Sicht haben wir nun endlich ein klares Statement und können entsprechend reagieren. Situationsbedingt war eine optimale Vorbereitung für die kommende Saison nicht möglich, auch die Ungewissheit, welche Möglichkeiten noch bestehen sich für Tokio zu qualifizieren, sowie der Verlauf der Saison war kräftezehrend. Ich persönlich sehe es als Chance, nach meiner schweren Verletzung mich ein Jahr länger auf die Spiele vorzubereiten.“

Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen, Stabhochsprung):

„Ich finde, es ist die richtige Entscheidung, die Olympischen Spiele zu verschieben. Eine optimale Vorbereitung wäre nicht mehr gegeben und es ist schön, dass der psychische und mentale Druck der Ungewissheit nun ein Ende gefunden hat.“

Tobias Dahm (VfL Sindelfingen, Kugelstoßen):

„Ich bin froh darüber, dass die Olympischen Spiele verschoben worden sind. Durch diese Entscheidung wurde uns Sportlern sehr viel Druck von den Schultern genommen und es ermöglicht uns, uns gewissenhaft und mit den nötigen Möglichkeiten auf diesen Höhepunkt vorzubereiten. Gleichzeitig gilt es so schnell wie möglich zurück zum normalen Training zu gehen, da ein Jahr sehr schnell vergeht. Kurzfristig hat jetzt aber oberste Priorität als Vorbild voranzugehen und die herrschenden Regeln, im Sinne der Gesundheit aller, zu befolgen.“

Kristin Pudenz (SC Potsdam, Diskuswerfen):

„Irgendwie hat man damit ja schon gerechnet. Trotzdem ist es ein kleiner Schock, es jetzt bestätigt zu wissen. Dennoch: Es ist auf jeden Fall die richtige Entscheidung, im Moment sind einfach andere Dinge viel wichtiger. So wurde uns auch der Druck genommen, sich trotz dieser schwierigen Situation auf den wichtigsten Wettkampf für uns Sportler vorzubereiten. Jetzt heißt es für uns alle: umplanen und versuchen, trotzdem diesen Sommer zu nutzen auf dem Weg nach Tokio.“

Johannes Vetter (LG Offenburg, Speerwurf):

„Ich mach das Beste aus der gegeben Situation, wie das alle Mitmenschen weltweit derzeit auch tun. Ich halte die Entscheidung im Sinne aller für angebracht. Ob Tokio dieses Jahr stattgefunden hätte oder jetzt kommendes Jahr stattfindet, ich hätte auf einem hohen Niveau performt. Meine Motivation ist weiterhin bei 100 Prozent, ich hatte die letzten Jahre mit Schicksalsschlägen sowie Verletzungen zu kämpfen – von daher ändert sich nichts. Das Training führe ich nach wie vor unter den gegebenen Umständen durch, hoffe auf ein paar Wettkämpfe dieses Jahr und werde dort eine Spitzenleistung erbringen. Ich hoffe auf eine baldige Besserung der Situation für uns ALLE, appelliere an ALLE, die gegebenen Maßnahmen zu akzeptieren und zu respektieren. Ich hoffe außerdem einen Teil dazu beitragen zu können und die Menschen, mit meiner Sicht der Lage, ebenfalls zu motivieren.“

Bernhard Seifert (SC Potsdam, Speerwurf):

„Ich finde es gut, dass endlich eine Entscheidung getroffen wurde. Für Sportler gibt es nicht schlimmeres als die Ungewissheit. Dass die Olympischen Spiele um ein Jahr verschoben wurden, ist ganz klar eine nicht so erfreuliche Nachricht, wiederum wäre eine Absage viel schlimmer gewesen. Das Wohl der Menschen sollte die höchste Prämisse sein und dadurch, dass man einfach nicht einschätzen kann, wie lange noch diese Pandemie anhält, wäre es sehr fraglich gewesen, unter diesen Voraussetzungen Olympische Spiele durchzuführen. Man sollte immer positiv in die Zukunft schauen und es als Anlass nehmen, um sich noch besser auf das kommende Jahr vorzubereiten.“

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