| Ausblick

Gesa Felicitas Krause und die neue Motivation im Olympiajahr

Die Aufgabe bei der DM in Braunschweig im vergangenen Jahr war für Gesa Felicitas Krause ein herber Rückschlag. Rückblickend gibt sie sich selbstkritisch und blickt mit neuem Elan auf das Olympiajahr 2021.
Nicolas Walter

Es war nicht der erhoffte Start nach Maß ins Olympiajahr für Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier). Doch unzufrieden wollte die Europameisterin über 3.000 Meter Hindernis am Freitagabend vergangener Woche dennoch nicht sein. 4:15,38 Minuten hatte sie beim Indoor Meeting in Karlsruhe über die ungewohnte 1.500-Meter-Distanz benötigt. Fast sieben Sekunden blieb sie dabei über ihrer Bestzeit. Doch für die 28-Jährige stand weniger die Zeit, sondern vielmehr die Rückkehr in den langersehnten Wettkampf-Betrieb im Vordergrund.

„Im letzten Jahr habe ich drei Wettkämpfe bestritten und einen davon nicht beendet. Daher war es für mich vor allem wichtig, endlich mal wieder ein Rennen zu bestreiten. Natürlich will man vorne und um Bestzeiten laufen, aber man muss auch einfach mal realistisch sein. Ich wollte sehen, wo ich stehe und konnte aus diesem Wettkampf sehr, sehr viel lernen. Das heißt es jetzt mitzunehmen für die kommenden Wettkämpfe.“

Vor allem war es für Gesa Felicitas Krause das erste Rennen, nachdem sie bei den Deutschen Meisterschaften im August vergangenen Jahres bei 36 Grad völlig entkräftet und unter Tränen ihren Traum von der Titelverteidigung über 3.000 Meter Hindernis aufgeben musste. „Ich konnte die Beine nicht mehr anheben. Ich habe mich gefühlt, als hätte man mir den Stecker gezogen. Da ging einfach gar nichts mehr“, sagt sie rückblickend.

Selbstkritischer Umgang

Die Gründe für das Abschneiden in Braunschweig hat Krause mittlerweile aufgearbeitet. Neben dem heftigen Temperaturumschwung, Gesa Krause war direkt aus dem Trainingslager aus Davos (Schweiz) mit Temperaturen zwischen acht und zehn Grad nach Braunschweig gereist, sei sie vor allem im Training sehr ambitioniert gewesen – und gibt sich dabei selbstkritisch: „Es war möglicherweise einfach ein bisschen zu viel“.

Auch Tage nach der DM spürte sie noch die muskuläre wie mentale Belastung. „Ich hatte den kompletten Aufbau für ein olympisches Jahr hinter mir. Das ist eine Menge emotionale Kraft, die in so eine Vorbereitung hineinläuft, viele Wochen und Monate, die man nicht zuhause ist. Ich habe mir dann gesagt, wenn ich das alles 2021 noch einmal durchziehen will, muss die innere Freude und das Strahlen wieder da sein.“

Das Resultat: Sie zog die Reißleine, nahm sich eine Auszeit und reiste nach Italien und Griechenland. Mitte Oktober war die Motivation dann endlich wieder zurück. „Ich hatte wieder richtig Lust und Freude an mir zu arbeiten und wieder an die Grenzen zu gehen. Die vergangenen zwei, drei Monate waren sportlich sehr schön, weil es Spaß gemacht hat wieder zu trainieren. Für diesen Ausgangspunkt bin ich heute dankbar und das macht Hunger auf mehr“, sagt Gesa Krause.

Wolfgang Heinig in jeder Lebenslage an der Seite

Einen Anteil an der zurückgekehrten Motivation trägt auch Wolfgang Heinig, der Gesa Krause seit 2008 betreut. „Im Sport ist es oft so, dass der Athlet ein Ziel hat. Für mich ist es aber auch sehr bedeutend, dass mein Trainer das gleiche Ziel hat und wir beide in gleicher Weise dafür brennen. Das zeigt sich bei ihm, wenn er meine Läufe im Stadion verfolgt und den Tränen nahe ist, aber ich merke das auch in den Trainingseinheiten. Wir freuen uns miteinander, wir leiden miteinander. Das ist etwas, was es im Sport nicht so oft gibt. Das schätze ich an ihm unwahrscheinlich, dass er mit mir als Sportlerin, aber auch mit mir als Mensch durch jede Lebenslage geht“, so Krause.

2021 möchte Gesa Krause mit Wolfang Heinig weitere Erfolge feiern. Das große Ziel bleiben dabei die Olympischen Spiele in Tokio (Japan). Von der Austragung des Großereignisses ist die Sechste der Olympischen Spielen von Rio überzeugt. „Ich glaube, dass die Umsetzung der Spiele möglich ist. Man sieht es an Meetings wie in Karlsruhe, dass mit kleineren Feldern und sehr strikten Hygiene-Maßnahmen Wettkämpfe durchgeführt werden können.“

Gleichzeitig geht die WM-Dritte über 3.000 Meter Hindernis davon aus, dass nur eingeschränkt Zuschauer zugelassen werden können. „Die Olympischen Spiele werden in diesem Jahr mit Sicherheit anders werden, ich habe es ja schon zweimal erlebt. Die Spiele leben von Emotionen und der Stimmung, das pusht uns Sportler zu Hochleistungen. Ehrlich gesagt ist das aber für mich ein noch viel größerer Ansporn, um noch einige Jahre weiter zu trainieren“, erzählt sie schmunzelnd.

Ansteigende Formkurve

Doch bevor sie an die Olympischen Spiele denkt, möchte sich Gesa Krause zunächst weiter langsam wieder an den Wettkampf-Betrieb gewöhnen. Dass dabei auch schon wieder Bestzeiten herausspringen können, zeigte sie am vergangenen Sonntag. Bei einem Wettkampf des Hessischen Leichtathletik-Verbandes für Berufs- und Spitzensportler absolvierte sie die vier Hallenrunden über 800 Meter in 2:07,87 Minuten.

Zwei Tage später konnte sie diese Zeit beim 8. Breuninger Hallenmeeting in Erfurt gar auf 2:06,76 Minuten steigern. Die Formkurve zeigt nach oben. Am Sonntag (7. Februar) soll die Distanz dann auch wieder länger werden. In Dortmund möchte Gesa Krause an einem Hindernisrennen über 2.000 Meter teilnehmen. Es wird ein weiterer Schritt sein, um Selbstvertrauen zu gewinnen. Selbstvertrauen auf dem Weg nach Tokio.

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