| Comeback nach Schwangerschaft

Cindy Roleder als „schnellste Mama“ auf dem Weg Richtung Tokio

Rund zehn Wochen nach der Geburt ihrer Tochter hat Hürdensprinterin Cindy Roleder die Olympischen Spiele in Tokio fest im Blick. Die ersten Hürden sind überquert, der erste Start ist geplant. Aber sie weiß: Der Weg, der noch vor ihr liegt, ist hart.
Alexandra Dersch

Seit rund zehn Wochen ist im Leben von Cindy Roleder (SV Halle) nichts mehr wie zuvor. Ein kleines Mädchen bestimmt ihren Alltag. „Das ist wunderschön, aber natürlich ganz anders als vorher“, sagt die 31-Jährige. Und doch ist ein Traum aus ihrem vorherigen Leben geblieben: die Olympischen Spiele in Tokio. Da will Cindy Roleder im Sommer im Startblock sitzen.

„Mamasein und Leistungssport – das muss sich doch nicht ausschließen“, sagt Cindy Roleder. Eine Einstellung, die sie auch öffentlich vertritt. Auf ihrem neuen Instagram-Kanal „schnellstemama“ nimmt sie ihre Follower mit in ihren Alltag als Mama und Hürdensprinterin, teilt Erfahrungen und Trainingsvideos und eben auch ihren Traum von Tokio. Es sollen ihre dritten Olympischen Spiele werden.

„Es wird ein harter Weg und absolut kein Selbstläufer“, sagt die ehemalige Europameisterin. „Aber ich glaube daran.“ Und weil ein Wille ja bekanntlich Berge versetzen kann, begann ihre persönliche „Road to Tokyo“ bereits zehn Tage nach der Geburt ihres Kindes. „Ganz langsam habe ich angefangen“, erinnert sich die WM-Zweite des Jahres 2015. „Mit leichtem Krafttraining.“ Schritt für Schritt steigert sie seitdem die Intensität und vertraut da ganz ihrem persönlichen Gefühl. „Ich kenne meinen Körper sehr gut und kann einschätzen, was ich ihm zumuten kann und was eben nicht.“

Planung ist alles

Denn sie weiß inzwischen aus eigener Erfahrung: Der Körper einer Frau, egal wie gut trainiert er vorher war, verändert sich innerhalb der Schwangerschaft. „Als ich das erste Mal nach der Geburt gelaufen bin, war das ganz komisch. Es war, als würde ich träumen, schnell zu laufen, aber die Realität sah komplett anders aus.“ Aber der Körper einer Frau leistet eben auch nach der Geburt Erstaunliches. Die Kraft, sie kehrte schnell zurück. Die Ausdauer auch. Genau wie das Gefühl für die Hürdenüberquerung. „Das ist für mich wie Fahrradfahren, das verlerne ich nie.“ Aber die Spritzigkeit, an ihr muss Cindy Roleder hart arbeiten.

Auf eben dieser Schnelligkeit liegt aktuell ihr ganzer Fokus. Einmal pro Tag trainiert die mehrfache Deutsche Meisterin derzeit, auch bereits wieder über die 76er Hürden. „Die Woche ist komplett durchgeplant“, sagt sie. Während sie ihrer Arbeit nachgeht, die der Leistungssport nunmal ist, versorgt ihr Mann die kleine Tochter. Auch Oma und Opa greifen den jungen Eltern bei Bedarf unter die Arme. „Wir sind ein gutes Team, das funktioniert super“, sagt sie. Eine Gewissheit, die ihr hilft, sich im Training ganz auf ihren Beruf als Hürdensprinterin zu fokussieren.

Saisoneinstieg in Dessau

Der Einsatz zeigt erste Früchte. „Inzwischen fühlt Sprint sich auch wieder nach Sprint an und sieht auch entsprechend aus“, sagt Cindy Roleder. „Ich sehe den Fortschritt tagtäglich, aber es ist noch immer viel zu tun.“

Doch es liegt in Cindy Roleders Charakter, Herausforderungen mit offenen Armen anzunehmen. Daher kann sie auch der straffe Zeitplan nicht schocken, dem sie sich in dieser Olympiasaison unterwerfen muss. Ihr erstes Rennen plant sie für den 21. Mai beim Anhalt Meeting 2021 in Dessau. Bereits zwei Wochen später stehen die Deutschen Meisterschaften an. Die Zeit ist knapp, denn spätestens vier Wochen vor den Olympischen Spielen muss sie die Bestätigungsnorm für Tokio erbracht haben. „Vier Wochen – das ist in meiner Situation viel Zeit.“

Die Olympianorm von 12,84 Sekunden hat Cindy Roleder bereits bei der WM in Doha (Katar) 2019 erfüllt. Als Bestätigung dieser Zeit sind nun noch einmal 12,98 Sekunden gefragt. „Eine Zeit, die ich mir zutraue“, sagt sie. Und spätestens dann ist klar: Leistungssport und Mamasein – das ist kein Wiederspruch.

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