| Nachruf

Inge Utecht mit 95 Jahren verstorben

Sie coachte ihre Sportlerinnen zu zahlreichen Medaillen bei internationalen Meisterschaften sowie Olympischen Spielen und gilt daher als eine der erfolgreichsten Trainerinnen ihrer Zeit. Nun ist Inge Utecht im Alter von 95 Jahren verstorben.
Nicolas Walter

Inge Utecht gilt bis heute als eine der erfolgreichsten Leichtathletik-Trainerinnen. Unter anderem betreute sie Monika Zehrt-Holtz, die 1972 bei den Olympischen Spielen in München sowohl über 400 Meter als auch mit der 4×400-Meter-Staffel die Goldmedaille gewann. „Sie war eine sehr kompetente und einfühlsame Trainerin“, erinnert sich Monika Zehrt-Holtz gerne an die Zeit mit ihrer Trainerin zurück.

Auch Christina Lathan (geboren Brehmer), die unter anderem 1976 in Montreal (Kanada) Gold mit der 4×400-Meter-Staffel und Silber über 400 Meter gewann, Romy Müller, Goldmedaillengewinnerin mit der 4×100-Meter-Staffel 1980 oder Ellen Fiedler, Bronzemedaillen-Gewinnerin über 400 Meter Hürden 1988 in Seoul (Südkorea), gehörten zu ihren Schützlingen.

„Die 800-Meter-Strecke war zu kurz für mich“

Inge Utecht wurde am 26. Januar 1926 im polnischen Stettin als Tochter einer Köchin und eines Schneidermeisters geboren. Nachdem sie aus Stettin vertrieben wurde, zog die Familie nach Gützkow in Mecklenburg-Vorpommern. Dort absolvierte sie eine Ausbildung zur Sekretärin und arbeitete im Anschluss daran in diesem Beruf beim Deutschen Sportausschuss.

In den 50er-Jahren gehörte sie zu den besten 800-Meter-Läuferinnen der DDR und startete bei zahlreichen nationalen und internationalen Wettkämpfen, unter anderem in Paris, London, Warschau und Budapest. Auch nahm sie mehrmals am „Cross de l‘Humanite“ teil.

Zu Beginn ihrer Karriere lief sie für Einheit Nord in Berlin, später dann für den 1954 gegründeten SC Dynamo Berlin. In einem Zeitungsinterview sagte sie einmal über sich: „Die 800-Meter-Strecke war zu kurz für mich. 5.000 Meter oder Marathon wären meine Strecken gewesen.“ Doch diese Distanzen wurden für Frauen erst 1970 eingeführt.

„Der Lauf ist immer erst zwei Meter nach dem Ziel zu Ende“

1960 wechselte Inge Utecht die Seiten. Es war der bekannte Trainer Heinz Birkemeyer gewesen, der sie schließlich für die Trainerarbeit begeistern konnte. Gleichzeitig nahm sie ein Sportstudium an der DHfK in Leipzig auf, welches sie als Diplomsportlehrerin abschloss. Es folgte die Zeit, die sie zu eine der erfolgreichsten Leichtathletik-Trainerinnen werden lassen sollte.

„Aufgrund ihres umfangreichen Wissens auf dem Gebiet des Sports und der Psychologie war es ihr möglich, über viele Jahre Sportlerinnen zu Höchstleistungen bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften, Weltcups, Europameisterschaften, Europacups und anderen sportlichen Höhepunkten zu bringen“, sagt ihre ehemalige Athletin Monika Zehrt-Holtz.

Ihren Schützlingen gab Inge Utecht stets einen eisernen Grundsatz mit auf den Weg. „Es ist egal, ob ihr auf Bahn eins oder Bahn acht startet, es sind immer nur 400 Meter. Und der Lauf ist immer erst zwei Meter nach dem Ziel zu Ende!“ Inge Utecht ist am vergangenen Donnerstag (20. Mai) im Alter von 95 Jahren in Berlin verstorben.

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