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Alina Reh: Mit altem Trainer zu neuen Zielen

Alina Reh hatte bereits im Juni 2019 die Olympianorm für Tokio unterboten. Doch die auf 2021 verschobenen Spiele fanden in Tokio schlussendlich ohne sie statt. Ein Ermüdungsbruch verhinderte den Start. Mittlerweile ist die 24-Jährige wieder gesund. Am Sonntag steht beim „Adizero Road to Records“ in Herzogenaurach ein echter Härtestest gegen internationale Top-Konkurrenz an. Trainiert wird die EM-Dritte mittlerweile wieder von ihrem „neuen, alten Coach“.
Martin Neumann

Am 8. Juni 2019 kannte der Jubel bei Alina Reh (SCC Berlin) keine Grenzen. Mit 31:19,87 Minuten war sie in Essen nicht nur zum DM-Titel über 10.000 Meter gelaufen, sondern hatte gleichzeitig auch die anspruchsvolle Norm für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio unterboten. Als eine der ersten deutschen Leichtathleten überhaupt.

Was die damals gerade 22-Jährige nicht wissen konnte: Ein Start in Tokio sollte ihr verwehrt bleiben. Die aufgrund der Corona-Pandemie auf den Sommer 2021 verschobenen Sommerspiele sollten ohne sie stattfinden. Ein Ermüdungsbruch im linken Wadenbein im Frühjahr 2021 und eine anschließende Verletzung im linken Knie machten schnelle Läufe unmöglich. Die geforderte „Bestätigungsleistung“ für in den Vorjahren erzielte Normen konnte die Laichingerin im Sommer nicht erfüllen. „Da hat mir einfach die Zeit gefehlt“, sagt Alina Reh.

Herxheim statt Tokio

Anstatt im Sommer auf der Bahn schnelle Einheiten zu absolvieren und in Tokio ihre olympische Premiere zu erleben, tastete sich Alina Reh bei der Reha in Herxheim langsam an die volle Belastung im Lauftraining zurück. „Ich habe viel auf Alter-G-Laufbändern trainiert“, so die EM-Dritte über 10.000 Meter. Damit kann im Training das Körpergewicht durch reduzierte Schwerkraft auf bis zu ein Fünftel reduziert werden. Eine enorme Entlastung für den Bewegungsapparat, speziell nach Verletzungen.

Mittlerweile ist Alina Reh wieder voll belastbar und bereitet sich auf den anstehenden Lauf-Herbst mit Straßen- und Cross-Rennen vor. Seit einigen Wochen kümmert sich dabei wieder Jürgen Kerl um die Trainingssteuerung. Dieser hatte aus privaten Gründen zwischenzeitlich die zeitintensive Betreuung aufgeben müssen. In dieser Zeit wurde Alina Reh von Langstrecken-Bundestrainer André Höhne gecoacht.

Zurück in der Heimat

„Ich bin André sehr dankbar, dass er mich in dieser Zeit betreut hat. Ich habe aber festgestellt, dass ich mich einfach in meiner Heimat wohler fühle“, erklärt die 24-Jährige, die in den vergangenen Monaten häufiger über längere Phasen in Berlin oder im Bundesleistungszentrum in Kienbaum trainiert hatte. Nun spult die Sportsoldatin ihre Kilometer wieder verstärkt auf der Schwäbischen Alb oder im nahen Ulm ab.

Wie fit Alina Reh nach der langen Zwangspause schon wieder ist, wird sich am Sonntag zeigen. Dann startet sie beim „Adizero Road to Records“ in Herzogenaurach, einem reinen Eliterennen ihres Ausrüsters Adidas auf dem Gelände der Firmenzentrale mit ca. 70 Top-Läufern. Ab 7:00 Uhr geht’s über 5 Kilometer, 10 Kilometer und im Halbmarathon auf einer 2,5-Kilometer-Runde um schnelle Zeiten. Die Rennen werden am Sonntag im Livestream übertragen.

Top-Läufer in Herzogenaurach

Über 10 Kilometer trifft Alina Reh unter anderem auf Sheila Chepkirui. Die Kenianerin ist mit einer Bestzeit von 29:46 Minuten die zweitschnellste Läuferin aller Zeiten über diese Distanz. Ebenfalls dabei ist Agnes Jebet Tirop (Kenia), die Olympia-Vierte von Tokio über 5.000 Meter.

Auch auf den anderen Strecken starten Weltklasseläufer. Über 5 Kilometer der Männer unter anderem der amtierende 5.000-Meter-Weltmeister Muktar Edris (Äthiopien) und sein Landsmann Yomif Kejelcha, der mit 7:26,25 Minuten die Weltjahresbestenliste über 3.000 Meter anführt. Über 10 Kilometer tritt mit Rhonex Kipruto (Kenia; 26:24 min) der aktuelle Weltrekordler an. Als Gast wird Marathon-Olympiasiegerin Peres Jepchirchir (Kenia) die Rennen in Herzogenaurach verfolgen.

Ziel: Die Cross-EM in Dublin

„Das sind natürlich Weltklasse-Konkurrentinnen“, blickt Alina Reh auf die Felder am Sonntag. Nicht auszuschließen, dass sogar globale Bestmarken wackeln. Für die Laichingerin geht es stattdessen um einen erneuten Härtestet unter Wettkampfbedingungen. Den ersten absolvierte sie vor zwei Wochen im Rahmen des Berliner Halbmarathons. Dort lief sie die ersten zehn Kilometer mit und blieb knapp unter 33 Minuten.

„In Berlin bin ich die ersten fünf Kilometer mit unter 16 Minuten einfach zu schnell angelaufen. Hinten raus wurde es dann hart“, sagt Alina Reh. Für den Herbst sollen weitere Starts folgen. Ihr Ziel für Dezember: die Cross-EM in Dublin (Irland). „Nach der langen Pause habe ich wieder richtig Lust auf schnelle Rennen“, erzählt die Langstrecklerin. Auch wenn es mit Olympia 2021 nicht geklappt hat. Alina Reh will in den kommenden Jahren – mit der Heim-EM 2022 in München als ein erster Höhepunkt – wieder so jubeln wie am 8. Juni 2019 in Essen.

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