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10-Kilometer-DM: Lauf-Spektakel in der Zuckerstadt

Die 10-Kilometer-DM am Sonntag in Uelzen wird zum Kräftemessen zahlreicher deutscher Lauf-Asse. Auf einer schnellen Zwei-Kilometer-Runde sind die Rennen bei Männern wie Frauen völlig offen. Womöglich entscheidet erst der Zielspurt vor den Fachwerkhäusern und dem Alten Rathaus über die Titel.
Martin Neumann

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Fragende Gesichter, gerümpfte Nasen: Gut möglich, dass man den einen oder anderen Starter bei den Deutschen 10-Kilometer-Meisterschaften am Sonntag in Uelzen mit solchen Gesichtsausdrücken antrifft. Denn traditionell wabert im Herbst ein ganz besonderer, leicht karamelliger – und für viele unbekannter – Duft durch die Kreisstadt in Ost-Niedersachsen.

Der Grund: Die Zuckerrüben-Kampagne ist in Uelzen im vollen Gange. In einer der größten und ältesten Zuckerfabriken Europas werden zwischen September und Januar pro Tag ca. 20.000 Tonnen Rüben aus Norddeutschland angeliefert und zu jährlich ca. 300.000 Tonnen Zucker verarbeitet. Stimmt die Windrichtung, werden die DM-Starter auf dem Stadtkurs dem Geruch nicht entgehen.

Schneller Zwei-Kilometer-Rundkurs

Schon 2020 sollten in Uelzen die Deutschen 10-Kilometer-Meister gekürt werden. Doch die Corona-Pandemie machte einen Strich durch die Rechnung. Für die DM 2021 hat der örtliche Ausrichter SV Rosche einen attraktiven und schnellen Zwei-Kilometer-Rundkurs mit minimaler Höhendifferenz geschaffen. Einzig der Wendepunkt auf einer mehrspurigen Straße und eine 90-Grad-Kurve etwa 300 Meter vor dem Ziel könnten das Tempo etwas drosseln. Vorteil für die Zuschauer: Sie können durch die Kursgestaltung die Läufer bis zu zehnmal an sich vorbeifliegen sehen.

Denn für Tempo wird in Uelzen mit Sicherheit gesorgt sein, schließlich sind die Felder hochkarätig besetzt. „Als ich die Meldeliste gesehen habe, war ich total begeistert“, sagte Dietmar Grote vom SV Rosche gegenüber der „Allgemeinen Zeitung Uelzen“. Den Anfang machen am Sonntag die Männer (Klassen U18 bis Senioren M45) um 11:25 Uhr. Gleich fünf Starter mit Saisonbestzeiten von unter 28:40 Minuten gehen ins Rennen.

Mehr als ein halbes Dutzend Titelkandidaten

Angeführt wird die Meldeliste von Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel), der sich im März in Berlin mit deutscher Jahresbestzeit von 28:00 Minuten knapp vor Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg; 28:01 min) behauptete. Dahinter rangieren der Wattenscheider Nils Voigt (28:23 min), der vergangenen Sonntag in Valencia den Halbmarathon nicht beendete, Sebastian Hendel (LG Braunschweig; 28:23 min) und Jonathan Dahlke (TSV Bayer 04 Leverkusen; 28:37 min). Auch das Trio lief seine Top-Zeit in Berlin.

Simon Boch kommt mit den frischen Meriten des Deutschen Halbmarathonmeisters von Hamburg (62:24 min) nach Uelzen. Vor zwei Wochen setzte er sich in einem engen Rennen knapp vor Sebastian Hendel und Samuel Fitwi durch. Trainer Kurt Ring weist jedoch darauf hin, dass eine spezielle Formausprägung aufgrund des Saisonzeitpunkt noch nicht gegeben sei. Ebenfalls zu beachten sind der Düsseldorfer Maximilian Thorwirth und Marathon-Spezialist Hendrik Pfeiffer.

Marathon-Olympia-Starter Richard Ringer und Hendrik Pfeiffer gemeldet

Der Wattenscheider ist allerdings knapp drei Monate nach seinem Start beim Olympia-Marathon in Sapporo noch mitten in der Aufbauphase. Gleiches gilt für Richard Ringer. Der Rehlinger war beim Olympia-Marathon als 26. bester Deutscher und ist ebenfalls für die DM gemeldet. Obwohl die Regensburger den Ausfall von Konstantin Wedel, der sich auf den Valencia-Marathon Anfang Dezember vorbereitet, verkraften müssen, dürfte es beim Rennen um Team-Gold auf ein Duell zwischen den „Blauhemden“ aus Regensburg und Wattenscheid herauslaufen.

Noch stärker besetzt ist das Frauen-Rennen (U18 bis Seniorinnen W45) um 12:20 Uhr. Die Frauen sollten ursprünglich zusammen mit den Männern starten. Doch aufgrund der hohen Teilnehmerzahl und dem Rundkurs ergänzten die Veranstalter einen Lauf, sodass es zu deutlich weniger Überrundungen kommen wird. Im dritten Lauf um 13:25 Uhr sind die Seniorinnen und Senioren ab der Altersklasse 50 an der Reihe.

Machen Miriam Dattke und Alina Reh das Rennen schnell?

Mit Titelverteidigerin Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regenburg), der 10.000-Meter-EM-Dritten Alina Reh (SCC Berlin) und Olympia-Starterin Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) ist ein Trio am Start, das schon unter bzw. ganz dicht an die 32-Minuten-Marke herangelaufen ist. Gleiches gilt für Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel). Bei ihr muss man allerdings abwarten, ob sie nach Abstechern zum Berglauf schon wieder die nötige Grundschnelligkeit auf die Straße bringt.

Um einer Spurtentscheidung gegen die endschnelle Hanna Klein, die sich vor drei Wochen in München auf 32:10 Minuten steigerte, zu entgehen, werden Alina Reh und Miriam Dattke wohl für eine schnelle Pace sorgen. Schon im Vorfeld hatte Alina Reh klargestellt, dass sie nach dem verletzungsbedingten Verpassen der Olympischen Spiele „den 10-Kilometer-Titel in Uelzen gewinnen will“. Ihr Vorteil: Sie könnte ausgeruhter als Miriam Dattke ins Rennen gehen. Denn die „steht mitten in der Vorbereitung auf den Valencia-Marathon“, so Trainer Kurt Ring. Dass die Form trotzdem passt, bewies die 23-Jährige vor zwei Wochen bei ihrem Halbmarathon-DM-Sieg in Hamburg (69:59 min).

Zwei Berliner Vereine mit Chancen auf Team-Gold

Hinter dem favorisierten Trio machen sich drei Berlinerinnen Hoffnungen auf eine Top-Platzierung und schnelle Zeiten. Die „Marathon-Zwillinge“ Deborah und Rabea Schöneborn (beide LG Nord Berlin) und U20-Topfavoritin Blanka Dörfel (SCC Berlin) peilen Zeiten unter 33 Minuten an. Die beiden Hauptstadt-Klubs sind zusammen mit der LG Telis Finanz Regensburg erster Anwärter auf den Team-Titel, wobei bei den Ostbayern Domenika Mayer nach einer Oberschenkelverletzung noch Trainingsrückstand aufweist.

Fest steht: Man darf gespannt sein, bei wem sich am Sonntag in Uelzen der süße Duft der Zuckerstadt mit dem süßen Geschmack des Erfolgs vereint.

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