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Jochen Gippert: „200-Meter-Weltrekord ist absolut verrückt“

In der immer noch jungen Hallensaison hat Jochen Gippert (TV Herkenrath) schon einige Ausrufezeichen gesetzt. Das letzte am Wochenende, als es ihm gelang, den Hallen-Weltrekord über 200 Meter in seinen Besitz zu bringen. Starke 22,46 Sekunden trommelte der 45 Jahre alte Sprinter auf die Dortmunder Bahn. Einige Tage zuvor hatte er bereits die deutsche 60-Meter-Bestleistung von Alexander Kosenkow von 7,00 Sekunden eingestellt. Im Interview gibt Jochen Gippert einen Einblick in sein Training und seine Ziele.
Alfred Hermes

Jochen Gippert, wo leben Sie und was machen Sie beruflich?

Jochen Gippert:

Ich wohne in Bergisch Gladbach, etwas östlich von Köln. Ich arbeite als Manager im Product Support in einer Softwarefirma.

Wie sind Ihre Trainingsmöglichkeiten?

Jochen Gippert:

Im Training kann ich regelmäßig unser städtisches Stadion nutzen, wo wir auch eine Anlage mit sechs Bahnen, eine Mehrzweckhalle und einen eigenen Kraftraum haben. Wir haben die Möglichkeit, die Sprungkraft elektronisch zu vermessen, fliegende Läufe durch Lichtschranken zu messen, auf modernes Gerät wie „HAM‘s HELL“ im Kraftbereich zurückzugreifen und vieles mehr. In normaleren Zeiten besteht auch die Möglichkeit, im Winter eine Leichtathletikhalle zu nutzen. Das alles unter der erfahrenen Anleitung meines Trainers Klaus Höller und als Teil einer tollen Gruppe. Insgesamt sind es hervorragende Trainingsbedingungen.

Werden Sie im Sport gut unterstützt?

Jochen Gippert:

Durch den Verein werde ich – wie die anderen Athleten auch – wirklich gut unterstützt. Medizinisch habe ich das Glück durch einen der – meiner bescheidenen Meinung nach – besten Sportmediziner, Dr. Jürgen Ramacher, betreut zu werden. Als Leichtathlet und aus langer Erfahrung weiß er immer die richtige Maßnahme. Und diesen Winter konnte ich auch regelmäßig auf einen Physiotherapeuten zurückgreifen. Unterstützung durch einen Sponsor habe ich natürlich nicht. Das ist ja der Traum fast jedes Leichtathleten.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Jochen Gippert:

Regelmäßiges Training, vier bis fünfmal in der Woche, mit vielen neuen Ideen aus der Biomechanik haben das etablierte Programm sehr gut ergänzt. Ich bin bislang (toi, toi, toi) verletzungsfrei geblieben und habe kontinuierlich weiterarbeiten können. Die Anstöße von Dr. Tobias Alt waren dabei zugleich inhaltlich äußerst hilfreich wie auch unglaublich motivierend und ein Ansporn alles zu geben.

Ihre Rekorde ernten Bewunderung und Begeisterung. Wie schätzen Sie selbst Ihre Bestmarken ein?

Jochen Gippert:

Nach der 60-Meter-Leistung 2019 von 6,99 Sekunden habe ich mir eine Zeit unter sieben Sekunden für dieses Jahr als Ziel auf die Fahnen geschrieben. Die 100-Meter-Zeit aus dem Sommer lässt das auch im Rahmen des Möglichen erscheinen. Auf die 60 Meter haben mein Trainer und ich uns auch konzentriert, das Training darauf ausgerichtet. Dass es dann ausgerechnet über 200 Meter so gut klappt, über eine Strecke, die nicht gerade zu meinen Lieblingsdistanzen gehört, ist absolut verrückt und für mich selbst die größte Überraschung.

Mit welchen Erwartungen fahren Sie nach Braga zu den Europameisterschaften?

Jochen Gippert:

Die Meldeliste verspricht einen hochklassigen Wettbewerb, sowohl über 60 als auch über 200 Meter. Ich möchte eine Medaille über beide Strecken mit nach Hause nehmen und am liebsten beide Titel aus 2018 verteidigen. Auch wenn ich nun über 200 Meter vermutlich die Favoritenrolle habe, ist da nichts entschieden und ich werde alles geben müssen – wie immer!

Welche sportlichen Ziele haben Sie für die Zukunft?

Jochen Gippert:

Ich arbeite zurzeit an meiner Technik, die möchte ich nochmal neu aufbauen und schauen, was noch möglich für mich ist. In Tampere die Hymne bei der Siegerehrung zu hören – das ist mein Ziel!

Mehr: Jochen Gippert verbessert M45-Weltrekord über 200 Meter

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