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Heide Ecker-Rosendahl wird 75 und wünscht sich Olympische Spiele in Deutschland

Die Olympischen Spiele 1972 in München sind mit Heide Ecker-Rosendahl wie mit keiner anderen Athletin verbunden. Sie gewann drei Medaillen – und die Herzen der Menschen. Die Ex-Leichtathletin feiert nun ihren 75. Geburtstag und wünscht sich mal wieder Spiele in Deutschland.
dpa/pm/nw

Ein großes Fest wird es nicht, sondern eine Party in Etappen: Die Leverkusener Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl wird am Montag 75 Jahre alt – und wegen der Corona-Pandemie sagt sie: „Ich würde mich gar nicht trauen, viele alte Freunde einzuladen.“ Also kommt an den Wochenenden vor und nach ihrem Ehrentag die Familie, die Söhne David und Danny, die vier Enkel, und am Montag sind einige enge Freunde zu Gast.

Olympische Erinnerungen hält das Jahr ihres runden Geburtstages aber reichlich bereit für die ehemalige Leichtathletin: Im Sommer ist es 50 Jahre her, seit Heide Rosendahl bei den Olympischen Spielen 1972 in München zum Star des deutschen Teams wurde. Mit Nickelbrille und rot-weiß-gestreiften Socken holte sie sich den Sieg im Weitsprung und stürmte als Schlussläuferin der 4x100-Meter-Staffel zu Gold und Weltrekord. Außerdem eroberte sie Silber in ihrer eigentlichen Lieblingsdisziplin, dem Fünfkampf.

Olympische Spiele wieder in Deutschland? "Da sollte man sich bewerben"

50 Jahre nach München ist es für Heide Ecker-Rosendahl an der Zeit, das größte Sportereignis der Welt wieder nach Deutschland zu holen. „Die Olympischen Spiele haben einen positiven Impuls. Dann soll man sich bewerben“, sagte die Doppel-Olympiasiegerin. „Eine Olympia-Bewerbung könnte man an der von München aufhängen. Es waren 1972 schöne Spiele, abgesehen vom palästinensischen Terroranschlag." Keine Probleme hätte sie, wenn Deutschland 2036 mit Berlin ins Rennen gehen würde – 100 Jahre nach den Nazi-Spielen. „Um zu zeigen, dass es anders geht. Ich fände es gut, wenn man es probieren würde“, sagte sie.

Skeptisch ist die in Hückeswagen bei Köln geborene Rheinländerin, die seit der Heirat mit dem amerikanischen Ex-Basketballspieler John Ecker einen Doppelnamen trägt, ob Olympische Spiele angesichts der inzwischen gigantischen Größe „noch ein machbares Fest“ sind. „Da ist man in eine Spirale des Geldes geraten. Die Gefahr, sich zu verkaufen, ist groß“, meinte Rosendahl mit Bezug auf die Winterspiele in Peking (China), die ihr nicht besonders gefallen. „Die Fernsehbilder aus Peking, wo man auf einem weißen Streifen Schnee in braun-grauer Landschaft die Wettkämpfe veranstaltet, sind nicht so schön.“ Sie hoffe wieder auf schöne Spiele in Paris (Frankreich) 2024 und Mailand/Cortina d'Ampezzo (Italien) 2026.

„Es war eine glückliche Zeit“

An die eigene sportliche und olympische Karriere denkt sie gern zurück. „Es war eine glückliche Zeit. Ich möchte sie nicht missen“, urteilte die „Sportlerin des Jahres“ von 1970 und 1972. Die München-Spiele waren für sie der Höhepunkt. Bei den Spielen vier Jahre zuvor in Mexiko war Rosendahl im Weitsprung auf Platz acht gekommen und konnte als Weltjahresbeste und Topfavoritin wegen einer Muskelverletzung im Fünfkampf nicht antreten. Im Jahr darauf, 1969, stellte sie mit 5.155 Punkten einen Fünfkampf-Weltrekord auf. 1970 schaffte sie mit 6,84 Metern im Weitsprung einen weiteren Weltrekord – die Weite ist bis heute Vereinsrekord beim TSV Bayer 04 Leverkusen.

Für den Ende 2020 gestorbenen früheren NOK-Präsidenten Walther Tröger, 1972 Bürgermeister des olympischen Dorfes in München, erklärte sich Rosendahls herausragende Rolle bei den Spielen nicht allein durch die drei gewonnenen Medaillen. Mehr noch sei es „ihr beherztes Auftreten“ gewesen, das begeisterte, befand er damals.

Ein Jahr später beendete Ecker-Rosendahl ihre Laufbahn mit 26 Jahren und bereut es nicht, nach der Heirat mit Ecker der Familie den Vorzug gegeben zu haben. Sie sei nach wie vor froh, in dem Alter mit dem Sport abgeschlossen zu haben. „Familie, Kinder, Beruf und Leistungssport hätte ich nicht geschafft“, sagte sie. Ihr Sohn Danny erbte das leichtathletische Talent der Mutter und meisterte als Stabhochspringer die Sechs-Meter-Marke.

Lob für Malaika Mihambo

Dass sie als eine der besten Leichtathletinnen in den 60er und 70er Jahren ihre Erfolge und Popularität wegen des damals rigiden Amateurstatus nicht in Geld ummünzen konnte, findet sie nicht tragisch. „Das war korrekt“, meinte Heide Ecker-Rosendahl, die in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports aufgenommen wurde. „Es gibt heute im Sport wenige Athleten, die Geld weglegen können“, sagte sie. „Mir tun manche leid, weil sie Gewehr bei Fuß sein müssen, wenn Mäzene, Sponsoren oder Vereine rufen.“ Da müsse man schon fragen, ob ihnen das Spaß mache.

Viel Lob hat sie für die Olympiasiegerin von 2021 in Tokio (Japan), Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), die zu den besser Verdienenden in der Sportbranche gehören dürfte. Persönlich ist sie ihr noch nicht begegnet, verfolgt ihre Weitsprung-Nachfolgerin aber aus der Ferne: „Sie kann sich auf das Wesentliche, auf den Punkt konzentrieren.“

Für Heide Ecker-Rosendahl wäre wichtig, dass die Corona-Einschränkungen nicht noch unendlich lange nach ihrem Geburtstag andauern. „Man muss viel zu Hause rumlungern, aber ich fühle mich gesund“, sagte sie – wenn auch mit einer Einschränkung: „Es geht alles nicht mehr so schnell.“

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