| European Championships 2022

DLV-Reaktion auf die Kritik von Olympiapark-Chefin Marion Schöne

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) bezieht am Mittwoch Stellung zur Kritik von Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH, an der Zusammenarbeit mit dem DLV im Vorfeld der European Championships 2022.
DLV / om / sb

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) weist die Kritik der OMG-Geschäftsführerin Marion Schöne, geäußert in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung am Dienstag, klar zurück. Der DLV hat sich nach der Vergabe der European Championships 2022 an München frühzeitig für eine Zusammenarbeit mit der Olympiapark München GmbH eingesetzt und vor dem Hintergrund der Ausrichtung einer äußerst erfolgreichen Heim-Europameisterschaft 2018 und der Heim-WM 2009, beide in Berlin, in umfangreichem Maße seine Expertise angeboten. Erstmals in der Geschichte war der nationale Verband 2022 nicht in die Ausrichtung der EM eingebunden, was aus Sicht des DLV und auch vieler anderer Verbände eine unübliche und suboptimale Lösung darstellt.

Die EM 2018 in Berlin, die durch eine GmbH unter dem Dach des DLV und des europäischen Leichtathletik-Verbands European Athletics (EA) gesteuert wurde, hatte in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe gesetzt. Diese Erfahrungen und dieses Know-how wollte der DLV auch im Sinne der Nachhaltigkeit von Ressourcen und Personal in die European Championships 2022 einbringen. Dazu wurde der OMG ein umfangreiches und partnerschaftliches Angebot in Form eines Gesamtpakets für die Steuerung der EM der Leichtathletik im Rahmen der European Championships gemacht.

Angebot der kompletten Abwicklung der Leichtathletik-Wettbewerbe

Das Angebot des DLV aus dem Jahr 2019 an die OMG umfasste die komplette Abwicklung und Steuerung der Leichtathletik-Wettbewerbe im Stadion und auf der Straße. Es reichte von der Projektleitung, Wettkampf-Organisation und -Technik, dem medizinischen Dienst sowie dem Management von Anti-Doping, Sportstätten, Event Presentation und Volunteering über die umfassende Kommunikation einschließlich Promotion und Community-Aktivierung bis hin zu einer umfangreichen personellen Unterstützung z.B. durch Experten des "Berlin 2018"-Teams und weitere Mitarbeiter. Die Höhe des Angebots umfasste die Kosten, die dem DLV durch die Umsetzung entstanden wären. Dieses komplexe Angebot unterscheidet sich somit deutlich von einer grundlegenden Unterstützung der European Championships der anderen Verbände.

Die Olympiapark München GmbH hat das Angebot jedoch abgelehnt und andere Dienstleister bzw. GmbHs beauftragt und diese entsprechend bezahlt. Sie entschied sich schließlich lediglich im Bereich der Kampfrichter-Ausbildung und -Auswahl sowie der Event-Bewerbung zu einer Zusammenarbeit mit dem DLV und der Deutschen Leichtathletik Marketing GmbH (DLM), die geprägt war von hohen Erwartungen seitens der OMG und wenig Verständnis für sportartspezifische Bedürfnisse. Dennoch ist der Deutsche Leichtathletik-Verband erstaunt über die Form der Kritik von OMG-Geschäftsführerin Marion Schöne an der Zusammenarbeit: Diese entspricht in keinster Weise dem Feedback, das in den vielfältigen persönlichen Gesprächen und Treffen geäußert wurde.

Einsatz zum Wohle aller Athlet:innen und keine Stimmungsmache

Gleichzeitig stellt der DLV fest, dass es unterschiedliche Auffassungen von DLV und OMG gegeben hat, die sich unter anderem in den Diskussionen um Ticket-Preise, die Einbeziehung verdienter deutscher Leichtathletik-Größen, die Terminierung des Zehnkampfs und die Marathon-Startzeiten sowie weitere Details des Zeitplans widerspiegelten. Hierzu stellt der DLV klar, dass seine Unterstützung der Athlet:innen-Petition zur Anpassung der Marathon-Startzeiten ausschließlich zum Wohle aller Läufer:innen erfolgte und keinesfalls mit der Intention, "Stimmung gegen den Olympiapark" zu machen.

Der DLV handelte damit auch in Übereinstimmung mit der Deutschen Leichtathletik-Ordnung (DLO), gemäß derer in den Sommer-Monaten Marathon-Startzeiten vor 9:00 und nach 18:00 Uhr vorzusehen sind, um die Gesundheit der Teilnehmenden nicht zu gefährden, sowie in enger Abstimmung mit dem medizinischen Kompetenzteam des DLV mit ausgewiesenen Hitze-Experten wie Prof. Dr. Dr. Karsten Hollander und Dr. Paul Schmidt-Hellinger sowie dem Leitenden DLV-Verbandsarzt Andrew Lichtenthal. Prof. Dr. Dr. Karsten Hollander referierte zum Beispiel im Rahmen einer Tagung des medizinischen Kompetenzteams während der European Championships über seine umfassenden Studien zum Hitzemanagement im Sport.

European Athletics übermittelte zu dieser Thematik eine Darstellung der Temperaturverläufe im August in München der vergangenen zehn Jahre und stellte in Aussicht, die Startzeiten im Falle großer Hitze kurzfristig neu zu evaluieren. Diese Kommunikation enthielt jedoch keinerlei Verbindlichkeiten in Form von dezidierten Verfahrensrichtlinien im Rahmen eines vielzitierten Hitzeprotokolls, welche die genauen Formalitäten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit etc. und fest definierte Schwellenwerte hätte dokumentieren sollen. Die fortlaufende Kritik, der sich auch internationale Läuferinnen und Läufer anschlossen, unterstreicht die grundsätzliche Besorgnis, Athlet:innen die Vorbereitung auf einen möglichen Hitze-Marathon zuzumuten.

Suche nach dem persönlichen Gespräch

Der DLV äußerte seine anhaltende Irritation im Anschluss an die Unterstützung der Marathon-Petition nicht mehr öffentlich, sondern ausschließlich intern, zum Beispiel in Form von persönlichen Gesprächen mit Vertretern von European Athletics und Frau Schöne sowie eines weiteren Schreibens des medizinischen Kompetenzteams an die örtlichen Ausrichter und an European Athletics. Auch zusätzliche Kritikpunkte gelangten im Sinne einer konstruktiven Zusammenarbeit nicht an die Öffentlichkeit.

Hierzu zählt zum Beispiel die Sorge um überteuerte Ticket-Preise, die Fans in großem Maße an den DLV herantrugen und die im Vorfeld der European Championships dazu beitrugen, dass nur ein Bruchteil der verfügbaren Leichtathletik-Tickets verkauft waren. Vergleichbar wurde seitens des DLV auf das Unverständnis einer nicht erfolgten Einladung zu einer Heim-EM vieler verdienter ehemaliger Spitzenathlet:innen hingewiesen.

Vielfältige Unterstützung der EM-Promotion

Entgegen den Aussagen von Marion Schöne entwickelten der DLV und die DLM kurzfristig eine Kampagne, die die Leichtathletik-Europameisterschaften unter Einbeziehung zahlreicher DLV-Topathlet:innen der DLV-Nationalmannschaft bewarb. Im Rahmen der „Summer of #TrueAthletes"-Kampagne wirkten u.a. Malaika Mihambo, Christina Hering oder Alica Schmidt mit. Auch im Rahmen der DLV-Medientage im Vorbereitungscamp in Erding erfolgte eine umfassende Bewerbung. Noch am Vorabend des ersten Leichtathletik-Tages der EM machte das DLV-Team bei einem Besuch des Fußballspiels des FC Bayern München vor mehr als 70.000 Zuschauern Werbung für einen Besuch im Olympiastadion.

Jürgen Kessing und Idriss Gonschinska wiesen zudem im Rahmen einer Videokonferenz nach der WM-Rückreise aus Eugene auf diese Aktivitäten des DLV-Teams hin und zeigten sich optimistisch hinsichtlich der Wirksamkeit der Maßnahmen sowie der Performance des DLV-Teams in München. Der DLV bot darüber hinaus an, unter Einbindung der Landesverbände die Leichtathletik-Vereine anzuschreiben und zum Beispiel eine 2-für-1-Ticket-Aktion anzubieten. Eine Antwort auf dieses Angebot erfolgte leider nicht.

Abschließend wertet der DLV die Leichtathletik-Europameisterschaft in München mit all ihren emotionalen Höhepunkten als Erfolg. Was in Erinnerung bleibt, ist trotz der unterschiedlichen Auffassungen und intensiven Diskussionen im Vorfeld der European Championships ein emotionales und mitreißendes Sportfest, das Werbung gemacht hat für die Vielfalt des Sports. Dazu haben in erster Linie die Auftritte der Sportlerinnen und Sportler und das euphorische Publikum beigetragen.

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