IOC-Präsident Thomas Bach hat am Dienstag im Anschluss an eine Sitzung der Exekutive Empfehlungen für eine Rückkehr russischer und belarussischer Athlet:innen in den Weltsport präsentiert. Eine Entscheidung über die Teilnahme dieser Sportler:innen an den Olympischen Spielen 2024 und 2026 sei dagegen noch nicht gefallen.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat am Dienstag im Anschluss an eine Sitzung der Exekutive die Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportler als neutrale Athleten zu internationalen Wettbewerben empfohlen. Sportler aus beiden Ländern mit Verbindung zu Militär und Sicherheitsorganen sowie Mannschaften sollen dem Beschluss der IOC-Spitze zufolge aber weiter ausgeschlossen bleiben. Eine Entscheidung über eine Teilnahme-Erlaubnis für Russen und Belarussen für die Olympischen Spiele 2024 in Paris (Frankreich) werde jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt getroffen, betonte IOC-Präsident Thomas Bach.
Nach dem Willen des olympischen Dachverbands dürfen weiterhin keine internationalen Wettbewerbe in Russland und Belarus stattfinden. Regierungsvertreter aus beiden Ländern dürfen nicht zu Wettkämpfen eingeladen werden. Athletinnen und Athleten müssen auf Flagge, Hymne und Symbole ihrer Heimatnationen verzichten und sich an die Anti-Doping-Bestimmungen halten. Sie dürfen nur an Wettbewerben teilnehmen, wenn sie den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine nicht aktiv unterstützen.
"Wir stehen zu unseren olympischen Werten", sagte Thomas Bach am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Lausanne (Schweiz). Die Entscheidung über eine Olympia-Teilnahme von Athletinnen und Athleten mit russischem oder belarussischem Pass werde zu einem angemessen Zeitpunkt getroffen, dazu sollen auch die Entwicklungen im Weltsport im Anschluss an die aktuellen IOC-Empfehlungen verfolgt werden.
Widerstand aus der Ukraine und westlichen Ländern
Widerstand gegen den Kurs des IOC gibt es vor allem aus der Ukraine und einer Reihe von westlichen Ländern. Die Ukraine verweist darauf, dass viele russische Spitzensportler auch Angehörige des russischen Militärs sind. In einer Schalte von IOC-Chef Bach mit Nationalen Olympischen Komitees am Vorabend der IOC-Beratungen erinnerte der ukrainische Sportminister Wadym Gutzajt daran, dass bereits 262 ukrainische Sportler und Trainer im Krieg mit Russland getötet worden seien.
Die Ukraine droht auch mit dem Boykott internationaler Wettbewerbe bis hin zu Olympia, um Aufeinandertreffen mit Athleten aus Russland und Belarus zu vermeiden. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) stellte sich hinter die Forderungen nach einer Fortsetzung des Banns gegen Russland und Belarus. Einen Olympia-Boykott schließe der DOSB aber "aus grundsätzlichen Erwägungen aus", wie Verbandschef Thomas Weikert den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte.
„Auch nach den heutigen Empfehlungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zum Start von russischen und belarussischen Athlet:innen bei internationalen Sportveranstaltungen bleiben wir bei unserer bisherigen Haltung: Zum jetzigen Zeitpunkt können wir uns keinen Start von russischen und belarussischen Athlet:innen in Paris 2024 vorstellen, solange es kriegerische Handlungen von Russland gegen die Ukraine gibt", sagte der DLV-Vorstandsvorsitzende Idriss Gonschinska im Anschluss an die IOC-Pressekonferenz. "Hier stimmen wir sowohl mit der Haltung unseres Dachverbandes DOSB als auch mit der Haltung von World Athletics überein.“
IOC weist Einmischung der Politik zurück
Bereits im Februar hatten die Sportminister aus 35 Ländern in einer gemeinsamen Erklärung den weiteren Ausschluss russischer und belarussischer Sportler gefordert. Neben Deutschland hatten auch andere Top-Sportnationen wie Großbritannien, die USA, Australien, Japan und Frankreich diese Haltung unterstützt.
Das IOC hatte diese Rufe als unzulässige Einmischung der Politik in die Belange des Sports zuletzt immer wieder scharf zurückgewiesen. "Es ist nicht Sache der Regierungen zu entscheiden, welche Athleten an welchen internationalen Wettkämpfen teilnehmen dürfen", hieß es in einem IOC-Statement. "Das wäre das Ende des Weltsports, wie wir ihn heute kennen", betonte der olympische Dachverband.
Aus anderen Teilen der Welt erhält das IOC Rückendeckung für eine Aufhebung des seit Beginn des Krieges geltenden Banns. Vor allem in Afrika, Asien, Südamerika und Ozeanien findet die Rückkehr von Russen und Belarussen viele Befürworter.