| Diamond League Paris

Weltrekorde im Doppelpack – Faith Kipyegon und Lamecha Girma fackeln Lauf-Feuerwerk ab

Läuferin Faith Kipyegon hat am Freitagabend in Paris Geschichte geschrieben: Nur eine Woche nach ihrem 1.500-Meter-Weltrekord gelang ihr auch auf der 5.000-Meter-Strecke eine neue Bestmarke. Wenig später zog der Äthiopier Lamecha Girma mit einem Weltrekord über 3.000 Meter Hindernis nach. Eine Weltbestzeit auf den selten gelaufenen zwei Meilen rannte Jakob Ingebrigtsen. Aus deutscher Sicht überzeugte vor allem Kugelstoßerin Sara Gambetta mit einer neuen Bestleistung.
Svenja Sapper

An Faith Kipyegon führt derzeit auf der Mittel- und Langstrecke kein Weg vorbei. Vergangene Woche hatte die Kenianerin in Florenz (Italien) den 1.500-Meter-Weltrekord auf 3:49,11 Minuten verbessert. Am Freitag machte sie in Paris dort weiter, wo sie aufgehört hatte: In ihrem ersten 5.000-Meter-Rennen seit 2015 stellte sie in 14:05,20 Minuten einen neuen Weltrekord auf und ist somit die erste Frau, die gleichzeitig die Weltrekorde über 1.500 und 5.000 Meter innehat. 

Das Rennen entwickelte sich zu einem spannenden Zweikampf zwischen der bisherigen Weltrekordhalterin Letesenbet Gidey (Äthiopien) und ihrer kenianischen Kontrahentin. Nachdem Edel-Tempomacherin und Hindernis-Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech (Kenia) ausgestiegen war, führte zunächst Gidey das Feld an, Kipyegon stets an ihren Fersen. In der vorletzten Runde setzte dann die 1.500-Meter-Spezialistin eine Attacke, die Gidey nicht mehr zu kontern vermochte.

Auf der Zielgeraden zog Kipyegon schließlich davon und entriss ihrer Verfolgerin den Weltrekord. Gidey wurde mit der drittschnellsten Zeit der Geschichte (14:07,94 min) Zweite vor ihrer Landsfrau Ejgayehu Taye (14:13,31 min). Die deutsche Starterin Hanna Klein war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Rennen, die Athletin der LAV Stadtwerke Tübingen stieg vorzeitig aus.  

Lamecha Girma legt Weltrekord nach

Wenig später folgte die zweite Sternstunde des Diamond-League-Meetings. An der Spitze des 3.000-Meter-Hindernis-Feldes drehte Lamecha Girma (Äthiopien) einsam seine Runden, einzig das Wavelight, das den bis dahin gültigen Weltrekord anzeigte, konnte dem 22-Jährigen folgen. Jedoch nicht bis ins Ziel: In 7:52,11 Minuten schraubte der WM- und Olympia-Zweite die 19 Jahre alte Marke von Saif Saaeed Shaheen (Katar; 7:53,36 min) um mehr als eine Sekunde nach unten.

Damit war er sechseinhalb Sekunden schneller als je zuvor. Seine alte Bestzeit, zugleich äthiopischer Landesrekord, hatte bei 7:58,68 Minuten gelegen. Die ersten fünf Läufer im Ziel erreichten allesamt persönliche Bestleistungen, der zweitplatzierte Ryuji Miura (Japan; 8:09,91 min) feierte ebenso wie der Tunesier Mohamed Amin Jhinaoui (8:12,19 min) als Fünfter einen neuen Landesrekord. 

Jakob Ingebrigtsen hält sein Versprechen

Rekord mit Ansage: Bereits im Vorfeld hatte 1.500-Meter-Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen erklärt, in Paris die Weltbestzeit über zwei Meilen angreifen zu wollen. Und der Norweger hielt Wort – er knackte in beeindruckender Manier die alte Bestmarke von Daniel Komen (Kenia; 7:58,61 min) aus dem Jahr 1997. In 7:54,10 Minuten distanzierte er die Konkurrenz um mehr als 15 Sekunden. Siebter im Rekord-Rennen wurde der Dortmunder Mohamed Abdilaahi (8:27,88 min).

Ein starkes Solo bescherte 800-Meter-Europameisterin Keely Hodgkinson den souveränen Sieg mit neuem britischem Rekord (1:55,77 min). Auch die zweitplatzierte Ajee Wilson (USA; 1:58,16 min) unterbot die bisherige Weltjahresbestleistung der Kenianerin Nelly Chepchirchir, die Natoya Goule (Jamaika; 1:58,23 min) als Dritte auf die Hundertstel genau einstellte. Bei den Männern fiel die Entscheidung im Fotofinish zugunsten von Emmanuel Wanyonyi (Kenia), der in 1:43,27 Minuten die bislang schnellste Zeit des Jahres lief.  

Diskus-Podium wie 2022

Im Diskuswurf wiederholte sich das Ergebnis des Vorjahres: An der Spitze war Olympiasiegerin Valarie Allman (USA) eine Klasse für sich, sie steigerte gar ihren eigenen Meetingrekord auf 69,04 Meter. Zweite wurde Europameisterin Sandra Perkovic (65,18 m). Und wie ein Jahr zuvor schaffte es auch Kristin Pudenz (SC Potsdam) aufs Podium. Der Vize-Europameisterin gelang ihr bester Wurf auf 62,87 Meter im letzten Versuch. Auf Platz sechs gingen für die EM-Dritte Claudine Vita (SC Neubrandenburg) 61,78 Meter in die Ergebnislisten ein. 

Grund zur Freude hatte im Stade Charléty auch Sara Gambetta (SV Halle): Die Kugelstoßerin übertraf zum ersten Mal im Freien die 19-Meter-Barriere und erzielte mit 19,08 Metern eine neue Bestleistung, die ihr Rang fünf einbrachte. Der bislang weiteste Stoß ihrer Karriere war in der Hallensaison 2022 mit 19,05 Metern gemessen worden. Die 30-Jährige, die beim Gewinn der Silbermedaille bei der Hallen-EM in Istanbul (Türkei) bereits die WM-Norm (18,80 m) erbracht hatte, untermauerte ihre Ambitionen auf ein Ticket nach Budapest (Ungarn) nun auch unter freiem Himmel. Tagessiegerin war die Hallen-Weltmeisterin aus Portugal Auriol Dongmo (Portugal; 19,72 m). 

Schritt für Schritt an alte Stärke heran tastet sich die Speerwurf-Europameisterin von 2018 Christin Hussong (LAZ Zweibrücken). Sie beförderte ihr Wurfgerät als Fünfte auf 59,14 Meter, zweieinhalb Meter weiter als zuletzt. Unangefochten war mit 65,09 Metern die Japanerin Haruka Kitaguchi. Der weiteste Hammerwurf des Tages ging mit 77,93 Metern auf das Konto von Ethan Katzberg aus Kanada. 80-Meter-Werfer Rudy Winkler (USA; 77,63 m) musste mit Rang zwei vorliebnehmen. Stärkste Hammerwerferin war Brooke Andersen (USA; 77,13 m), die dieses Jahr bereits mit einem Wurf über die 80-Meter-Marke geglänzt hatte.

Grant Holloway unter 13 Sekunden

Über 110 Meter Hürden glückte Weltmeister Grant Holloway (USA) in 12,98 Sekunden die erste Sub-13-Sekunden-Zeit des Jahres. Die französischen Gastgeber durften sich über den zweiten Platz von Just Kwaou-Mathey freuen. Der EM-Dritte rannte in 13,09 Sekunden eine neue Bestzeit. Auf der Stadionrunde mit Hürden blieb der US-Amerikaner CJ Allen in 47,92 Sekunden als Einziger unter 48 Sekunden, die Plätze zwei und drei machten Frankreichs Wilfried Happio (48,26 sec) und Trevor Bassitt (USA; 48,28 sec) unter sich aus.  

Unterdessen bewies 200-Meter-Weltmeister Noah Lyles (USA), dass er auch über die halbe Distanz ein ernstzunehmender Gegner ist: Er triumphierte bei Gegenwind (-0,9 m/sec) in 9,97 Sekunden mit einer Hundertstel Vorsprung auf Ferdinand Omanyala (Kenia). Olympiasieger Lamont Marcell Jacobs (Italien) spielte als Siebter (10,21 sec) bei seinem Saisoneinstieg keine Rolle. Den Sieg über 200 Meter sicherte sich mit einem starken Finish die US-Amerikanerin Gabrielle Thomas (22,05 sec).

Marileidy Paulino schneller als Sydney McLaughlin-Levrone

Pfeilschnell war das Angangstempo von 400-Meter-Hürden-Weltrekordlerin Sydney McLaughlin-Levrone (USA), die sich in diesem Jahr auf die flache Stadionrunde konzentriert. Doch auf der Zielgeraden konnte sie ihren flotten Schritt nicht mehr ganz durchziehen – so zog die Weltjahresbeste Marileidy Paulino (Dominikanische Republik) noch vorbei und entschied das Rennen in 49,12 Sekunden für sich. Meetingrekord für Paulino und persönliche Bestzeit (49,71 sec) für McLauglin-Levrone. Dritte wurde die Weltmeisterin von 2019 Salwa Eid Naser (Bahrain; 49,95 sec). 

Die Entscheidung im Hochsprung fiel bei zwei Metern. Als einzige Springerin überwand die Olympia-Zweite Nicola Olyslagers (Australien) diese Höhe und verwies damit Vashti Cunningham (USA) und Angelina Topic (Serbien), die beide 1,97 Meter meisterten, auf die Ränge zwei und drei. Für U20-Athletin Topic, die vergangenes Jahr mit 1,96 Metern die U18-Weltbestleistung eingestellt hatte, wurde ein neuer serbischer Rekord notiert.

Im Stabhochsprung ging der Sieg ebenfalls nach Australien, einzig Nina Kennedy konnte 4,77 Meter überspringen. Anschließend versuchte sie sich vergeblich an 4,83 Metern. Drei Athleten landeten in der Weitsprunggrube jenseits von acht Metern, der weiteste Satz ging auf das Konto von Olympiasieger Mitiadis Tentoglou (8,13 m).

Joshua Hartmann überzeugt im Vorprogramm

Bis auf drei Hundertstel heran an seine 100-Meter-Bestzeit sprintete Joshua Hartmann. Der Kölner, der im Vorprogramm an den Start ging, gewann seinen Lauf in 10,14 Sekunden. Schneller war im zweiten Rennen der Europarekordler aus Frankreich Jimmy Vicaut (10,06 sec). Für den zweiten deutschen Sprinter Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg) stoppte die Uhr nach 10,37 Sekunden.  

Wenig später stand Joshua Hartmann bereits wieder auf der Bahn: Im Quartett mit dem Deutschen Hallenmeister über 200 Meter Robin Ganter (MTG Mannheim), dem EM-Halbfinalisten Julian Wagner (LC Top Team Thüringen) und Schlussläufer Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) belegte er Rang drei über 4x100 Meter (39,00 sec). Stark präsentierten sich mit 38,22 Sekunden die französischen Gastgeber, die Jimmy Vicaut ins Ziel brachte.

Im Dreikampf der Allrounder setzte sich der favorisierte Zehnkampf-Weltrekordler Kevin Mayer durch. Die meisten Punkte sammelte er über 110 Meter Hürden. In einer seiner Paradedisziplinen zauberte der Franzose 13,70 Sekunden auf die Bahn. Hinzu kamen 15,31 Meter im Kugelstoßen und 7,26 Meter im Weitsprung, was eine Gesamt-Punktzahl von 2.699 Zählern ergab. Mit 2.620 Punkten hinterließ auch sein Landsmann Makenson Gletty einen guten Eindruck.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024