| Ein Jahr ohne Leistungssport

Christina Obergföll, Linda Stahl und Betty Heidler ohne Wehmut

Im Olympia-Jahr 2016 haben außergewöhnlich viele DLV-Athleten ihre Karriere beendet. 2017 war für sie das erste Jahr ohne Leistungssport. Wir haben nachgefragt, wie es ihnen geht. Heute geht es um drei Athletinnen, die zusammen zwei WM-Titel, zwei EM-Titel, einen Weltrekord, zwei Europarekorde und 18 internationale Medaillen zusammengetragen haben.
Christina Obergföll / Linda Stahl / Betty Heidler
Christina Obergföll

Frühere Disziplin: Speerwurf
Bestleistung: 70,20 m (2007)
Größter Erfolg: Weltmeisterin 2013

Mit einem Sieg beim ISTAF hat Christina Obergföll 2016 den perfekten Schlusspunkt ihrer langen, erfolgreichen Karriere gesetzt. Sie schreibt an leichtathletik.de zu ihrem ersten Jahr ohne Leistungssport:

Das Jahr 2017 hat sich ein wenig angefühlt wie 2014, als ich durch die erste Schwangerschaft mit Marlon ebenfalls eine Auszeit aus dem Sport hatte. Ebenso wie 2014 habe ich es sehr genossen, die Wettkämpfe zu verfolgen. Da ich ja auch durch meinen Mann Boris noch sehr nah dran bin, war es auch ein sehr emotionales Jahr mit dem WM-Titel von Johannes und kurz darauf der Geburt unseres zweiten Sohnes Noah.

Im Grunde vermisse ich nichts. Ich trainiere, soweit es die Zeit noch zulässt, ein wenig für mich, um fit zu bleiben. Das Wettkampfgeschehen fehlt mir bisher aber überhaupt nicht. Ein Comeback ist also nicht geplant.

Linda Stahl

Frühere Disziplin: Speerwurf
Bestleistung: 67,32 m (2014)
Größter Erfolg: Europameisterin 2010

Ärztin und Weltklasse-Speerwerferin. Linda Stahl lebte die duale Karriere wie kaum eine andere. EM-Silber 2016 war der Höhepunkt ihres Abschluss-Jahres. Linda Stahl schreibt an leichtathletik.de zu ihrem ersten Jahr ohne Leistungssport:

Das Jahr ging auf jeden Fall schnell rum! Was im Moment im Mittelpunkt meines Lebens steht? Tatsächlich meine Arbeit in der Klinik, dort bin ich zwischen 45 und 65 Stunden in der Woche. In meiner Freizeit unternehme ich sehr viel mit Freunden, die ich nunmal lange Zeit vernachlässigt habe.

Mir fehlt das ständige auf-Achse-sein, deswegen mache ich einige Städte-Trips an freien Wochenenden. Vor allem zum Shoppen. Dadurch, dass ich circa zehn Kilo an Gewicht verloren habe und meine Arme nur noch halb so dick sind, konnte ich meinen Kleiderschrank einmal neu füllen.

Sport spielt schon noch eine große Rolle in meinem Alltag. Ich gehe zwei, drei Mal die Woche zum Training, je nachdem, wie es mit der Arbeit passt. Schön ist es, dass man einfach aufhören kann, wenn man keine Lust mehr hat. Zum Beispiel war ich im Sommer bei über 30 Grad beim Training, kam ins Stadion und bin wieder nach Hause gegangen. Es war mir einfach zu warm. Die Umstellung ist mir ehrlich gesagt nicht so schwer gefallen, weil sich mein Kopf schon lange vorher auf den Abschied vorbereitet hat. Andererseits: Urlaub für August 2018 ist eingereicht und das Hotel in Berlin gebucht!

Betty Heidler

Frühere Disziplin: Hammerwurf
Bestleistung: 79,42 m (2011)
Größter Erfolg: Weltmeisterin 2007, Europameisterin 2010

Die Disziplin Hammerwurf ist in Deutschland untrennbar mit dem Namen Betty Heidler verbunden. Ihr Karriereende 2016 war langfristig geplant. Sie schreibt an leichtathletik.de zu ihrem ersten Jahr ohne Leistungssport:

Das erste Jahr ohne den Leistungssport war ziemlich entspannt. Das Abtraining hält mich auf Trab, aber am meisten der Wechsel von körperlicher zu geistiger Arbeit, um mit dem Jurastudium meinen Weg bei der Bundespolizei voran zu treiben.

Mehr sitzen und lernen als sich bewegen und unterwegs sein, das war eine Umstellung. Auch das Planen des eigenen Alltags ist schwierig, wenn das jahrelang durch die Termine im Sport vorgegeben war. Aber ich genieße diesen Wandel und, dass ich mehr Zeit für andere Dinge im Leben habe, die eben auch wichtig sind, vor allem mehr Zeit für die Familie und Freunde.

Durch die Schirmherrschaft im Deutschen Hammerwurf Junioren Cup und dem allgemeinen Interesse an der Leichtathletik und vielen befreundeten Sportlern, bin ich natürlich nach wie vor im Internet, Fernsehen oder im Stadion bei den Wettkämpfen dabei und fiebere mit. Aber tauschen möchte ich nicht mehr!

 

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