| Interview

Christina Schwanitz: "Wenn alles klappt, steige ich in Halle ein"

Die Weltmeisterin im Kugelstoßen von 2015 ist zurück auf dem Weg in den Ring. Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) schafft es, den Leistungssport und das Privatleben mit ihren Zwillingen zu vereinbaren. Warum die Babyause sehr gut getan hat, was ihr großes Ziel im EM-Sommer ist und wann genau das Comeback geplant ist, darüber sprach die 32-Jährige im Interview.
Peter Schmitt

Christina Schwanitz, ohne Ziele geht man keinen Weg, haben Sie einmal gesagt. Wie sieht Ihr sportliches Ziel im Comeback-Jahr 2018 aus?

Christina Schwanitz:

Mein großes Ziel ist es, bei den Europameisterschaften in Berlin auf dem Treppchen zu stehen. Am besten ganz oben. Dann könnte ich bei der EM das Triple perfekt machen.

Wie sieht derzeit Ihr Training aus, nachdem Sie seit der Hallen-DM in Leipzig keinen Wettkampf mehr bestritten haben?

Christina Schwanitz:

Bis vor vier Wochen hatte ich zusammen mit unserem Athletik-Trainer zwei- bis dreimal pro Woche Stabilisationsübungen gemacht. Jetzt ist Kraft und Ausdauer hinzugekommen. Ich habe auch schon wieder die Kugel in der Hand gehabt. Ein bisschen habe ich das Gefühl, als hätte ich Winterpause gemacht. Mein erstes Ziel ist es jetzt, wieder das Gefühl für die Kugel zu bekommen. Dabei ist es wichtig, Geduld zu haben, was nicht unbedingt meine Stärke ist. Ich habe den Vorteil, dass mir Leistungssport Spaß macht und ich nicht mehr so viel Druck mehr habe. Der Körper hat die Pause gut angenommen, dem Geist hat es gut getan, denn seit 1999 stehe ich fast ohne Unterbrechung im Ring.

Wie sieht Ihr Plan auf dem Weg zur EM nach Berlin aus?

Christina Schwanitz:

Wichtig ist mir, dass ich Familie und Leistungssport harmonierend zusammenbringe. Ich war jetzt erstmals seit meine Kinder auf der Welt sind eine Woche weg von zuhause und habe in Kienbaum trainiert. Ich trenne Beruf und privat, wenn ich die Halle betrete, bin ich durch und durch Sportler, aber wenn mir mein Mann dann Videos von den Kindern sendet, dann kommt schon Heimweh auf. Auf dem Weg nach Berlin werde ich Ende März zwei Wochen bei einen Trainingslager auf Zypern sein und im April nach Latsch in Südtirol fahren. Wenn alles klappt, steige ich bei den Halleschen Werfertagen in die Saison ein.

Im Juli 2017 haben Sie Zwillinge auf die Welt gebracht. Das Leben hat sich seitdem bestimmt gewaltig verändert...

Christina Schwanitz:

Früher war ich der Meinung, der Tag ist ganz schön gefüllt, aber es ist erstaunlich, was man mit zwei kleinen Kindern leisten kann. Wenn ich dann einen Tag alleine bin, da mein Mann beruflich ab und an unterwegs ist, dann bin ich abends ziemlich fertig. Dabei haben wir das Glück, dass unsere Kleinen seit der 13. Woche durchschlafen. Ab und zu könnte ich auch noch einen dritten Arm gut gebrauchen.

Wie haben Sie die Zeit während der Pause vom Leistungssport empfunden?

Christina Schwanitz:

Es war toll, sich nicht mehr bei de NADA oder beim Trainer abmelden zu müssen. In den Urlaub fahren zu können, wann man wollte. Ich habe drei Wochen vor der Entbindung mein Fachabitur gemacht. Und was meine Wehwehchen wie Schulterprobleme und Knieprobleme betrifft, bin ich schmerzfrei. Insgesamt hat mir die Pause gut getan und ich habe Abstand gewonnen und gleichzeitig ist mir wieder bewusst geworden, welche tolle Ausgangsposition ich habe, durch die Bundeswehr,  mich rein auf den Sport konzentrieren zu können! Und nicht wie andere, die noch „nebenbei“ arbeiten gehen müssen um sich den Sport leisten zu können.

Was ist der besondere Reiz einer Europameisterschaft im eigenen Land, die Sie bei Ihrem Comeback ganz besonders beflügeln soll?

Christina Schwanitz:

Ich war 2009 bei der WM im Berliner Olympiastadion dabei. Diese Stimmung, das Flair, die Fans – es ist einfach etwas ganz Besonderes. Und auch die EM in diesem Jahr in Berlin wird megageil. Es ist einfach toll zu sehen, wie Fans völlig unparteiisch die Athleten anfeuern. Man hat kurze Wege. Ich kenne die Kugelstoß-Anlage. Meine Familie wird da sein und mich anfeuern. Beim Gedanken daran, bekomme ich jetzt schon Gänsehaut.

Bei der Hallen-DM in Dortmund werden Sie mit Blick auf einen sinnvollen Aufbau im EM-Jahr am Wochenende noch nicht dabei sein. Wer wird in Dortmund Ihre Nachfolgerin?

Christina Schwanitz:

Ich denke, Alina Kenzel wird es rocken. An Dortmund habe ich sehr gute Erinnerungen, denn da habe ich erstmals mit 19,70 Meter über 19 Meter in der Halle gestoßen. Die Zuschauer sind ganz nah dran und die Stimmung ist einmalig. Alle Leichtathletik-Fans können sich darauf freuen.

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