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Coe prangert Reform-Stau in Russland an: WM-Aus kaum abzuwenden

Der Reformprozess im Anti-Doping-Kampf in Russland macht kaum Fortschritte. Das stellte der Weltverband IAAF mit Enttäuschung fest. Eine WM-Teilnahme in London scheint für die russischen Leichtathleten daher kaum mehr möglich. Grund zur Freude gab es dagegen im Lager der Geher.
SID/sb

IAAF-Präsident Sebastian Coe ist vom schleppenden Reformprozess im russischen Anti-Doping-Kampf enttäuscht, das Aus Russlands für die Leichtathletik-WM im August in London (Großbritannien) ist kaum noch abzuwenden. "Ich muss es klar und deutlich sagen. Es gibt keinen Grund, warum nicht mehr Fortschritte erzielt worden sind", monierte der zweimalige Olympiasieger nach einer Council-Sitzung des Weltverbandes in London.

Lord Coe hatte sich vom jüngsten Bericht einer Task Force deutlich mehr Zeichen für Reformwillen in Russland erhofft. Nach den Enthüllungen über systematisches Doping war der russische Leichtathletik-Verband RusAF im November 2015 gesperrt worden. Das WM-Aus galt schon nach der Council-Sitzung im Februar ohnehin als kaum noch zu vermeiden.

Seitdem sei kaum nennenswerter Fortschritt in den wichtigsten Bereichen zu beobachten, sagte Coe nach der Sitzung in London: "Wir bleiben hart, die Kriterien müssen erfüllt werden." Sollte sich auch bis zum nächsten Task-Force-Bericht im Juli nichts wesentlich ändern, werde die IAAF über andere Maßnahmen nachdenken, sagte Coe der Nachrichtenagentur AFP: "Das ist nicht verhandelbar. Da sollte sich der russische Verband keine Illusionen machen."

Nicht genügend Tests, große Lücken

Coe prangerte an, dass trotz der Auflagen "nicht genügend Tests durchgeführt wurden". Konkret sagte der IAAF-Chef: "Es gibt noch Athleten in Städten, auf die wir nach wie vor keinen Zugriff haben." Zudem benötige man auch weiterhin biologische Pässe von Athleten, "wie wir sie von Athleten rund um den Globus besitzen. Das sind die großen Lücken, die es zu schließen gilt", sagte Coe.

Das Council hatte zuletzt einen Fahrplan entworfen, nach dem Russland wieder in die IAAF aufgenommen werden könnte. Dazu müssen allerdings verschiedene "Meilensteine" erreicht werden. Dies betrifft unter anderem die nationalen Dopingtests und das Eingeständnis aus dem Sportministerium, dass Russland ein Dopingproblem hat.

50 Kilometer Gehen bleibt im Olympia-Programm 2020

Einige russische Athleten dürfen in London allerdings unter neutraler Flagge starten. Erst am Dienstag hatte die IAAF sieben weiteren Sportlern um die Weltmeister Sergey Shubenkov (Hürdensprint) und Mariya Kuchina (Hochsprung) diese Freigabe erteilt (<link news:55850>wir berichteten). Insgesamt zwölf Russen sind damit nun startberechtigt. "Es war immer unsere Absicht, die sauberen Athleten vom verdorbenen System zu trennen", sagte Coe hierzu: "Wir werden das fortsetzen. Aber in keinster Weise ist das eine Abkürzung hin zur Aufhebung der Sperre."

Zudem verkündete die IAAF am Donnerstag, dass der 50-Kilometer-Wettbewerb der Geher vorerst nicht aus dem olympischen Programm entfernt werde. Zuletzt hatte es unter anderem aufgrund des geringen Zuschauerinteresses und der großen Doping-Problematik entsprechende Überlegungen gegeben. Da die betroffenen Sportler ihr Training mit Blick auf Olympia 2020 in Tokio (Japan) längst aufgenommen haben, wurde der Plan aber verworfen.

Die inoffizielle Information, dass über diesen Punkt auf der Council-Sitzung abgestimmt werden würde, war schon zuvor an die Öffentlichkeit gelangt und hatte im Geher-Lager für Aufruhr gesorgt. Eine <link https: www.change.org p ioc-iaaf-keep-the-50km-race-walk-in-the-olympics _blank link zur>Online-Petition des Australiers Chris Erickson, die 50 Kilometer Gehen im Olympia-Programm zu bewahren, hatte innerhalb von einer Woche rund 10.000 Unterstützer gefunden. Auch die deutschen Geher um die Olympia-Teilnehmer Christopher Linke und Hagen Pohle (SC Potsdam) hatten sich für diese Initiative engagiert.

Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)

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