| EM 2016

Anouk Vetter siegt mit Landesrekord – Anna Maiwald Zehnte

21 Siebenkämpferinnen streiten sich bei den Europameisterschaften von Amsterdam (Niederlande; 6. bis 10. Juli) um die kontinentale Krone. Wir berichten Ihnen am Freitag und Samstag von Disziplin zu Disziplin, wie sich in diesem Feld die einzige DLV-Teilnehmerin Anna Maiwald präsentiert und wer im Kampf um die Medaillen die besten Leistungen auf die Bahn bringt.
Silke Morrissey

<link btn>EM 2016 kompakt 

SAMSTAG

Weitsprung

Anouk Vetter nervenstark, Anna Maiwald zufrieden

Der Start in den zweiten Tag von Anna Maiwald (TSV Bayer 04 Leverkusen) konnte sich sehen lassen! Bereits der erste Versuch auf 5,81 Meter war ordentlich, im dritten konnte sie sich dann sogar noch auf 5,93 Meter steigern, nur acht Zentimeter unter Bestleistung. Im ARD-Interview mit dem Olympia-Zweiten von 1996 im Zehnkampf Frank Busemann gab sie sich selbst für diesen Auftritt die Note 2, auch ihr Trainer Karl-Heinz Düe war „mehr als zufrieden“. In der Gesamtwertung rutschte sie dennoch um zwei Plätze nach hinten und belegt mit 4.423 Punkten Rang zehn.

Nervenstärke bewies die Führende des ersten Tages Anouk Vetter (Niederlande). Für sie magere 6,02 Meter hatte sie auf der Habenseite, als sie das dritte Mal Anlauf nahm. Der Versuch saß: 6,38 Meter (+2,9 m/sec). Hinter ihrer Landsfrau Nadine Broersen (6,40 m), die sich trotz Magenbeschwerden ins Stadion gequält hatte, war dies die zweitbeste Weite aller Siebenkämpferinnen – und womöglich Gold wert.

120 Punkte Vorsprung hat Anouk Vetter mittlerweile auf die zweitplatzierte Antoinette Nana Djimou (Frankreich; 6,31 m; 4.732 Pkt). Diese ist zwar eine herausragende Speerwerferin und bessere 800-Meter-Läuferin. Doch auch Anouk Vetter kann den Speer über 50 Meter feuern. Einen starken Siebenkampf macht hinter dem Führungsduo die Österreicherin Ivona Dadic, die mit 6,32 Metern ihre Medaillenchancen wahrte – und auf dem besten Wege zum Olympia-Ticket ist. Zur Norm von 6.200 Punkten fehlten ihr bisher winzige vier.

Speerwurf

Anouk Vetter pfeffert den Goldwurf raus

Wenn Antoinette Nana Djimou sich nach dem Weitsprung zumindest noch kleine Chancen auf die Titelverteidigung ausrechnen konnte, so waren diese nach dem Speerwurf vollends begraben: Anouk Vetter packte im dritten Versuch den bisher besten Wurf ihrer Karriere aus, und der landete erst bei starken 55,76 Metern. Weiter kam nur die in der Gesamtwertung aussichtslose Griechin Sofia Antidou mit neuem Meisterschaftsrekord von 56,36 Metern.

Vetter hat damit in sechs Disziplinen 5.823 Punkte gesammelt und kann mit einem guten 800-Meter-Lauf nun sogar die 6.600-Punkte-Marke angreifen. Sicher auf dem Silberrang liegt nach 51,72 Metern Nana Djimou (5.625 Pkt). Dahinter wird es im Kampf um Bronze äußerst spannend: Die Österreicherin Ivona Dadic (47,92 m; 5.484 Pkt) macht bisher den Wettkampf ihres Lebens, der mit einer Medaille belohnt werden könnte, doch Nadine Broersen (52,31 m) folgt nur 15 Punkte dahinter und darf sich über die abschließenden 800 Meter der Unterstützung ihrer Landsleute sicher sein.

Für Anna Maiwald wird es auf den letzten zwei Runden darum gehen, ihren Platz in den Top Ten zu verteidigen. Dafür hätte sie sich sicher ein etwas größeres Polster gewünscht, als ihr ein Speerwurf auf 41,87 Meter einbrachte - bis zu fünf Meter kann sie eigentlich weiter werfen. Als Zehnte (5.126 Pkt) hat sie derzeit nur drei Punkte Vorsprung auf die Schweizerin Michelle Zeltner.

800 Meter

Anouk Vetter krönt Gold mit 6.628 Punkten

Die 800 Meter wurden zum Schaulaufen der designierten Europameisterin Anouk Vetter. Und auch bei der Vergabe der weiteren Medaillen war die Spannung raus, nachdem der bis dahin viertplatzierten Nadine Broersen, mit Magenproblemen angetreten, von Ärzten der Verzicht empfohlen wurde. Nur eine Frage war so noch zu klären: Wie viele Punkte würden für die Top Drei in die Geschichtsbücher eingehen?

Anouk  Vetter, kein Fan der letzten Disziplin, sortierte sich am Ende des Feldes ein, dennoch ein Ziel fest im Blick: den niederländischen Rekord von Dafne Schippers. Und für den reichte ihre Zeit von 2:21,50 Minuten. Mit glänzenden 6.626 Punkten trat die 23-Jährige endgültig aus dem Schatten ihrer prominenten Landsfrauen.

Für Titelverteidigerin Antoinette Nana Djimou (Frankreich) gab es nach zwei Titeln in Folge diesmal mit 6.458 Punkten Silber. Dahinter schaffte die Österreicherin Ivona Dadic nach Erfolgen in der Jugendklasse nun auch den Schritt in die Weltklasse der Aktiven: Mit 6.408 Punkten stellte auch sie einen neuen Landesrekord auf und wurde Dritte.

Anna Maiwald zeigte im Rennen der schwächeren Siebenkämpferinnen einen beherzten Auftritt, der mit einer neuen Bestleistung von 2:14,92 Minuten belohnt wurde, mit einem Resultat jenseits der 6.000 Punkte (6.020 Pkt) und einem Platz in den Top Ten. Als Zehnte fehlten ihr allerdings nur fünf Zähler auf Rang acht.

STIMME ZUM WETTKAMPF (Tag 2)

Anna Maiwald (TSV Bayer 04 Leverkusen):

Es war ein sehr schöner Wettkampf, der viel Spaß gemacht hat. Es war das erste Mal mit dem DLV auf internationaler Bühne. Über 6.000 Punkte sind schön. Im Vorhinein hatte ich mir etwas mehr erwartet. Die Hürden waren ein guter Einsteig. Hoch, Kugel und 200 waren im Rahmen. Mit dem Weitsprung hat es heute auch wieder gut angefangen. Im Speerwurf habe ich dann leider viele Punkte liegen gelassen. Die 800 waren Bestleistung. Ich wollte gucken, was geht. Erst einmal gibt es jetzt ein bisschen Ruhe und ich erhole mich. Dann schaue ich, ob ich die Deutschen Meisterschaften noch mache.

FREITAG

100 Meter Hürden

Anna Maiwald & Co. hellwach zum Siebenkampf-Auftakt

„Auf geht’s, Anna!“ hallte es bei der Vorstellung der Athletinnen durch das Olympiastadion. Anna Maiwald (TSV Bayer 04 Leverkusen) stand in den Startblöcken für ihre ersten großen internationalen Meisterschaften. Und die Universiade-Siegerin erwischte einen guten Auftakt in den EM-Siebenkampf. In 13,54 Sekunden blieb sie nur eine Hundertstel über ihrer Bestleistung, aufgestellt im Mai in Götzis (Österreich). Es war die fünftbeste Zeit aller Teilnehmerinnen.

Auch die weiteren Zeiten machen Hoffnung, dass anders als im Zehnkampf zwei Tage folgen werden, in denen die Athletinnen ihre Bestmarken angreifen können. Schnellste Hürdensprinterin war die zweimalige Europameisterin Ida-Antoinette Nana-Djimou (13,26 sec), die wieder einmal pünktlich zur EM in Form zu kommen scheint. Mit Bestleistung positionierte sich dahinter Lokalmatadorin Anouk Vetter (13,29 sec), die ebenso wie Nadine Broersen (13,70 sec) zu den Medaillenhoffnungen der Gastgeber zählt. Keine Chance mehr auf vordere Plätze hat die Polin Karolina Tyminska, die nach einem Sturz nicht ins Ziel kam.

Hochsprung

Anna Maiwald auf Götzis-Kurs

Anna Maiwald bietet in den ersten zwei Disziplinen fast ein Spiegelbild ihres Siebenkampfes von Götzis. Eine Hundertstel war sie dort über die Hürden schneller – im Hochsprung ging dasselbe Resultat in die Ergebnislisten ein. Die Leverkusenerin überquerte im dritten Versuch 1,68 Meter. Auch bei 1,71 Meter war sie im dritten Anlauf nicht chancenlos, doch die Latte wackelte und fiel. Vier Zentimeter fehlten damit am Freitag zum Hausrekord, im Gesamtklassement liegt Anna Maiwald auf Kurs in Richtung 6.000 Punkte und mehr.

Am höchsten hinaus kam wieder einmal die U20-Weltmeisterin Morgan Lake (Großbritannien), die sich in dieser Disziplin sogar schon einen britischen Olympia-Startplatz geschnappt hat. Sie meisterte 1,89 Meter, neun Zentimeter und mehr als der Rest der Konkurrenz, was sie vor brachte bis auf Rang drei.

Die Niederländerin Anouk Vetter konnte mit einem Satz über 1,74 Meter ihre Führung aus dem Hürdensprint verteidigen. Für Hannah Kasyanova (Ukraine), Ehefrau des Viertplatzierten im Zehnkampf Oleksiy Kasyanov und besser bekannt als Hannah Melnychenko, gingen 1,77 Meter und vorläufig Rang zwei im Gesamtklassement in die Ergebnislisten ein.

Kugelstoßen

Antoinette Nana Djimou schlägt Weg zur Titelverteidigung ein

Mit einem Jubelschrei und geballter Faust quittierte die Titelverteidigerin Antoinette Nana Djimou die Weitenverkündung nach ihrem dritten Versuch: Mit 16,17 Metern überbot sie das erste Mal in ihrer Karriere die 16-Meter-Marke und blieb mehr als einen halben Meter über ihrem Hausrekord. Damit war sie zweitbeste Stoßerin im Feld und schob sich an die Spitze des Feldes (2.892 Pkt).

Doch auch die Kugeln der weiteren Favoritinnen flogen gut. Anouk Vetter musste zwar um ein Pünktchen ihre Führung abgeben, hielt aber mit einer Bestleistung von 15,69 Metern Tuchfühlung zur Französin und die wie so oft beste Kugelstoßerin Austra Skujyte (Litauen; 16,31 m; 2.870 Pkt) in der Gesamtwertung in Schach.

Deutlich kleinere Brötchen musste erwartungsgemäß Anna Maiwald backen. Ihr Gerät schlug bei 13,73 Metern ein, wieder eine ähnliche Leistung wie in Götzis, aber 40 Zentimeter unter der Weite ihres besten Siebenkampfs, der sie im Vorjahr in Ulm auf 6.111 Punkte gebracht hatte. Sie bleibt nach drei Disziplinen Zwölfte.

200 Meter

Anna Maiwald kämpft sich in die Top Ten

Die 200 Meter zählen zu den Stärken von Anna Maiwald. Das war auch im windigen Amsterdamer Olympiastadion nicht anders. Die Leverkusenerin kämpfte sich 100 Meter durch die Böen und konnte auch auf der Zielgeraden das Tempo halten: 24,38 Sekunden, die viertschnellste Zeit aller Athletinnen. Damit schob sie sich wieder in die Top Ten, genauer gesagt auf Rang acht, und kann am zweiten Tag die 6.000-Punkte-Marke angreifen.

Umjubelt von ihren Landsleuten stürmte im selben Lauf Anouk Vetter vorneweg. Mit 23,89 Sekunden eroberte sie den Platz an der Spitze des Feldes von Titelverteidigerin Antoinette Nana Djimou zurück, die für die halbe Stadionrunde gut eine Sekunde länger benötigte. Mit fast 100 Punkten Vorsprung geht Vetter in den zweiten Tag, wo sich ein spannender Kampf um Gold anbahnt: In Topform ist die Französin in allen drei verbliebenen Disziplinen etwas höher einzuschätzen – besonders auf den abschließenden 800 Metern. Die Niederländerin hat dafür das Heimpublikum im Rücken.

24,11 Sekunden über 200 Meter bescherten der Österreicherin Ivona Dadic nach vier Disziplinen einen zwischenzeitlichen Rang in den Top Drei.

STIMME ZUM WETTKAMPF (Tag 1)

Anna Maiwald (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Es war ein schöner, solider erster Tag – alles im Rahmen. Kein Ausrutscher nach oben, keiner nach unten. Das hat Spaß gemacht. Die 100 Meter Hürden waren ein super Einstieg mit fast einer Bestzeit. Der Hochsprung war das, was ich immer kann. Die 1,71 Meter im letzten Versuch wären schön gewesen. Im Kugelstoßen hätte ich gerne über 14 Meter gestoßen. Da wollte ich im letzten Versuch leider zuviel. Die 200 Meter waren kräfteraubend und ganz schön schwierig mit dem Gegenwind. Im Vergleich zu den anderen war es eine gute Zeit. Es war sehr schade, dass es beim Hochsprung angefangen hat zu regnen. Da hätte ich mir auch noch ein bisschen Sonne gewünscht. Aber am Wetter kann man nichts ändern. Die Stimmung ist sehr gut, die Holländer sind recht laut, gerade wenn Nadine oder Anouk am Start sind. Das pusht auch die anderen. Ich kämpfe jetzt um jeden Punkt und versuche morgen eine gute Punktzahl herauszukriegen. Über 6.000 sollte es schon sein, das wäre schon gut. Die Bestleistung wird jetzt wahrscheinlich schwierig.



<link btn>EM 2016 KOMPAKT 

<link>Zum Mehrkampf-Rechner

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024