| Rückblick

Der große Disziplin-Check 2014 – Hammerwurf Männer

Das Leichtathletik-Jahr 2014 ist fast Geschichte. Hinter den Topathleten liegen die EM in Zürich (Schweiz), die Team-EM in Braunschweig und die Hallen-WM in Sopot (Polen). Der Nachwuchs hat bei der U20-WM in Eugene (USA) und den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) internationale Erfahrungen gesammelt. Zeit zurückzublicken – und die deutschen Leistungen in den einzelnen Disziplingruppen genauer unter die Lupe zu nehmen. Heute: das Hammerwerfen der Männer.
Alexandra Neuhaus

2014 im Rückblick

Egal wie man es dreht oder wendet, die Situation im Hammerwurf der Männer lässt sich derzeit nicht schönreden. Ganz klar: Die Glanzzeiten, in denen Bilder eines im Wassergraben badenden deutschen Hammerwurf-Weltmeisters Karsten Kobs um die Welt gingen, sind längst vorbei. Die Realität sieht so aus: Kein deutscher Athlet warf in diesem Jahr den Hammer über 77 Meter. Kein deutscher Athlet schaffte die Qualifikation zu den Europameisterschaften in Zürich (Schweiz).

Dabei war gerade diese Qualifikation für Markus Esser, Deutschlands führender Hammerwerfer in den letzten Jahren, eng. Knapp 90 Zentimeter fehlten dem achtmaligen Deutschen Meister. Damit fuhr kein deutscher Hammerwerfer zur EM. Das hat es seit der EM 1950 in Brüssel (Belgien) nicht mehr gegeben. 

Eine schöne Entwicklung zeigte dagegen Alexander Ziegler (LG Staufen). Der Schützling von Fred Eberle absolvierte eine stabile Saison und verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um zwei Meter auf 76,29 Meter. Geht seine Leistungskurve weiter so steil nach oben, kann er im kommenden Sommer heftig am Thron von Esser wackeln.

International herrscht indes deutlicher Nachholbedarf. Die Konkurrenz in Europa ist enorm, denn bei einem Blick in die Weltbestenliste wird schnell klar – Europameisterschaften gehen bei den Hammerwerfern fast als Weltmeisterschaften durch.

Die Zukunft gehört den jungen Wilden, wie Alexej Mikhailov. Der 18 Jahre alte Hannoveraner präsentierte sich bei der U20-WM in Eugene (USA) in Bestform. Der Lohn für 75,88 Meter: ein starker vierter Platz im Weltvergleich.

Unsere Top Drei

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail markus-esser _blank>Markus Esser

TSV Bayer 04 Leverkusen, 34 Jahre
SB: 76,64 m | PB: 81,10 m (2006)
DM: 1. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 16. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 18. Platz

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail alexander-ziegler>Alexander Ziegler

LG Staufen, 27 Jahre
SB: 76,29 m | PB: 76,29 m (2014)
DM: 2. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 20. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 22. Platz

Sven Möhsner

TSV Bayer 04 Leverkusen, 28 Jahre
SB: 71,60 m | PB: 73,82 m (2009)
DM: 3. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 55. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 79. Platz

Unser Hoffnungsträger

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail alexej-mikhailov>Alexej Mikhailov

Hannover 96, 18 Jahre
SB: 75,88 m | PB 75,88 m (2014) 

Auf den Punkt topfit: Alexej Mikhailov erwischte im Sommer bei der U20-WM in Eugene einen richtig guten Wurf. Nachdem er in der Qualifikation seiner zweiten internationalen Meisterschaften schon mit Bestleistung (74,89 m) geglänzt hatte, konnte er im Finale gar noch drauflegen. 75,88 Meter - Platz vier. Keine Frage, auf ihm ruhen die Zukunftshoffnungen des deutschen Hammerwurfs, ist er doch schon im kommenden Sommer ein Medaillenkandidat für die U20-EM.

2015 im Ausblick

Das Ziel der deutschen Hammerwerfer heißt Peking (China). Heißester Anwärter auf eines der drei Tickets nach Fernost ist naturgemäß Markus Esser. Doch damit der Traum von der sechsten WM-Teilnahme für den 34-Jährigen wahr wird, muss im kommenden Jahr nach einem Tiefschlag in diesem Jahr wieder ein Aufschwung her. Aber auch Alexander Ziegler hat bei einer weiterhin positiver Entwicklungskurve durchaus die Chance, sich für die WM zu empfehlen. Es wäre eine Premiere für den 27-Jährigen.

Die führenden U23-Athleten Nils Lindner (ASV Erfurt) und der Münchener Simon Lang ruft im kommenden Jahr die U23-EM in Tallinn (Estland), konnten sich beide doch bereits in diesem Sommer unter ihren Trainern Richard Debuch (Lindner) und Joachim Lipske (Lang) enorm steigern. 2015 könnte erstmals die 70-Marke-Marke fallen.

Seine erste U20-EM will im kommenden Jahr Alexej Mikhailov erleben. Dort könnte er nach seinem starken Auftritt bei der U20-WM im nächsten Sommer in Eskilstuna (Schweden) vielleicht sogar nach einer Medaille greifen. 

Das sagt der Bundestrainer

Herr Zöllkau, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2014 aus?

Helge Zöllkau:

Die Bilanz fällt zweigeteilt aus. Positiv war auf jeden Fall die sehr gute Entwicklung von Alexander Ziegler, der sich in der ganzen Saison als sehr stabiler Werfer präsentiert hat. Enttäuscht war ich aber darüber, dass wir keinen Normerfüller für die EM hatten und somit auch keinen deutschen Hammerwerfer in Zürich präsentieren konnten. Des Weiteren ist es uns aus den unterschiedlichsten Gründen nicht gelungen, weitere Hammerwerfer in den Bereich 75 Meter und weiter zu entwickeln. Das wird auch im nächsten Jahr eine der wichtigsten Aufgaben werden.

Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?

Helge Zöllkau:

Alexej Mikhailov hat mich mit seinem Auftreten bei der U20-WM positiv erstaunt. Seine Leistungsentwicklung zum Saisonhöhepunkt ist sehr erfreulich. Aber auch die beiden U23-Athleten Nils Lindner und Simon Lang haben mich mit ihrer Leistungssteigerung in diesem Jahr überzeugt.

Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?

Helge Zöllkau:

Unser vorrangiges Ziel muss es sein, mit mindestens einem Athleten die Norm für die WM in Peking zu erreichen. Kandidaten sind in erster Linie natürlich Markus Esser, aber auch Alexander Ziegler hat die Chance bei guter Entwicklung in den Bereich der Norm zu gelangen. Beiden traue ich im nächsten Jahr sehr gute Leistungen zu. Heißeste Kandidaten für die U23-EM in Schweden sind für mich Nils Lindner und Simon Lang. Sie sollten in der Lage sein, die Norm für eine Teilnahme zu erreichen und sich entsprechend gut im Wettbewerb zu verkaufen.

Zahlen und Fakten

Die Jahresbesten

76,64 - Markus Esser (TSV Bayer Leverkusen)
76,29 - Alexander Ziegler (LG Staufen)
71,60 - Sven Möhsner (TSV Bayer Leverkusen)
70,55 - Andreas Sahner (LC Rehlingen)
70,39 - Johannes Bichler (LG Stadtwerke München)
70,32 - Garland Porter (USA)/ LG Eintracht Frankfurt)
70,13 - Paul Hützen (TSV Bayer Leverkusen)
69,08 - Nils Lindner (ASV Erfurt)
68,67 - Tristan Schwandke (TV Hindelang)
67,92 - Simon Lang (LG Stadtwerke München)

Internationale Endkampf-Platzierungen 2014

EM: -
U20-WM: Alexei Mikhailov (4. Platz; 75,88 m)
Olympische Jugendspiele: -

Entwicklung des Spitzenniveaus

JahrAthleten > 77,00 mSchnitt Top Ten
2005Markus Esser (80,00), Karsten Kobs (79,46), Holger Klose (79,23)73,65
2006Markus Esser (81,10), Karsten Kobs (80,82)74,20
2007Markus Esser (80,68), Karsten Kobs (77,92)72,46
2008Markus Esser (79,97), Jens Rautenkranz (77,35)73,87
2009Markus Esser (79,43), Sergej Litvinov (77,98)74,07
2010Sergej Litvinov (78,98), Markus Esser (78,87)73,90
2011Markus Esser (79,69)71,95
2012Markus Esser (77,93)72,03
2013Markus Esser (77,99)70,40
2014keiner71,16

 

Entwicklung Jahresbestleistungen

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
200580,00 (Esser)86,73 (Tikhon/BLR)6,7386,73 (Tikhon/BLR)6,73
200681,10 (Esser)82,95 (Devyatovskiy/BLR)1,8582,95 (Devyatovskiy/BLR)1,85
200780,68 (Esser)83,63 (Tikhon/BLR)2,9583,63 (Tikhon/BLR)2,95
200879,97 (Esser)84,51 (Tikhon/BLR)4,5484,51 (Tikhon/BLR)4,54
200979,43 (Esser)82,58 (Kozmus/SLO)3,1582,58 (Kozmus/SLO)3,15
201078,98 (S. Litvinov)80,59 (Charfreitag/SVK)1,6180,99 (Murofishi/JPN) 2,01
201179,69 (M. Esser)81,89 (Pars/HUN)2,2081,89 (Pars/HUN)2,20
201277,93 (M. Esser)82,81 (Tikhon*/BLR)4,8782,81 (Tikhon*/BLR)4,87
201377,99 (M. Esser)82,40 (Pars/HUN)4,4182,40 (Pars/HUN)4,41
201476,64 (M. Esser)83,48 (Fajdek/POL)6,8483,48 (Fajdek/POL)6,84

 * positiver Nachtest der Doping-Probe von Athen (GRE) 2004

Das fällt auf

  • Das Niveau ist weiter rückläufig. Kein deutscher Athlet blieb über 77 Metern!
  • Seit 64 Jahren fuhr erstmals kein deutscher Athlet zu einer EM. Das gab es zuletzt 1950 bei der EM in Brüssel (Belgien).
  • Der Abstand zur Weltspitze war zuletzt im Jahr 2005 ähnlich hoch. 
  • Die Europäer dominieren diese Disziplin nach Belieben. Nur drei Werfer der Top 30 weltweit kommen nicht aus Europa

Video-Clips

<link video:9897>Nils Lindner nahe an 70 Meter
<link video:9702>Markus Esser mit konstanter Serie

Die weiteren Disziplin-Checks 2014 im Überblick

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