
Der große Disziplin-Check 2017 – Stabhochsprung Frauen
Das Leichtathletik-Jahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen. Es ist viel passiert in den vergangenen Monaten – mit Hallen-EM, Team-EM und den Weltmeisterschaften in London sowie vier internationalen Nachwuchsmeisterschaften. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück auf die Highlights und ziehen Bilanz. Heute: der Stabhochsprung der Frauen.
Fazit des neuen Bundestrainers:
Stefan Ritter, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2017 aus?
Stefan Ritter:
Lisa Ryzih hat eine sehr stabile Saison gezeigt. Ein ungültiger Versuch hat bei der WM in London den Ausschlag darüber gegeben, dass sie Fünfte und nicht Dritte geworden ist. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass jeder Fehlversuch bestraft wird. Festzuhalten bleibt, dass der fünfte Platz auf Weltebene das bisher beste Ergebnis ihrer Karriere ist. Negativ bemerkbar gemacht haben sich die Verletzungen von Martina Strutz. Erst zog sie sich einen Muskelfaserriss in der Wade zu, dann hat sie bei einem Fahrradsturz eine Schulterverletzung davongetragen und die Saison schon im Juni beenden müssen. Auch bei Anjuli Knäsche, Annika Roloff und Katharina Bauer ist es nicht so positiv gelaufen. Es bestehen aber beträchtliche Hoffnungen, dass es wieder bergauf geht.
Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?
Stefan Ritter:
Für mich gab es zwei Highlights. Und zwar zunächst die Deutschen Meisterschaften in Erfurt. Lisa Ryzih hatte bis dahin als Einzige die WM-Norm erfüllt, doch zwei weitere Springerinnen haben nachgezogen. Silke Spiegelburg hat nach überstandenen Verletzungen die erforderlichen 4,55 Meter bewältigt. Friedelinde Petershofen konnte sich um 22 Zentimeter steigern und ebenfalls die WM-Norm-Höhe abhaken. Mein zweites Saison-Highlight war die Silbermedaille von Leni-Freyja Wildgrube bei den U18-Weltmeisterschaften in Nairobi. Das war nach dem Sieg von Desiree Singh im Jahre 2011 für eine DLV-Stabhochspringerin die erste Medaille bei einer U18-Weltmeisterschaft.
Wo sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der Heim-EM 2018 in Berlin?
Stefan Ritter:
Die Heim-EM ist das absolute Ziel. Nach dem zweiten Platz 2016 in Amsterdam möchte Lisa Ryzih auch jetzt wieder eine Medaille mitnehmen, auch wenn die Konkurrenz nahezu identisch ist mit der bei der WM. Insgesamt hoffe ich, dass alle unsere Springerinnen ihr Top-Niveau erreichen. Friedelinde Petershofen sollte sich im Bereich um 4,50 Meter stabilisieren, Silke Spiegelburg und Martina Strutz endlich wieder gesund und verletzungsfrei bleiben. Auch bei Katharina Bauer, Anjuli Knäsche und Annika Roloff hoffe ich auf eine Rückkehr auf ihr Top-Niveau, damit der Kampf um die drei EM-Tickets hoffentlich sehr spannend wird. Leni-Freyja Wildgrube bleibt noch ein Jahr in der U18. Sie ist für die U18-EM in Györ definitiv eine Medaillenkandidatin. Hinzu kommen die Olympischen Jugend-Sommerspiele in Buenos Aires. Dovile-Michelle und Lauré Scheutzow starten ab der kommenden Saison in der U20 und können dort hoffentlich die nächsten Schritte nach vorn machen. Nach ihren ersten internationalen Teilnahmen in der U18 steht nun die U20-WM in Tampere auf dem Plan.
Internationale Erfolge 2017
Medaillen | (Weitere) Final-Platzierungen | |
---|---|---|
WM | – | 5. Lisa Ryzih |
Hallen-EM | Silber: Lisa Ryzih | 10. Annika Roloff |
U23-EM | – | 7. Friedelinde Petershofen |
U20-EM | – | 5. Tamara Schaßberger |
U18-WM | Silber: Leni Freya Wildgrube | 5. Lauré Scheutzow |
EYOF | – | – |
Die deutschen Top Ten 2017
Höhe | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
4,73 m | Lisa Ryzih | 1988 | ABC Ludwigshafen |
4,55 m | Silke Spiegelburg | 1986 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
4,55 m | Friedelinde Petershofen | 1995 | SC Potsdam |
4,51 m | Annika Roloff | 1991 | MTV 49 Holzminden |
4,45 m | Martina Schultze | 1990 | VfL Sindelfingen |
4,42 m | Katharina Bauer | 1990 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
4,40 m | Anjuli Knäsche | 1993 | SG TSV Kronsh./Kieler TB |
4,40 m | Victoria von Eynatten | 1991 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
4,35 m | Regine Kramer | 1993 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
4,32 m | Angela Wald | 1992 | LG Wipperfürth |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau
Jahr | ≥ 4,55 m (WM-Norm) | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | - | 4,45 | 4,41 | 4,33 |
2006 | 3 | 4,60 | 4,57 | 4,48 |
2007 | 4 | 4,61 | 4,58 | 4,49 |
2008 | 2 | 4,62 | 4,58 | 4,48 |
2009 | 2 | 4,65 | 4,60 | 4,46 |
2010 | 5 | 4,69 | 4,66 | 4,51 |
2011 | 4 | 4,73 | 4,66 | 4,51 |
2012 | 4 | 4,69 | 4,64 | 4,49 |
2013 | 5 | 4,72 | 4,66 | 4,55 |
2014 | 2 | 4,59 | 4,55 | 4,47 |
2015 | 4 | 4,70 | 4,64 | 4,51 |
2016 | 4 | 4,68 | 4,62 | 4,49 |
2017 | 3 | 4,61 | 4,56 | 4,47 |
Die Entwicklung der Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 4,50 (Hingst) | 5,01 (Isinbayeva/RUS) | 0,51 | 5,01 (Isinbayeva/RUS) | 0,51 |
2006 | 4,63 (A. Ryzih) | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,28 | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,28 |
2007 | 4,65 (Hingst) | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,26 | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,26 |
2008 | 4,70 (Spiegelburg) | 5,05 (Isinbayeva/RUS) | 0,35 | 5,05 (Isinbayeva/RUS) | 0,35 |
2009 | 4,70 (Spiegelburg) | 5,06 (Isinbayeva/RUS) | 0,36 | 5,06 (Isinbayeva/RUS) | 0,36 |
2010 | 4,72 (Hingst) | 4,75 (Feofanova/RUS) | 0,03 | 4,89 (Suhr/USA) | 0,17 |
2011 | 4,80 (Strutz) | 4,80 (Strutz) | 0,00 | 4,91 (Suhr/USA) | 0,11 |
2012 | 4,82 (Spiegelburg) | 4,82 (Spiegelburg) | 0,00 | 4,83 (Suhr/USA) | 0,01 |
2013 | 4,79 (Spiegelburg) | 4,89 (Isinbayeva/RUS) | 0,10 | 4,90 (Silva/CUB) | 0,11 |
2014 | 4,71 (L. Ryzih) | 4,71 L. Ryzih, Stefanidi/GRE) | 0,00 | 4,80 (Murer/BRA) | 0,09 |
2015 | 4,75 (Spiegelburg) | 4,83 (Kiriakopoúlou/GRE) | 0,08 | 4,91 (Silva/BRA) | 0,16 |
2016 | 4,73 (L. Ryzih) | 4,86 (Stefanidi/GRE) | 0,13 | 5,00 (Morris/USA) | 0,27 |
2017 | 4,73 (L. Ryzih) | 4,91 (Stefanidi/GRE) | 0,18 | 4,91 (Stefanidi/GRE) | 0,18 |
Das fällt auf
- Der Abstand zur europäischen Spitze ist der größte in diesem Jahrzehnt
- In Spitze und Breite sank das Niveau national etwa auf die Werte von 2014
- Überfliegerin des Jahres war die griechische Olympiasiegerin und Weltmeisterin Ekaterini Stefanidi
leichtathletik.TV-Clips zum Stabhochsprung
Die Disziplin-Analysen im Überblick:
Sprint – Männer
Sprint – Frauen
Langsprint – Männer
Langsprint – Frauen
Mittelstrecke – Männer
Mittelstrecke – Frauen
Langstrecke – Männer
Langstrecke – Frauen
Hürdensprint – Männer
Hürdensprint – Frauen
Langhürden – Männer
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Hindernis – Männer
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Gehen – Männer
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Hochsprung – Männer
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Stabhochsprung – Männer