| Historische Serie

Deutsche EM-Gesichter (VI): Harald Schmid sammelt fünf EM-Goldmedaillen

Die Leichtathletik-EM 2018 vom 7. bis zum 12. August im Berliner Olympiastadion wird 2018 das größte Sportereignis auf deutschem Boden. Die Europameisterschaften haben seit ihrer Premiere 1934 in Turin eine große Tradition. In unserer zweiten historischen Serie präsentieren wir deutsche EM-Gesichter vergangener Titelkämpfe. Heute: Harald Schmid, insgesamt fünffacher Europameister über 400 Hürden und mit der 4x400 Meter-Staffel.
Ewald Walker

Als an jenem 28. August 1986 das Konterfei des Hürdenläufers Harald Schmid auf der großen Videotafel im Stuttgarter Neckarstadion aufleuchtete, war dies nicht nur ein Höhepunkt für einen der populärsten deutschen Leichtathleten jener Zeit, sondern für eine ganze Leichtathletik-Nation. Der 28-Jährige Läufer des TV Gelnhausen hatte in einer dunklen Regennacht für das helle Glanzlicht gesorgt. 50.000 Zuschauer waren aufgestanden, als Schmid auf die Zielgerade stürmte und seinen dritten EM-Titel über die 400 Meter Hürden holte. Zwei EM-Titel mit der 4x400 Meter-Staffel hatte er zuvor schon gesammelt.

Es war kalt, es war regnerisch, kein Leichtathletik-Wetter. „Und die Erwartungen des Publikums waren sehr hoch“, erinnert sich Harald Schmid. Er meisterte diese Herausforderung mit Bravour und bekam stehende Ovationen auf der Ehrenrunde. Noch heute erhält er Rückmeldungen von Menschen, die diesem Moment im Stadion beiwohnten.

Prag (Tschechien; 1978), Athen (Griechenland; 1982) und Stuttgart waren die EM-Stationen des Harald Schmid. "An Athen erinnere ich mich besonders gut“, sagt der Athlet mit großem Abstand, „da war gutes Wetter und eine lockere Atmosphäre." Sein Europarekord (47,48 sec) von damals steht heute noch als deutscher Rekord in den Annalen.

Großes Vorbild über die Leichtathletik hinaus

Die Erfolgsliste des Harald Schmid ist lang. Zwei Bronzemedaillen gewann er bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal (Kanada; 4x400 Meter-Staffel) und 1984 in Los Angeles (USA; 400 Meter Hürden). Hinzu kamen drei Medaillen bei Weltmeisterschaften. Zweimal Silber 1983 in Helsinki (Finnland; Hürden und Staffel), einmal Bronze 1987 in Rom (Italien). Das Finale in Rom war einer der ganz großen Momente der Leichtathletik-Geschichte, als Hürden-Legende Edwin Moses (USA; 47,46 sec), Danny Harris (USA) und Harald Schmid (47,48 sec) innerhalb von zwei Hundertsteln ins Ziel stürmten.

Der Olympia-Boykott 1980 in Moskau (Russland) nahm Schmid die Chance auf eine weitere Medaille. Bei seinen dritten Olympischen Spielen 1988 in Seoul (Südkorea) erreichte er als Siebter aber nochmals einen Finalplatz. Nach 15 Jahren beendete Harald Schmid 1990 seine großartige Karriere.

Der Mann mit dem schwarzen Schnurrbart war nicht nur sportlich herausragend. Harald Schmid galt als großes Vorbild über die Leichtathletik hinaus. Zweimal wurde er in Baden-Baden zum "Sportler des Jahres" gekürt („eine große Ehre“), einmal war er als Staffel-Mitglied Teil von Deutschland "Mannschaft des Jahres". „Harald Schmid war der fairste Athlet, den ich in meiner journalistischen Tätigkeit jemals kennengelernt habe“, zollt ihm Robert Hartmann, einer der anerkanntesten deutschen Leichtathletik-Journalisten der letzten Jahrzehnte, die größte Anerkennung.

Doktor der Sportwissenschaften

Harald Schmid selbst war eher zurückhaltend, aber ein Sportler, der wusste was er tat und wollte. Schmid war Autodidakt in Sachen Hürdenlaufen. „Neue Bereiche zu erreichen hieß, neue Wege zu erforschen“, sagt der gerade 60-Jährige heute, „ich bin eigene Wege gegangen“. Mit großem Erfolg. Er hat einige Jahre mit seiner Frau Elzbieta Rabsztyn, einer polnischen Weltklasse-Hürdenläuferin, trainiert und promovierte zum Thema „Technik des Weitsprungs in der griechischen Antike“ zum Doktor der Sportwissenschaft.

Den Leistungssport hat er als sehr positive Zeit wahrgenommen und dabei viele Hürden überwunden. „In der ganzen Welt unterwegs zu sein und die verschiedenen Kulturen kennenzulernen, war ein wertvoller Teil dieser Zeit“, sagt Schmid. Seit 1994 ist er Botschafter und Organisator in der Kampagne „Kinder stark machen“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Mit seiner Firma führt er Projekte im Team-Building, Gesundheitstraining und Training von Führungskräften durch.

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