| Council-Sitzung Paris

EAA befürwortet revolutionären Plan: Dopingverdächtige Rekorde wackeln

Der Europäische Leichtathletik-Verband EAA will dopingverdächtige Rekorde löschen. Damit folgt der Verband den Empfehlungen eines Projektteams zur Umsetzung neuer Regeln zur Rekordanerkennung, die zur Umbenennung zahlreicher Welt- und Europarekorde führen würden. Die Empfehlungen werden noch auf ihre juristische Durchsetzbarkeit geprüft und sollen auch dem Weltverband IAAF vorgelegt werden.
SID/pr

"Was wir vorschlagen, ist revolutionär. Nicht nur, weil die meisten Europa- und Weltrekorde erneuert werden müssen", sagte EAA-Präsident Svein Arne Hansen (Norwegen) im Anschluss der dreitägigen Council-Sitzung in Paris (Frankreich), "sondern weil wir das Konzept eines Rekordes ändern und die Standards für die Anerkennung erhöhen wollen."

Zu den womöglich zu löschenden Rekorden könnten die vor dem Hintergrund der Dopingproblematik fragwürdigen Weltrekorde von Marita Koch (DDR; 47,60 sec; 1985) über 400 Meter oder Jarmila Kratochvilova (CSSR; 1:53,28 min; 1983) über 800 Meter gehören. Ähnliche Vorstöße zur Löschung von Bestmarken waren bisher fast immer gescheitert.

Rekordinhaber müssen sportliche Integrität bewahren

Ein siebenköpfiges Gremium unter Vorsitz des Iren Pierce O'Callaghan hatte die Glaubwürdigkeit dopingverdächtiger Bestmarken untersucht. Das Projektteam, dem auch Dr. Clemens Prokop als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) angehört, empfahl neben erhöhten technischen Standards und Dopingkontrollmaßnahmen auch, dass Athleten nach Anerkennung eines Rekordes verpflichtet sind, ihre sportliche Integrität aufrechtzuerhalten.

Im Falle einer Sanktionierung aufgrund eines schwerwiegenden Regelverstoßes – zum Beispiel wegen eines späteren Dopingvergehens – soll die Anerkennung der Rekorde entzogen werden, selbst wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass der Regelverstoß die Rekordleistung beeinflusst hat.

Wichtiger Schritt für die Glaubwürdigkeit

Die Empfehlungen werden auch bei der Council-Sitzung des Weltverbandes im August vorgelegt. "Ich werde anregen, die Pläne zu übernehmen" sagte Hansen. IAAF-Präsident Sebastian Coe kommentierte: "Mir gefällt das, weil es unterstreicht, dass wir Doping-Kontrollsysteme und Technologien eingeführt haben, die robuster und sicherer sind als vor 15 oder sogar zehn Jahren."

Um die Pläne auf die Weltrekorde und die IAAF zu übertragen, müssten aber alle Kontinentalverbände weltweit zustimmen. "Es wird Athleten geben, aktuelle Rekordhalter, die das Gefühl haben werden, dass die Geschichte, die wir neu kalibrieren, etwas von ihnen nimmt", sagte Coe, "ich denke aber, es ist ein Schritt in die richtige Richtung, und wenn es richtig organisiert und strukturiert ist, haben wir eine gute Chance, Glaubwürdigkeit zu gewinnen."  

Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)

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