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EM-Historie (III): Karin Balzer sammelt stolze zehn Medaillen

Die Leichtathletik-EM 2018 vom 6. bis zum 12. August im Berliner Olympiastadion wird das größte Sportereignis auf deutschem Boden im kommenden Jahr. Die Europameisterschaften haben eine große Tradition seit ihrer Premiere 1934 in Turin. In unserer historischen EM-Serie präsentieren wir Geschichten, Stars und Sternchen dieser bedeutenden Titelkämpfe. Heute: Von Athen 1969 bis Helsinki 1971.
Ewald Walker

Obwohl er gar nicht am Start war, sind die Titelkämpfe von Athen (Griechenland) 1969 ganz eng mit seinem Namen verbunden. Der 1.000-Meter-Weltrekordler Jürgen May (SC Turbine Erfurt) war zuvor über Budapest (Ungarn) in die Bundesrepublik geflohen. Seine DDR-Rekorde wurden ihm alle aberkannt und die DDR-Sportführung verhinderte seinen Start in Athen mit der Dreijahressperre bei Verbandswechseln. Die BRD boykottierte daraufhin (bis auf die Staffel-Wettbewerbe) die EM. Die Sportpolitik hatte „gekocht“.    

Goldene DDR-Serienproduktion: Elf EM-Titel Marke Ost

Sportlich war es die EM, bei der die DDR die anderen Nationen überholte. Mit elfmal Gold und insgesamt 25 Medaillen überholten die Diplomaten im blauen Trainingsanzug sogar die Sowjetunion. Petra Vogt tanzte als dreifache Europameisterin im Sprint einen Sommer lang, Wolfgang Nordwig (Stabhochsprung) und Jürgen Haase (10.000 Meter) verteidigten ihre EM-Titel. Dieter Fromm (SC Turbine Erfurt) besiegte über 800 Meter im „Rennen seines Lebens“ Doppel-Europameister Matuschewski (Bronze).

Karin Balzer (SC DHfK Leipzig), Olympiasiegerin in Tokio (Japan) 1964, holte bei vier Europameisterschaften (Belgrad, Budapest, Athen, Helsinki) fünf Medaillen, davon dreimal Gold. Zusätzlich wurde die Mutter des Hürdensprinters Falk Balzer fünfmal Hallen-Europameisterin.
Balzer war die erste Europameisterin über die 100 Meter Hürden 1969 in Athen. Bemerkenswert: Karin Balzer (geb. Richert) war 1958 mit ihrem Trainer und späteren Ehemann aus der DDR geflüchtet, wurde aber drei Monate später in die DDR zurückgeholt.  

Die Zeit des Anabolika-Dopings hatte auch in Europa begonnen. Medaillenspiegel und Sieger sind deswegen mit Vorbehalt zu bewerten – in Ost wie West. Helsinki (Finnland) sah mit Valeri Borsow (UdSSR) und Renate Stecher (SC Motor Jena) zwei überragende Sprint-Doppelsieger (100 und 200 m). Stabhochsprung-Legende Wolfgang Nordwig (SC Motor Jena) siegte zum dritten Mal nach 1966 und 1969. Kugelstoßer Hartmut Briesenick (SC Dynamo Berlin) holte seinen ersten EM-Titel im Kugelstoßen, den er vier Jahre später in Rom (Italien) verteidigte.

Drei Läuferinnen unterbieten Weltrekord

Überragend das 1.500-Meter-Finale: Mit Karin Burneleit (SC Dynamo Berlin; 4:09,6 min), Gunhild Hoffmeister (SC Cottbus; 4:10,3 min) und Ellen Titel (TuS Leverkusen; 4:10,4 min) bleiben drei Läuferinnen unter dem alten Weltrekord.

Hildegard Falck (VfL Wolfsburg), die vier Wochen zuvor in Stuttgart als erste Frau in der Welt unter der Zwei-Minuten-Marke geblieben war, stürzte im 800-Meter-Finale. Hammerwurf-Europameister Uwe Beyer (USC Mainz) machte außerhalb des Rings als Schauspieler in der Rolle des Siegfrieds (Nibelungen) von sich reden. Er verstarb frühzeitig mit 48 Jahren.      

Deutsch-deutsches Staffel-Duell schon vor den Spielen 1972

Der lettische Speerwerfer Janis Lusis schaffte Außergewöhnliches: Von 1962 bis 1971 war er viermal hintereinander Europameister geworden. Erstmals ganz oben auf dem Treppchen stand Heide Rosendahl (TuS Leverkusen) im Fünfkampf, zusätzlich holte die spätere Weltrekordlerin und Olympiasiegerin Bronze im Weitsprung.

Ein Jahr vor dem legendären Staffel-Duell zwischen den beiden deutschen 4x100-Meter-Staffeln bei den Olympischen Spielen in München, gab es diesen Zwiekampf schon in Helsinki. Und schon da hatte die westdeutsche Staffel mit Elfgard Schittenhelm, Inge Helten, Annegret Irrgang (spätere Richter) und Ingrid Mickler in neuer Europarekordzeit (43,3 sec) die Nase vorn.

Austragungsorte der Leichtathletik-Europameisterschaften von 1934 bis 2018

1934  Turin (ITA)1969  Athen (GRE)1998  Budapest (HUN)
1938  Paris (FRA)1971  Helsinki (FIN)2002  München (GER)
1946  Oslo (NOR)1974  Rom (ITA)2006  Göteborg (SWE)
1950  Brüssel (BEL)1978  Prag (CZE)2010  Barcelona (ESP)
1954  Bern (SUI)1982  Athen (GRE)2012  Helsinki (FIN)
1958  Stockholm (SWE)1986  Stuttgart (GER)2014  Zürich (SUI)
1962  Belgrad (SRB)1990  Split (CRO)2016  Amsterdam (NED)
1966  Budapest (HUN)1994  Helsinki (FIN)<link http: www.berlin2018.info>2018 Berlin (GER)
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