| DM 2016

Kassel am Sonntag – Die DM-Entscheidungen der Frauen

Von Disziplin zu Disziplin: Hier lesen Sie, welche Athletinnen am Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel die deutschen Meistertitel geholt haben und wer sich noch in Position bringen konnte für die EM in Amsterdam und die Olympische Spiele in Rio.
pr/sim/fc/mbn

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200 Meter

Gina Lückenkemper gewinnt hochklassiges Finale

Letztmals war vor 15 Jahren eine Deutsche 200-Meter-Meisterin schneller: 2001 in Stuttgart hatte sich Gabi Rockmeier im Trikot der LG Olympia Dortmund mit 22,68 Sekunden durchgesetzt. In Kassel war es ebenfalls eine LGO-Athletin, die mit 22,84 Sekunden ganz oben auf dem Podest stand: Gina Lückenkemper. Das Ausnahme-Sprint-Talent war nach ihren 22,67 Sekunden von Regensburg natürlich die Favoritin. Doch die 19-Jährige wurde von einer 20-Jährigen extrem gefordert.

Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen) erwischte einen tollen Start und führte lange Zeit das Rennen an, doch Gina Lückenkemper ließ nicht locker und schob sich an ihrer Staffel-Kameradin noch vorbei, die in 22,87 Sekunden erstmals unter 23 Sekunden blieb. „Es war ein megakrasses Rennen. Aber ich mag es, hinten raus gefordert zu werden“, jubelte die LGO-Sprinterin nach ihrem ersten Deutschen Meistertitel bei den Erwachsenen, den sie im Ziel mit einem lauten Erleichterungsschrei feierte. Denn mit dem DM-Titel im Gepäck hat die 19-Jährige den Olympia-Start auf der halben Stadionrunde so gut wie sicher. Die Deutschen Meister mit Rio-Norm werden dem DOSB mit Priorität vom DLV für die Olympischen Spiele vorgeschlagen.

Schon nach dem Vorlauf strahlte Nadine Gonska übers ganze Gesicht. Die Mannheimerin war die ganze Saison der Rio-Norm von 23,20 Sekunden hinterhergehetzt. Bisher fehlte eine winzige Hundertstel – bis zum Vorlauf. Dort sprintete Nadine Gonska bei leichtem Rückenwind 23,16 Sekunden, um sich im Finale bei leichtem Gegenwind sogar auf 23,03 Sekunden zu steigern. Titelverteidigerin Rebekka Hasse (LV 90 Erzgebirge) lief mit 23,47 Sekunden vor Inna Weit (ART Düsseldorf; 23,56 sec) auf Platz vier. mbn

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400 Meter

Ruth Sophia Spelmeyer souverän von vorne weg

Schritt um Schritt hat sich Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) in den vergangenen zwei Jahren in die deutsche Spitze nach vorne gearbeitet. In Kassel konnte sie mit dem zweiten DM-Titel in Folge endgültig in die Fußstapfen von Seriensiegerin Esther Cremer (TV Wattescheid 01) treten, die den Vorlauf mit Fußschmerzen abbrechen musste.

Mit dem Selbstvertrauen einer deutschen Jahresbesten und den internationalen Normen bereits in der Tasche gestaltete die Niedersächsin am Sonntag das Rennen von der Spitze weg und konnte in 52,17 Sekunden erneut die Olympia-Norm unterbieten. „Ich war angespannt“, gestand sie im Anschluss, „ich wollte unbedingt bei der DM die Norm bestätigen, für den Kopf war das jetzt sehr, sehr wichtig und ich bin sehr erleichtert.“ Der Schlüssel zum Erfolg: „Wir haben im Training nicht viel anders gemacht. Nur alles einen Tick besser.“ Jetzt heißt es, bei den Europameisterschaften in Amsterdam den ersten Freiluft-Auftritt bei internationalen Meisterschaften der Aktiven zu genießen, bevor die Reise nach Rio geplant werden kann.

Im Kampf um die weiteren Medaillen: ein Duo aus Köln und die Deutsche Vizemeisterin des Vorjahres vom LC Rehlingen Laura Müller. Das Nachsehen hatte schließlich die Deutsche Hallenmeisterin Lara Hoffmann (LT DSHS Köln; 53,17 sec), die im Vorlauf noch über eine Bestzeit von 52,93 Sekunden gejubelt hatte. Silber holte sich ihre Vereinskollegin Friederike Möhlenkamp (52,91 sec), zwischen die Trainingspartnerinnen schob sich in 53,03 Sekunden Laura Müller. sim

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800 Meter

Christina Hering hat die größeren Reserven

Der Samstag gehörte Fabienne Kohlmann, am Sonntag schlug die Münchnerin Christina Hering in einem packenden 800 Meter-Duell mit ihrer Trainingskollegin zu.

Fabienne Kohlmann hatte in den Vorläufen ihren furiosen Auftritt. Mit einem Sololauf stürmte die Universiade-Dritte in 2:00,49 Minuten zur Olympia-Norm. „Ich hatte die letzten zwei Rennen versemmelt. Ich habe gewusst, dieses Wochenende heißt es für mich Alles oder Nichts. Ich habe zwei Chancen. Die erste Mission war, die Norm abzuhaken.“

Bei der zweiten Mission griff die Läuferin der LG Karstadt/Gambach/Lohr auch am Sonntag im Finale zunächst wieder von vorne an. Bis zum Ende der ersten Runde, die in 59,63 Sekunden absolviert war, hatte sich aber Christina Hering an die Spitze geschoben. Die Deutsche Hallenmeisterin musste sich dann auf der letzten Kurve noch einmal dem Angriff der Titelverteidigerin erwehren. Schulter an Schulter wurde bereits dort gefightet und Fabienne Kohlmann lag kurzzeitig wieder in Front.

Die größeren Reserven hatte dann aber doch Christina Hering, die nach 2:02,19 Minuten im Ziel war und Fabienne Kohlmann (2:03,15 min) noch um fast eine Sekunde hinter sich ließ. Auf Platz drei kämpfte sich in der Schlussphase Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; 2:03,71 min).

Christina Hering holte sich damit ihren Titel wieder zurück. In den letzten vier Jahren hat nun entweder sie oder Fabienne Kohlmann das DM-Gold im Freien gewonnen. „Heute zählte für mich der Titel. Ich bin stolz, dass ich das geschaffte habe. Fabienne und ich können beide nach dem Wochenende glücklich nach Hause fahren“, sagte Christina Hering. fc

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1.500 Meter

Konstanze Klosterhalfen hält Druck stand

Das war wahrscheinlich die schnellste Ehrenrunde der Kasseler Meisterschaften. Konstanze Klosterhalfen war auf den 400 Metern nach dem Zieleinlauf fast genauso schnell wie kurz zuvor auf der Laufbahn. Die Leverkusenerin übernahm nach 500 Metern das Kommando. Für die zwei Runden zwischen 400 und 1.200 Meter brauchte die 19-Jährige nur 2:07 Minuten, diesem Zwischenspurt konnten die Konkurrentinnen nicht mehr folgen. Nach 4:07,92 Minuten stürmte Konstanze Klosterhalfen jubelnd ins Ziel. „Das war nicht einfach, da ich die Gejagte war und die anderen Läuferinnen auch sehr stark sind“, sagte die U20-Cross-Europameisterin. So schnell wie Konstanze Klosterhalfen war keine Deutsche 1.500-Meter-Meisterin in den vergangenen 20 Jahren.

Den Spurt um Silber entschied Maren Kock zu ihren Gunsten. Die Titelverteidigerin der LG Telis Finanz Regensburg setzte sich mit 4:11,89 Minuten vor Diana Sujew (LG Eintracht Frankfurt; 4:12,27 min) durch. Beide verpassten wie Denise Krebs (TV Wattenscheid 01; 4:15,39 min) als Fünfte hinter Caterina Granz (LG Nord Berlin; 4:14,01 min) die EM-Norm von 4:09,00 Minuten, die sich Denise Krebs im Saisonverlauf schon bis auf 21 Hundertstel genähert hatte. Corinna Harrer – von 2011 bis 2013 Deutsche Meisterin – verpasste das Finale. Nach überstandener schwerer Fußverletzung ging die Regensburgerin im Vorlauf nach 700 Metern aus dem Rennen. 

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5.000 Meter

Fate Tolas Gold-Solo

Eine Runde lang schaute sich Fate Tola das Treiben der Konkurrenz an, dann zündete die Braunschweigerin – in Turnschuhen statt Spikes unterwegs – den Turbo. Mit stabilen Rundenzeiten zwischen 73 und 74 Sekunden zog die gebürtige Äthiopierin, die kurz vor der Einbürgerung in Deutschland steht, auf und davon. Mit 15:30,35 Minuten verpasste die 28-Jährige als Solistin die Olympia-Norm nur um 6,35 Sekunden. Eventuell könnte die Einbürgerung noch bis zu den Olympischen Spielen Mitte August in Rio über die Bühne gehen. Bis zum 10. Juli hat Fate Tola noch Zeit, die Norm über 5.000 oder 10.000 Meter zu unterbieten.

Silber ging an eine Läuferin, die international für Lettland startet: Agata Strausa (LT Haspa Marathon Hamburg) setzte sich mit 16:07,39 Minuten vor Anna Gehring (SC Itzehoe) durch. Die 19-Jährige jubelte im Ziel ausgelassen über Bronze. Schließlich steigerte sie ihre Bestzeit gleich um mehr als 35 Sekunden auf 16:09,95 Minuten. Eine andere Medaillenkandidatin kam nicht ins Ziel. Lokalmatadorin Laura Hottenrott (GSV Baunatal) ging drei Runden vor Schluss aus dem Rennen.

Drei Medaillenkandidatinnen mussten ihren Start in Kassel kurzfristig absagen. Die erst 19 Jahre alte Titelverteidigerin Alina Reh (SSV Ulm 1846) laboriert an einer Überlastung im Fuß. Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) – schon 13-mal Deutsche 5.000-Meter-Meisterin – vermasselte eine Zerrung den Start. „Das möchte ich nun erst einmal ärztlich abklären lassen. Im Hinblick auf Olympia in Rio habe ich aber noch nicht aufgegeben“, schrieb die 35-Jährige bei Facebook. Auch die Olympia-Achte Julia Bleasdale – bis zum Frühjahr für Großbritannien startberechtigt – verzichtete auf einen Start. Die Tochter einer Deutschen und eines Deutsch-Briten hatte sich zuletzt in St. Moritz vorbereitet und wollte bei den Deutschen Meisterschaften Richtung EM-Norm laufen. mbn

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400 Meter Hürden

Jackie Baumann macht’s auf der Zielgeraden

Im letzten Jahr war ihr Stern in Nürnberg aufgegangen, in Kassel brachte ihn Jackie Baumann mit ihrer erfolgreichen Titelverteidigung weiter zum Strahlen. Im Ziel schickte sie nach 56,87 Sekunden einen lauten Jubelschrei in den Himmel über dem Auestadion. „Ich habe eine sehr emotionale Seite“, bekannte sie nach dem Rennen.

Das hatte an diesem Nachmittag wohl auch damit zu tun, dass sie auf den letzten 100 Metern ihre hartnäckige Konkurrenz noch abschütteln musste. Diese hatte sich in den Vorläufen mit Christine Salterberg (LT DSHS Köln) und Eileen Demes (TV Neu-Isenburg) bereits herauskristallisiert.

Die erst 20 Jahre alte Tochter des Barcelona-Olympiasiegers Dieter Baumann gab dann im Finale auf Bahn sechs zunächst ordentlich Gas. Christine Salterberg ging ähnlich flott an. Bis zur Zielgerade hatte Eileen Demes, die unbedingt dranbleiben wollte, aber wieder Meter gutgemacht.

So ging ein Trio fast gleichauf auf die letzten hundert Meter. Dort machte Jackie Baumann Ernst und löste sich von ihren Gegnerinnen. In 56,87 Sekunden hatte sie schließlich exakt eine Sekunde Vorsprung auf die frühere U18-WM-Vierte Eileen Demes. Diese kam nach der letzten Hürde etwas außer Tritt, konnte dann aber noch ihre Kampfkraft auspacken und Christine Salterberg um zwei winzige Hundertstel hinter sich lassen.

Jackie Baumann war mit ihrer Zeit überaus zufrieden: „Ich wusste nicht genau, was geht. Eine 56 ist super.“ Bei der EM und den Olympischen Spielen, für die sie die Normen bereits erfüllt hat, will sie nun von der Rolle des Underdogs aus angreifen. fc

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4x400 Meter

Kölner Quartett verteidigt den Titel

Die Staffeln wurden am Ende des zweiten Wettkampf-Tages noch einmal zu einem Schaulaufen einiger der besten deutschen Läuferinnen auf den Strecken von 400 bis 800 Meter mit und ohne Hürden. Und für Lara Hoffmann gab es schließlich noch ein Happy End. Im Einzel über 400 Meter war sie als Vierte noch knapp an einer Medaille vorbei geschrammt. Mit der Staffel des LT DSHS Köln, zu der auch Lena Naumann, die Deutsche Vizemeisterin Friederike Möhlenkamp und die Dritte über die Hürden Christine Salterberg zählten, brachte sie als Schlussläuferin den Stab als Erste ins Ziel. In 3:36,76 Minuten verteidigte das Quartett den Titel aus dem Vorjahr, weniger als eine Sekunde langsamer als beim Erfolg 2015 in Nürnberg.

Silber ging an die Staffel des TSV Bayer 04 Leverkusen (3:38,25 min), die lange Zeit mit den Kölnerinnen mithalten konnte und erst auf der letzten Runde eine Lücke reißen lassen musste. Den Bronze-Rang erkämpfte für den SCC Berlin eine U20-Athletin: Hendrikje Richter hielt in 3:41,73 Minuten die weitere Konkurrenz um die heraneilende Deutsche Meisterin Ruth Sophia Spelmeyer in Schach. Diese brachte das Staffelteam aus Niedersachsen (3:43,06 min) auf der letzten Runde noch von Platz acht auf vier nach vorne. sim

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Hochsprung

Marie-Laurence Jungfleisch wieder über 1,90 Meter

Viele hatten in Kassel auf einen Leistungssprung von Ariane Friedrich gehofft. Sie ganz besonders. Im Einspringen zeigte sie einen vielversprechenden Versuch mit viel Luft nach oben. „Meine Technik hat deutlich besser funktioniert“, berichtete die deutsche Rekordhalterin nach dem Wettkampf, den sie aber als Vierte mit im letzten Anlauf überquerten 1,84 Metern (Saisonbestleistung) beenden musste. Dafür gab es einen Grund.

Denn eine Verletzung am linken Knie, die sie sich während dem Einspringen zuzog, machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Ausgerechnet in dem Stadion, wo sie mit sieben Jahren ihren ersten Wettkampf bestritt. „Das ist ärgerlich und so schade“, sagte die sichtlich enttäuschte WM-Dritte von 2009, die an diesem Tag viel mehr vorhatte.

Nach übersprungenen 1,84 Meter im ersten und dritten Versuch war auch für Katarina Mögenburg (TSV Bayer 04 Leverkusen), die international für Norwegen startet und ihren Titel als Vize-Meisterin wiederholte, und Jossie-Marie Graumann (LG Nord Berlin; Bronze) Endstation.

So war es mal wieder Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart), die als einzige die 1,90 Meter angehen konnte und im ersten Durchgang darüber flog. Die Versuche anschließend über 1,93 Meter waren dreimal nur knapp gerissen. Es wäre die Bestätigung der Olympia-Norm gewesen. Seit dem Höhenflug im Trainingslager in Belek hatte sie auf eine Höhe über die 1,90-Meter-Marke gewartet.

„Das war ein Fortschritt heute. Es war eine super Stimmung und es hat riesen Spaß gemacht hier zu springen, das hat mich nach oben gebracht“, freute sich die WM-Sechste nach überstandenen Unregelmäßigkeiten im Anlauf. „Ich bin mir aber auch sicher, dass es noch höher geht. Ich habe ein gutes Gefühl.“ Vor der EM in Amsterdam springt sie noch in Bühl. pr

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Dreisprung

Jenny Elbe kontert im finalen Versuch

Vom ersten Durchgang an lag Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) mit 14,05 Metern in Führung. Nur eine Konkurrentin konnte der Hallen-Vize-Weltmeisterin den Titel noch entreißen – und Jenny Elbe tat es. Die Dresdnerin (bis dato: 14,04 m) flog im sechsten Versuch auf 14,28 Meter (+2,1 m/sec). Als die Weite auf der Anzeigetafel erschien, schlug die EM-Elfte die Hände vors Gesicht und fiel anschließend ihrem Vater und Trainer Jörg Elbe in die Arme. Kristin Gierisch hatte zwar noch einen Versuch, konnte mit 14,00 Metern aber nicht mehr kontern. So ging zum dritten Mal der Freiluft-DM-Titel an Jenny Elbe. „Im Sechsten muss man volles Risiko gehen. Das habe ich gemacht. Ich bin super happy, zumal ich schon nach dem ersten Versuch Wadenprobleme hatte“, jubelte die Dresdnerin.

Rang drei sicherte sich Birte Damerius. Die Berlinerin kam mit 13,57 Metern bis auf drei Zentimeter an ihre Bestleistung heran. Das gelang Katja Demut nicht. Die Erfurterin verpasste den Endkampf. Nach zwei ungültigen Versuchen und indiskutablen 12,35 Metern im dritten Sprung musste sich die fünfmalige Deutsche Meisterin mit Rang neun begnügen. Kurzfristig auf den DM-Start verzichten musste Neele Eckhardt aufgrund einer leichten Oberschenkelverletzung. Die Göttingerin hatte sich in diesem Jahr auf 13,93 Meter verbessert und mit der EM-Norm von 14,00 Metern geliebäugelt. mbn

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Kugelstoßen

Bei Christina Schwanitz geht‘s aufwärts – Lena Urbaniak knackt Normen

Dritter Wettkampf binnen acht Tagen und die Formkurve zeigt weiter nach oben: Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) kommt in Form. Mit 19,49 Metern holte sich die Weitenjägerin ihren vierten DM-Titel in Folge und den fünften insgesamt.

Bereits beim ersten Versuch von Christina Schwanitz ging ein Raunen durch das Auestadion. Mit 19,38 Metern stellte die 30-Jährige die Weichen wie erwartet gleich auf Sieg. Eine Verbesserung auf 19,49 Meter brachte im dritten Durchgang den nächsten verdienten Sonderapplaus des Publikums. Für die Zuschauer hatte sie nach dem Wettkampf auch ein Kompliment parat: „Ich glaube nicht, dass ich so gut gestoßen hätte, wenn mich nicht das mega Publikum in Kassel so toll unterstützt hätte.“

Hinter Deutschlands „Sportlerin des Jahres“ ging es vor allem um die Frage, ob neben der Leipzigerin Sara Gambetta noch eine weitere Athletin auf den Zug zur EM und zu Olympia aufspringt. Das gelang der Studenten-Weltmeisterin Lena Urbaniak (LG Filstal) mit einer Steigerung ihrer Freiluft-Bestleistung um zwei Zentimeter auf 18,02 Meter. Diese Weite brachte ihr einen sicheren zweiten Platz vor Sara Gambetta (17,46 m) und Shanice Craft (MTG Mannheim; 17,01 m). fc

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Speerwurf

Christin Hussong mit U23-Rekord zum ersten Titel

Im Auestadion schlug für Christin Hussong die ganz große Speerwurf-Stunde. Die 22-Jährige jagte im zweiten Durchgang ihren Speer auf 66,41 Meter hinaus und diese Weite hatte es in sich.

Es war nicht nur eine Steigerung ihres deutschen U23-Rekords von bislang 65,92 Metern, die ihr den ersten DM-Titel einbrachte. Obendrein bedeutete es auch die sichere Aussicht auf die frühzeitige Olympia-Nominierung.

„Das ist echt ein Traum, dass ich das schon geschafft habe. Jetzt ist der ganze Druck weg und ich kann mich auf Rio freuen“, sagte die Blondine, die nicht ganz ausschließen wollte, dass ihr die äußeren Bedingungen in die Karten gespielt haben könnten: „Vielleicht habe ich mit dem Wind Glück gehabt, aber manchmal muss man auch Glück haben.“

Aus dem Wochenende ging Christin Hussong mit der zweitbesten Leistung der Welt in diesem Jahr. Übertroffen wurde sie parallel noch von der tschechischen Olympiasiegerin Barbora Spotakova, die am Sonntag bei einem anderen Wettkampf 66,87 Meter erzielte.

Für die starke nationale Konkurrenz in Kassel war dieser weite Wurf von Christin Hussong ein Schock. Weltmeisterin Katharina Molitor und die Olympia-Dritte Linda Stahl (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) verbuchten am Ende auf den Plätzen zwei und drei mit 62,82 bzw. 61,44 Metern noch einen deutlichen Abstand zur Siegerin vom LAZ Zweibrücken.

Große Probleme hatte in Kassel bei den meistens schwierigen Windverhältnissen mit spürbarem Gegenwind die Olympia-Zweite Christina Obergföll (LG Offenburg). Sie rettete sich nach zwei ungültigen Versuchen mit einer Weite von 52,66 Metern gerade noch so in den Endkampf der besten Acht. Dort gelang ihr noch eine Steigerung auf 59,93 Meter. Das war Rang vier. fc

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Weibliche Jugend U20

4x400 Meter

Starke Laura Marx macht den Titel für Köln perfekt

Die acht besten Staffeln aus drei Vorläufen machten am Sonntag die deutschen Meistertitel unter sich aus. Mit 3:52,98 Minuten hatte sich die LAV Bayer Uerdingen/Dormagen am Samstag den Platz an der Spitze der deutschen Bestenliste erkämpft. Die vier Läuferinnen bestimmten auch im Finale das Tempo – hatten die Rechnung aber ohne Laura Marx gemacht.

Die Schlussläuferin des LT DSHS Köln, mit einer Einzelzeit von 54,94 Sekunden derzeit Deutschlands Nummer fünf in der U20 über die 400 Meter, machte auf der letzten Runde Meter um Meter auf die Schlussläuferin für Uerdingen/Dormagen Anne Wasser gut. Mit mehr als zehn Metern Vorsprung war diese gestartet, kurz vor dem Ziel musste sie die Kölnerin schließlich vorbeiziehen lassen. Mit Zeiten von 3:49,43 und 3:49,76 Minuten konnten beide Quartette ihre Saison-Bestleistungen im Finale von Kassel noch einmal deutlich steigern.

Die Bronzemedaille ging an die Startgemeinschaft Gomaringen-Schwäbisch-Hall, die nach 3:50,78 Minuten ins Ziel kam. Erst auf der spannenden letzten Runde entschied sich der Kampf um die Medaillen. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht waren die sieben Verfolgerstaffeln zuvor auf der Jagd nach den enteilten Läuferinnen des LAV Bayer Uerdingen/Dormagen gewesen. sim

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3x800 Meter

Gold für Dortmund: Starke Aufholjagd von Patricia de Graat

In diesem Jahr war nur ein Team im Vorfeld unter sieben Minuten gelaufen, im Finale schafften das vor der großen Kulisse im Auestadion gleich vier Staffeln. Der Sieg entschied sich erst auf den letzten Metern. Bis kurz vor dem Ziel lag noch die LG Neckar-Enz mit Marie Weller vorne. Doch die Schlussläuferin von der LG Olympia Dortmund Patricia de Graat krönte eine starke Aufholjagd schließlich mit der Goldmedaille.

„Komm, das schaffst du jetzt auch noch“, dachte sich die Dortmunderin zu Beginn der Zielgeraden. Nach den ersten beiden Wechseln hatte die junge Läuferin einen 50 Meter großen Abstand aufzuholen, den sich die LG Neckar-Enz herausgelaufen hatte. „Ich habe gehofft, dass sie noch langsamer wird“, sagte Patricia de Graat über die Athletin an der Spitze. Und so kam es. Auf den letzten Metern schob sich Dortmund noch an der Führenden vorbei.

Mit deutscher Jahresbestzeit von 6:53,29 Minuten schaffte das Team eine "gute" Zeit, es war das erste Rennen in dieser Aufstellung mit Katharina Sager und Lara Reifers an Position eins und zwei. 
Was das Publikum betraf, waren sich die neuen Deutschen U20-Meisterinnen einig: „Toll“ und „mega cool“ war es, vor so vielen Zuschauern zu laufen. Das habe nochmal extra motiviert.

Nur zwei Zehntel dahinter holte die LG Neckar-Enz Silber. Die ersten Läuferinnen Melanie Böhm und Kim Großmann mussten eine enttäuschte Schlussläuferin Marie Weller trösten. Bronze ging an Eintracht Hildesheim (6:55,65 min). pr

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