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Manuel Ziegler setzt in den USA zum nächsten Sprung an

Das siebte DM-Gold war endlich das heiß ersehnte bei den Aktiven: Mit dem Sieg in Ulm krönte Dreispringer Manuel Ziegler eine gute Saison. In den USA will er nun beruflich und sportlich die nächsten Schritte gehen.
Philip Häfner

Das Jahr 2014 endete für Manuel Ziegler mit einer Niederlage. Beim Fürther Sprintcup musste er sich seinem jüngeren Bruder, dem Mehrkämpfer Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg), wie schon 2013 erneut geschlagen geben. Bei vier Wettbewerben hatte der Dreispringer dreimal das Nachsehen: über 30 Meter fliegend, 60 Meter und 150 Meter. „Simon ist zurzeit einfach der Schnellere in der Familie“, kommentierte der 24-Jährige.

In seiner Spezialdisziplin war Manuel Ziegler im vergangenen Jahr hingegen so erfolgreich wie nie zuvor. Mit 16,54 Metern sprang er bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm neue persönliche Bestleistung und gewann damit nach sechs Goldmedaillen bei Jugend- und Juniorenmeisterschaften endlich seinen ersten nationalen Titel bei den Erwachsenen. Zugleich beendete er damit die Siegesserie von Andreas Pohle (ASV Erfurt), der seit 2009 fünfmal hintereinander den Titel geholt hatte, diesmal aber nur Vierter wurde.

Praktikum in Ingolstadt

Auf die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig hatte Manuel Ziegler wegen einer Fersenprellung noch verzichten müssten. Doch selbst bester körperlicher Verfassung hätte er dort wohl kaum um den Sieg mitspringen können. Während der Wintervorbereitung absolvierte der Regensburger ein Praktikum mit 40 Wochenstunden bei Audi in Ingolstadt.

Eine Leichtathletikhalle gab es nicht. Ziegler berichtet, er habe abends die Scheinwerfer seines Autos angeworfen und Läufe und Sprünge in freier Natur absolviert, teilweise im Schneeregen. „Ich habe zwar hohe Umfänge geschafft, aber kaum qualitativ hochwertige Sprünge machen können“, sagt er. In einer technisch so anspruchsvollen Disziplin wie dem Dreisprung keine guten Voraussetzungen.

16,50 Meter aus kurzem Anlauf

Mit Hilfe seines Trainers Jörg Elbe, wegen dem er vor einigen Jahren extra nach Dresden gezogen war, gelang es Manuel Ziegler jedoch erstaunlich schnell wieder sauber zu springen. Die gestiegenen Kraftwerte im Sprungbein kamen ihm dabei zugute. „Im Training bin ich die 16,50 Meter aus kurzem Anlauf gesprungen“, sagt er.

In der Woche vor den Deutschen Meisterschaften liebäugelte er deshalb trotz Bachelorarbeits-Stress sogar mit einer Weite von 16,60 Metern oder noch mehr, doch das regnerische Wetter im Donaustadion machte ihm einen Strich durch die Rechnung. 16,54 Meter waren bei den schwierigen Bedingungen trotzdem eine starke Leistung.

Das Niveau in Deutschland steigt

Platz eins und zwei in der deutschen Jahresbestenliste musste er deshalb Andreas Pohle (16,62 m) und dem 18 Jahre alten Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) überlassen, der einen Tag später bei der U20-WM in Eugene (USA) einen Zentimeter weiter sprang als Ziegler. „Das wurmt mich überhaupt nicht“, sagt er. „Ich freue mich vielmehr, dass sich im Dreisprung endlich wieder etwas tut. Es kann für unsere Disziplin nur gut sein, wenn mehrere Leute 16,50 Meter springen können.“

In den vergangenen Jahren fristete der Dreisprung der Männer oft ein Schattendasein. Bei Deutschen Meisterschaften ist er Teil des Vorprogramms. „Meiner Meinung nach gibt es vom Verband zu wenig Unterstützung“, klagt Manuel Ziegler. Das fängt mit den aus seiner Sicht zu hohen und deshalb gerade für jüngere Athleten demotivierenden Normen an und betrifft auch die finanzielle Förderung. „Ohne die Unterstützung meiner Eltern und des Vereins könnte ich den Sport überhaupt nicht machen“, sagt er.

Rückkehr in die USA

Auch deshalb zieht es ihn nun ein zweites Mal in die USA, die für ihn so etwas wie das „gelobte Land“ für Sportler sind. „Als Athlet ist man dort durch die Hochschulteams der Universitäten besser abgesichert“, sagt Ziegler. Nachdem er 2012 und 2013 bereits zwei Semester an der University of Memphis absolvierte, hat er nun ein Stipendium an der Virginia Tech ergattert, das sogar für beide Jahre seines Master-Studiums gilt, obwohl er nur noch ein Jahr für die Universität startberechtigt ist. Studiengebühren, Wohngeld, Verpflegung – all das übernimmt künftig die Hochschule.

Am 8. Januar ist Manuel Ziegler in die Vereinigten Staaten geflogen, die Hallensaison verbringt er komplett in Übersee. Anfang Juni wird er nach Deutschland zurückkehren. „Zum Glück liegen die Deutschen Meisterschaften in diesem Jahr wieder ziemlich spät, sodass ich noch genügend Zeit habe, mich zu akklimatisieren und darauf vorzubereiten“, sagt er. Seinen Titel aus Ulm würde er in Nürnberg (25./26. Juli) gern verteidigen, auch einen Start bei der Universiade in Gwangju (Südkorea) hat er ins Auge gefasst.

Fokus auf 2016

Ansonsten sieht er 2015 jedoch eher als Übergangsjahr. „In den USA gibt es andere Trainingsmethoden, an die ich mich erst gewöhnen muss. Eine weitere Umstellung wird die Anzahl der Wettkämpfe sein. In Deutschland holt man sich seine Form im Training, in den Vereinigten Staaten durch Wettkämpfe fast jedes Wochenende“, erklärt er.

Erst 2016 will der Mann von der LG Telis Finanz Regensburg wieder voll angreifen, dann sind auch internationale Starts vorgesehen. Für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien) müsste alles passen, aber ein Sprung zu den Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande) scheint machbar.

Technisch springt Ziegler schon jetzt sehr sauber. Wenn der 24-Jährige nun auch noch das Problem der mangelnden Schnelligkeit löst, ist er bereit für höhere Aufgaben. Dass er in diesem Bereich noch einiges draufpacken muss, hat ihm sein Bruder ja unlängst noch einmal vor Augen geführt.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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