| Anti-Doping-Kampf

Marathon-Asse unter Verdacht - Mo Farah legt Werte offen

Zwei Wochen vor den Weltmeisterschaften in Peking (China) steht in der Leichtathletik weiter das Thema Doping im Mittelpunkt. Die ARD hat am Wochenende neue Enthüllungen zur Leistungsmanipulation bei Marathonläufen veröffentlicht. Die IAAF wehrt sich, der Brite Mo Farah legte seine Blutwerte offen.
dpa/sim

Die Doping-Diskussion in der Leichtathletik nimmt weiter an Schärfe und Umfang zu. Die ARD veröffentlichte am Samstagabend neue Ergebnisse ihrer Doping-Recherchen. Danach soll die Auswertung von rund 12.000 Bluttests aus einer Datenbank des Weltverbandes IAAF auch ergeben haben, dass "etwa jede vierte Medaille" bei den großen Stadtmarathons der Jahre 2001 bis 2012 von Läufern mit dopingverdächtigen Werten gewonnen wurde.

Acht britische Sportler - unter ihnen Doppel-Olympiasieger Mo Farah - machten derweil in der "Sunday Times" ihre Blutwerte öffentlich. Die Daten stammen nach Angaben der Zeitung aus derselben Datenbank. Lauf-Star Farah erklärte, er freue sich, das Notwendige zu tun, um den Beweis seiner Sauberkeit anzutreten.

Seinem US-amerikanischen Trainer Alberto Salazar war zuletzt in einer BBC-Reportage vorgeworfen worden, in seiner Gruppe jahrelang mit verbotenen Mitteln gearbeitet zu haben. Salazar und Farah waren vom britischen Verband entlastet worden.

IAAF wehrt sich

Die IAAF kritisierte am Samstag erneut die beiden Wissenschaftler, die die Bluttests im Auftrag der ARD und der "Sunday Times" untersucht haben. Der Weltverband warf den Anti-Doping-Experten Michael Ashenden und Robin Parisotto vor, "absolut unkorrekte Behauptungen" aufgestellt zu haben.

Die IAAF wehrte sich gegen die Schlussfolgerung, gegen Athleten mit verdächtigen Blutwerten gar nichts oder zu wenig unternommen zu haben. Nach 2009 seien gegen mehr als 60 Athleten Sanktionen aufgrund abnormaler Blutwerte verhängt worden. Sie hätten zuvor insgesamt 140 internationale Medaillen gewonnen, drei Weltrekorde aufgestellt und 19 Stadt-Marathons gewonnen.

Rückendeckung erfuhr der Weltverband von Professor Arne Ljungqvist (Schweden), ehemals Vorsitzender der Medizinischen Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und Vize-Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA): "Die IAAF hat mehr getan als andere, vor den anderen - und wird nun von Leuten kritisiert, die keine Einsicht in die Handlungen der IAAF haben", sagte er und betonte: "Die IAAF war an allen großen Entwicklungen im Anti-Doping-Kampf beteiligt." Im Programm der biologischen Athletenpässe habe sie eine Schlüsselrolle gespielt.

Marathon-Sieger im Fokus

Die Auswertung der IAAF-Datenbank hatte vor einer Woche für ein regelrechtes Beben in der Leichtathletik gesorgt. ARD und "Sunday Times" hatten Ergebnisse veröffentlicht, nach denen jeder dritte Medaillengewinner in den Ausdauer-Disziplinen bei den Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen von 2001 bis 2012 verdächtige Blutwerte aufweise. Konkret soll es sich um 146 Medaillengewinner handeln, Namen wurden nicht genannt.

Die neuen Enthüllungen unter dem Titel "<link http: www.tagesschau.de sport doping-verdacht-101.html _blank link zu>Betrugsverdacht auf den Prachtstraßen", die die ARD-Doping-Redaktion am Samstagabend im Internet auf tagesschau.de veröffentlichte, enthalten keine genauen Zahlen, dafür den Hinweis: "Besonders bei den prestigeträchtigen Marathons in den USA und London stehen viele Podiumsplätze unter Verdacht." Der frühere 10.000-Meter-Europameister Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) sagte dazu ebenfalls tagesschau.de: "Das musste endlich einmal angesprochen und aufgedeckt werden. Es wundert mich eigentlich, dass es nicht schon viel früher rausgekommen ist."

Besonders viele Kenianer und Russen unter Verdacht

Fitschen hat in seiner Karriere häufig in Kenia trainiert. Das ostafrikanische Land dominiert seit Jahren die Straßenmarathons und Ausdauer-Wettbewerbe bei großen Leichtathletik-Veranstaltungen. Laut ARD-Recherchen gehören zu den Athleten mit dopingverdächtigen Werten besonders viele kenianische und auch russische Läufer. Selbst die IAAF hatte in der vergangenen Woche eingeräumt, dass die Anti-Doping-Maßnahmen beider Länder weit hinter denen anderer Nationen zurücklägen.

Die Organisatoren des London-Marathons zeigten sich in einer Stellungnahme am Sonntag besorgt, dass laut "Sunday Times" sieben Sieger zwischen 2001 und 2012 verdächtig gewesen sein sollen. Man wolle den Marathonlauf zu einem sicheren Hafen vor Doping machen, könne dies aber nicht allein schaffen. Preisgelder von gedopten Athleten würden zurückgefordert.

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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